Bhagavad Gita wie sie ist
Das ist nicht möglich. Wenn jemand denkt, er sei sich nur aufgrund von Unwissenheit nicht bewußt, daß seine Hände und Beine überall verbreitet seien, er werde aber zu dieser Stufe kommen, wenn er wahres Wissen erlange, dann ist seine Ansicht völlig widersprüchlich. Wenn die individuelle Seele der Höchste wäre, wie hätte sie dann von der materiellen Natur bedingt werden können? Der Höchste ist von der individuellen Seele verschieden. Der Höchste Herr kann Seine Hand unbegrenzt weit ausstrecken, die individuelle Seele jedoch nicht. In der Bhagavad-gītā sagt der Herr, wenn Ihm jemand eine Blume oder eine Frucht oder ein wenig Wasser opfere, werde Er es annehmen. Aber wie kann der Herr diese Dinge annehmen, wenn Er so weit weg ist? Darin besteht die Allmacht des Herrn: Obwohl Er Sich weit, weit entfernt von der Erde in Seinem eigenen Reich befindet, kann Er Seine Hand überallhin ausstrecken, um Opfergaben entgegenzunehmen. Das ist Seine Macht. In der Brahma-saṁhitā (5.37) heißt es: goloka eva nivasaty akhilātma-bhūtaḥ. Obwohl Er auf Seinem transzendentalen Planeten immer in Seine Spiele vertieft ist, ist Er alldurchdringend. Die individuelle Seele kann nicht behaupten, sie sei alldurchdringend. Deshalb beschreibt dieser Vers die Höchste Seele, die Persönlichkeit Gottes, und nicht die individuelle Seele.
Vers 15
15
s$avaeRin‰"yagAuNAABaAs$aM s$avaeRin‰"yaivavaijaRtama, /
@s$a·M( s$avaRBa{"aEva inagAuRNAM gAuNABaAe·{( ca //15//
sarvendriya-guṇābhāsaṁ
sarvendriya-vivarjitam
asaktaṁ sarva-bhṛc caiva
nirguṇaṁ guṇa-bhoktṛ ca
sarva – aller; indriya – Sinne; guṇa – der Eigenschaften; ābhāsam – die ursprüngliche Quelle; sarva – alle; indriya – Sinne; vivarjitam – existierend ohne; asaktam – ohne Anhaftung; sarva-bhṛt – der Erhalter eines jeden; ca – auch; eva – gewiß; nirguṇam – ohne materielle Eigenschaften; guṇa-bhoktṛ – Herr der guṇas; ca – auch.
Die Überseele ist die ursprüngliche Quelle aller Sinne, doch Sie Selbst ist ohne Sinne. Sie ist unangehaftet, obwohl Sie der Erhalter aller Lebewesen ist. Sie steht über den Erscheinungsweisen der Natur, und gleichzeitig ist Sie der Herr aller Erscheinungsweisen der materiellen Natur.
ERLÄUTERUNG: Obwohl der Höchste Herr der Ursprung aller Sinne der Lebewesen ist, hat Er keine materiellen Sinne wie sie. Eigentlich haben die individuellen Seelen spirituelle Sinne, aber im bedingten Leben sind diese von den materiellen Elementen bedeckt, und deshalb werden die Tätigkeiten der Sinne durch Materie hindurch manifestiert. Die Sinne des Höchsten Herrn jedoch sind nicht bedeckt. Seine Sinne sind transzendental und werden daher nirguṇa genannt. Mit guṇa sind die materiellen Erscheinungsweisen gemeint, aber die Sinne des Herrn sind frei von materieller Bedeckung. Man sollte verstehen, daß Seine Sinne nicht wie die unseren sind. Obwohl Er die Quelle all unserer Sinnestätigkeiten ist, hat Er transzendentale Sinne, die nicht verunreinigt sind. Dies wird in der Śvetāśvatara Upaniṣad (3.19) sehr schön erklärt: apāṇi-pādo javano grahītā. Der Herr, die Höchste Persönlichkeit Gottes, hat keine Hände, die von Materie verunreinigt sind, aber Er hat Hände und nimmt mit ihnen alle Opfer an, die Ihm dargebracht werden. Das ist der Unterschied zwischen der individuellen Seele und der Überseele. Die Überseele hat keine materiellen Augen, aber dennoch hat Sie Augen – wie könnte Sie sonst sehen? Die Überseele sieht alles – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Sie befindet Sich im Herzen des Lebewesens, und Sie weiß, was wir in der Vergangenheit getan haben, was wir gegenwärtig tun und was uns in der Zukunft erwartet. Dies wird auch in der Bhagavad-gītā bestätigt: Der Höchste Herr kennt alles, doch Ihn kennt niemand. Es wird beschrieben, daß der Höchste Herr keine Beine hat wie wir, daß Er Sich aber durch den Raum bewegen kann, weil Er spirituelle Beine hat. Mit anderen Worten, der Herr ist nicht unpersönlich; Er hat Augen, Beine, Hände und alles andere, und weil wir Teile des Höchsten Herrn sind, haben wir dies alles auch. Aber Seine Hände, Seine Beine, Seine Augen und Seine Sinne sind nicht durch die materielle Natur verunreinigt.
Die Bhagavad-gītā bestätigt ebenfalls, daß der Herr, wenn Er erscheint, durch Seine innere Energie so erscheint, wie Er ist. Er wird von der materiellen Energie nicht verunreinigt, denn Er ist der Herr der
Weitere Kostenlose Bücher