Bianca Arztroman Band 0011
kommen können.”
“Dann brauchst du wohl bald ein kleines Auto”, sagte Len. “Ich möchte nämlich nicht, dass du an Bushaltestellen stehst und wartest, seitdem ich den jungen Burschen gesehen habe, der die ganze Zeit hier herumhängt. Er sah mir ziemlich verdächtig aus.”
“Ach, der ist harmlos, Len. Mach dir keine Sorgen! Ich bin mit viel schlimmeren Typen zusammengekommen, als ich noch im Krankenhaus arbeitete”, versicherte ihm Mary.
“Ich freue mich jedenfalls, dass die Dinge hier so gut laufen”, bemerkte Nick. “Yewdale ist ein netter Ort zum Wohnen, nicht wahr, Abbie?”
“Das stimmt. Ich bin sicher, dass Sie hier sehr glücklich werden, Mary.”
Nick sah Abbie nachdenklich an, doch bevor das Gespräch fortgesetzt werden konnte, wurde die Aufmerksamkeit der Gäste auf eine Gruppe Menschen gelenkt, die in der Halle eine aufgeregte Sophie Jackson umringten. Dazu gehörten auch Frank und Jeannie Shepherd, die sehr besorgt aussahen, sowie Barry Jackson und Billy Murray, deren Gesichter Zorn und Erregung verrieten.
Abbie lief nach draußen und fragte, was los sei.
“Ist Trisha hier?”, fragte Sophie sichtlich beunruhigt.
“Trisha? Nein, sie war den ganzen Abend nicht hier. Warum suchst du sie? Ist etwas passiert?”, fragte Abbie.
“Ich wollte William bei Trisha abholen. Ich bin zwar etwas zu spät gekommen, weil ich den Bus verpasst hatte, aber als ich ankam, war niemand da. Ich schloss daraus, dass sie nicht mehr länger warten und William zu mir bringen wollte, aber bei meiner Mutter ist sie nicht aufgetaucht. Niemand weiß anscheinend, wo sie jetzt ist und was mit meinem Baby passiert ist!”, beklagte sich Sophie mit hysterischer Stimme.
Abbie nahm sie am Arm und führte sie in eines der Behandlungszimmer. Dann wandte sie sich an Jeannie Shepherd und fragte sie, wohin Trisha gegangen sein könnte.
“Ich weiß nicht, ich war unterwegs und wusste nur, dass Trisha etwas mit dem Baby arrangiert hatte. Als ich nach Hause kam und Trisha nicht da war, glaubte ich, sie ist zu Sophie gegangen. Frank und ich waren gerade dabei, uns für die Computer-Party zurechtzumachen, als Sophie zu uns kam. Ich weiß wirklich nicht, was mit unserer Trisha geschehen ist.”
“Es sieht ihr gar nicht ähnlich, einfach zu verschwinden, noch dazu mit einem Baby”, mischte Frank sich ein. “Ich gehe jetzt los und suche sie.” Billy und Sam schlossen sich ihm an, und Sam nahm für alle Fälle sein Handy mit.
Nick hatte sich inzwischen zu Sophie gesetzt, hielt ihre Hand und versuchte, sie zu beruhigen, während David und Abbie sich darüber unterhielten, ob vielleicht Trishas Diabetes der Auslöser für ihr merkwürdiges Verhalten gewesen sein könnte. “Wir wollen Jeannie fragen, ob Trisha ihr Insulin nach Vorschrift injiziert”, schlug David vor.
Jeannie war fest davon überzeugt, dass ihre Tochter sich am Morgen dieses Tages wie immer ihre Injektion gegeben hat. “Aber sie braucht heute Abend um acht ihre zweite Spritze. Was passiert, wenn sie nicht an ihre Sachen herankommt? Es wird ihr schlechtgehen, nicht wahr? Womöglich fällt sie sogar ins Koma? Sie müssen sie finden!”
“Keine Bange, wir finden sie”, sagte Abbie zuversichtlich. “Könnte es vielleicht sein, dass sie ihr Insulin mitgenommen hat? Haben Sie das überprüft?”
“Daran habe ich nicht gedacht”, antwortete Jeannie ängstlich. “Ich war ja selbst ganz durcheinander.”
“Wir sollten auf alle Fälle die Polizei verständigen. Wir dürfen keine Zeit verlieren”, erklärte David.
Abbie gab ihm im Stillen Recht. Es war höchst gefährlich, Trisha ohne die gewohnte Dosis Insulin herumlaufen zu lassen. Sie könnte schwindlig und konfus werden.
Jeannie fing an zu weinen, und Abbie gab sich alle Mühe, sie zu trösten und ihr zu versichern, dass Trisha und dem Baby ganz bestimmt nichts zustoßen würde. Sie warf einen Blick auf Nick und sah ihm an, wie besorgt auch er war. Schweigend ging sie in die Küche und setzte Wasser auf, um für alle Tee zu bereiten. Draußen war es stockfinster, und der Wind trieb dicke Regenwolken über die Berge. In dieser Jahreszeit waren die Nächte schon empfindlich kalt. Für Trisha würde es ein großes Risiko bedeuten, wenn sie bewusstlos im Freien lag mit Baby William neben sich.
“Jemand wird sie finden, Abbie”, sagte Nick, der jetzt mit seinem Rollstuhl neben ihr war und ihre kalte Hand ergriff.
“Hoffentlich hast du Recht, Nick.” Als er wieder hinausgefahren war, liefen Abbie
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