Bianca Arztroman Band 0011
die Tränen über die Wangen.
“Wir werden hier eine Basis errichten. Jemand muss die Telefonwache übernehmen, damit wir wissen, welche Gebiete schon durchsucht worden sind”, sagte Mark Winters, der Leiter der örtlichen Bergwacht, und blickte fragend in die Runde. Die Polizei hatte seine Hilfe bei der Suche nach Trisha und dem Baby angefordert.
“Das übernehme ich”, meldete sich Abbie mit einem Blick auf die bandagierte Hand. Viel lieber würde sie allerdings mit auf die Suche gehen.
“Ich bleibe auch hier”, verkündete Nick. “Ich kann ja leider wenig tun, außer mit dem Wagen herumzufahren.”
Mark erklärte den Anwesenden anhand einer Landkarte, wie die Suche vonstatten gehen sollte. “Es ist unwahrscheinlich, dass das Mädchen mit dem Baby weit gekommen ist. Läge sie bewusstlos am Straßenrand, hätte sie längst jemand gefunden. Aber wir dürfen die Möglichkeit nicht ausschließen, dass sie verwirrt ist und vom Wege abkam.”
“Sams Gruppe durchstreift die Stadt”, meldete James.
“Und Mike und Danny suchen mit der Polizei die Gegend um die Kirche ab”, fügte David hinzu. “Dort wurde Trisha zum letzten Mal gesehen, und zwar von Marion Rimmer, die auf dem Weg zum Friedhof war.”
Alle, die sich noch in der Praxis befanden, wurden zunehmend nervöser. Gleich nachdem das Verschwinden von Trisha und dem Baby bekannt geworden war, hatte sich die Party aufgelöst. Das kalte Büfett stand immer noch auf den Tischen, und niemand zeigte mehr Interesse an der neuen Computer-Anlage.
“Man fühlt sich so verdammt nutzlos, wenn man hier herumsitzt”, bemerkte Nick. “Ich hätte mit auf die Suche fahren sollen. Ich hätte die Seitenstraßen abfahren oder nach Newthwaite fahren oder sonst etwas Nützliches tun können.”
“Aber sie brauchen jemanden hier, der die Nachrichten koordiniert, Nick. Das weißt du doch”, erwiderte Abbie.
Ein bitteres Lachen war die Antwort. “Du triffst den Nagel immer auf den Kopf, Abbie”, sagte Nick. “Es ist allemal besser, meine Grenzen zu erkennen und das Leben so zu nehmen, wie es ist, statt nach dem Unmöglichen zu streben. Das meintest du doch?”
Als das Telefon läutete, nahm Nick den Hörer ab. Von zwei Suchgruppen war gemeldet worden, dass man von Trisha keine Spur gefunden hatte, und nach jedem neuen Anruf wuchs die Spannung. Abbie und Nick tranken viele Tassen Kaffee, um sich wach zu halten, aber sie sprachen wenig miteinander.
Um Mitternacht kehrten James und Elizabeth unverrichteter Dinge zurück. Sie bestanden darauf, dass Abbie nach Hause fuhr und sich ausruhte, und Nick stimmte ihnen zu. So machte sich Abbie schließlich gegen ihren Willen bei strömendem Regen und spürbarer Kälte auf den Weg. Sie kam an verschiedenen Suchgruppen vorbei, aber niemand hatte etwas Positives zu berichten. Immer wieder dachte Abbie darüber nach, wie ein Mädchen wie Trisha in einem so kleinen Ort wie Yewdale so einfach verschwinden konnte. Aber war nicht auch Adrian verschwunden …
Dieser Gedanke traf Abbie wie ein Blitzschlag. Sie sah Adrian vor sich, wie er durch das Küchenfenster der Shepherds starrte. Sie hörte Trisha ängstlich sagen, dass sie sich verfolgt fühlte. Sie dachte an die vielen Fotos am Spiegel in Adrians Zimmer und an Len Parkers Bemerkung über einen Landstreicher, der sich in dieser Gegend herumtrieb.
Sie rannte den Gartenweg hinauf und flüchtete sich in ihr Haus. Ihre Hände zitterten, als sie die Telefonauskunft wählte, um Len Parkers Telefonnummer zu erfragen.
Endlich antwortete Len, er schien schon geschlafen zu haben.
“Len, wo haben Sie den Mann gesehen, der sich hier in der Gegend herumtrieb?”, fragte Abbie atemlos. “Es ist wirklich wichtig.”
“Ich habe ihn mehrmals bei dem alten Haus außerhalb des Ortes gesehen, und ich habe mich gefragt, ob er dort untergekrochen ist, weil Rauch aus dem Schornstein aufstieg.”
“Meinen Sie etwa das alte Harper-Haus?”, fragte Abbie aufgeregt.
“Ja, als ich Mr. Walsh von dem Mann erzählte, erwähnte er diesen Namen.”
“Danke, Len. Würden Sie mir einen Gefallen tun und die Praxis anrufen? Erzählen Sie dort bitte, dass ich vermutlich Trishas Versteck kenne. Und sagen sie auch, dass sie sich wahrscheinlich mit Adrian im alten Harper-Haus aufhält und dass ich sofort dorthin fahre. Haben Sie das alles verstanden?”
“Ja. Aber wäre es nicht besser, zu warten, bis jemand mit Ihnen fährt? Ich mochte den Anblick dieses Mannes überhaupt nicht.”
“Wenn es
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