Bianca Arztroman Band 0011
wirklich viel, Em. Was ist, wenn du dich schlecht fühlst? Gibt es wenigstens ein funktionierendes Telefon in dem alten Haus?”
“Ja, und ich kenne die Notrufnummer auswendig!”
Wenig später hielt Molly vor dem dunklen kleinen Haus. Emily umarmte die Freundin. Dann stieg sie aus und ging mit langsamen, vorsichtigen Schritten über den dunklen Pfad zur Haustür.
Im Haus war es stickig, kühl und feucht. Emily zog ihr Kleid aus und legte sich sofort in ihr altes vertrautes Bett. Sie brauchte kein Licht. Der Mond schien durch die Scheiben und erhellte die Konturen.
Sie starrte an die Decke und legte beide Hände schützend auf ihren Bauch. “Oh Baby”, flüsterte sie, “was soll aus uns werden?”
11. KAPITEL
Will sah, dass Emily aufstand und ihren Platz verließ. Er sah auch ihr angestrengtes, mühsames Lächeln. Und er sah Don Springer, der sie ansprach, als sie im Begriff war, den Saal zu verlassen. Auch sein hämisches Grinsen war ihm nicht entgangen!
Ihm war, als ob eine kalte Hand nach seinem Herzen griff. Plötzlich wurde ihm klar, dass Emily nicht nur das Fest verließ, sondern dass sie vorhatte, aus seinem Leben zu verschwinden!
Jacquelines klammernde Nähe wurde ihm unerträglich, und es kostete ihn übermenschliche Anstrengung, sie neben sich zu dulden und nicht einfach wegzustoßen! Er fragte sich, wie und warum er die Gegenwart dieser egoistischen Person so lange ertragen hatte!
Der offizielle Teil des Abends war vorüber. Will wartete keine Sekunde länger. Er eilte vom Podium direkt auf seinen Tisch zu. “Wo ist Emily?”, fragte er panisch.
Mrs. Janssen machte ein bedauerndes Gesicht. “Sie hat keinen Grund angegeben. Aber sie sah nicht sehr glücklich aus!” Sie warf einen strafenden Blick auf Jacqueline, die immer noch an Wills Arm hing.
“Ach, Will, machen Sie sich keine Sorgen”, flötete Jacqueline süßlich. “Sie wird sich ausruhen in einem der Nebenräume und bald wieder da sein.” Sie entfernte mit spitzen Fingern ein unsichtbares Stäubchen auf Wills Jackett. “Kommen Sie, unsere Gäste warten. Wir haben Verpflichtungen ihnen gegenüber!”
Das war zu viel! Will packte Jacquelines Arm und schob sie heftig von sich. “Lassen Sie mich in endlich in Ruhe”, rief er aufgebracht, ohne Rücksicht auf Jacquelines Eltern und die anderen Gäste am Tisch.
“Aber Will …”
“Ich bin nicht Ihr Will! Ich bin Emilys Ehemann, und ich erwarte von Ihnen, dass Sie sich bei meiner Frau entschuldigen! Dieses ganze Theater hat lange genug gedauert! Jetzt ist es zu Ende! Ich gehe! Meine Frau braucht mich! Guten Abend!”
Jacqueline, ihre Eltern und Major Janssen starrten ihn verblüfft an. Nur Mrs. Janssen lächelte zufrieden und zwinkerte ihm zu.
Will verließ den Saal, ohne sich noch einmal umzudrehen. Er durchstreifte alle Nebenräume, auf der Suche nach Emily. Aber er fand sie nicht.
Er beschloss, Helen anzurufen. Wahrscheinlich hatte sich Emily ein Taxi genommen und war nach Hause gefahren. Er traf Molly in der Halle und sprach sie an. “Wo ist Emily?”, fragte er ohne Einleitung.
Molly schwieg. Sie war gerade wieder zurückgekommen, den Autoschlüssel noch in der Hand.
“Sie wissen, wo sie ist, nicht wahr?”
Gegen ihre sonstige Gewohnheit schwieg Molly immer noch. Will packte ihren Arm. “Molly”, sagte er beschwörend, “Sie sind Emilys beste Freundin! Ich bin sicher, dass Sie wissen, wo sich meine Frau aufhält! Ist sie nach Hause gefahren? Hat sie sich nicht wohlgefühlt?”
Molly schüttelte seinen Arm ab. “Sie wollte allein sein!”
“Allein sein? Was heißt das?”, rief Will aufgeregt.
“Nachdenken.”
“Mein Gott, Molly! Sie sind doch sonst nicht auf den Mund gefallen! Sagen Sie mir endlich, was passiert ist. Ich mache mir große Sorgen!”
Molly lachte auf. Es klang zynisch. “Das ehrt Sie, wenn es auch etwas spät kommt! Wochenlang haben Sie Ihre Zeit diesem … diesem Glamourgirl gewidmet, während Ihre Frau …” Sie hielt inne und schüttelte frustriert den Kopf. “Sie haben eine Frau wie Emily nicht verdient, Dr. Patton! Das Schlimme ist nur, dass Emily bereit ist, den Boden zu küssen, über den Sie wandeln! Das ist die Wahrheit!”
Will schwieg. “Das wusste ich nicht. Sie hat nie etwas gesagt”, sagte er schließlich.
“Natürlich nicht! Wenn man in ständiger Angst lebt, den Ansprüchen des anderen nicht zu genügen, dann muss man auf der Hut sein und darf sein Herz nicht auf der Zunge tragen.”
“Wo ist sie?”, fragte er
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