Bianca Arztroman Band 0011
an Wills Hals geworfen! Und Will war auf diese Schau hereingefallen! Das war das Schlimmste! War er blind? Sah er nicht, wie oberflächlich und egoistisch Jacqueline war? Sie interessierte sich nur für sich, und Ramonas Entbindung war ihr eine Last gewesen! Die ganze Arbeit auf der Station war ihr lästig! Ihr Interesse wurde erst geweckt, wenn ein attraktiver Arzt auftauchte.
Fröstelnd betrat Emily die Leichenhalle. Sie war leer. Auch Joe, der sich um die verstorbenen Patienten kümmerte, war nirgendwo zu sehen. Emily sah sich um. Wo war ein würdiger Platz für Ramonas Baby?
“Was machst du hier?”
Sie fuhr herum. Will stand in der offenen Tür. “Ich warte auf Joe”, sagte sie tonlos.
“Er kommt heute nicht mehr.” Er betrachtete sie lange. “Du solltest nicht hier sein, Emily.”
Plötzlich kamen ihr die Tränen. Sie sah hilflos und verlassen aus, mit dem toten Kind im Arm. Will schluckte. “Warte, ich bin gleich wieder da”, sagte er.
Er kam zurück, mit einem Körbchen und einem Namensschild. Vorsichtig nahm er ihr die Last ab, bettete das Baby auf die rosa Matratze und deckte es mit einer rosa Decke zu.
“Danke”, sagte Emily bewegt. “Woher hast du …?”
“Von der Kinderstation. Sie haben es mir gegeben.” Er legte den Arm um sie. “Komm, wir fahren nach Hause.”
Emily streichelte noch einmal zärtlich über das kleine Köpfchen, bevor sie mit Will die kühle Halle verließ. Mehr hatte sie für Ramonas Baby nicht tun können.
“Ich habe Jacqueline zu nichts ermuntert”, sagte Will plötzlich auf dem Weg zum Fahrstuhl.
“Du hast sie nicht zurückgewiesen”, erwiderte Emily.
“Sie hat mich regelrecht überfallen, Em.” Er griff nach ihrer Hand. “Ich bin mit dir verheiratet, und das heißt für mich, dass ich dir treu bin.”
“Willst du mir treu sein, oder bist du es nur, weil du ein Mensch bist, der zu seinem Wort steht?”
“Was soll diese Frage, Em?”
“Sie ist sehr wichtig für mich.”
Wills Piepser ging los. Er seufzte frustriert. “Wir müssen reden, Emily.”
“Ja.”
“Fahr schon einmal nach Hause. Ich komme nach, sobald ich fertig bin.” Er umarmte sie flüchtig. “Bis nachher!”
Aber aus der geplanten Unterredung wurde nichts. Will kam erst gegen Abend aus der Klinik. Er verschlang in Windeseile ein Sandwich und hetzte kurz darauf aus dem Haus. Das Festkomitee erwartete seine Hilfe bei den letzten Vorbereitungen für den großen Tag.
Emily ging zu Bett und erwachte früh am nächsten Morgen. Will war schon aufgestanden. Sie hörte das Rauschen der Dusche. Enttäuscht stand sie auf. Wieder war aus dem längst fälligen Gespräch nichts geworden.
Morgen ist der ganze Trubel vorbei, dachte sie erleichtert. Und dann dulde ich kein Ausweichen mehr! Ich muss mit Will reden, sonst ist alles zu spät!
Er kam zurück ins Schlafzimmer. “Habe ich dich aufgeweckt? Das wollte ich nicht! Ich bin extra früh aufgestanden, weil wir noch eine Menge zu tun haben.” Er beugte sich über sie und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Stirn.
“Ich bin von allein wach geworden. Eine Berufskrankheit! Wenn du nichts dagegen hast und ihr noch ein paar helfende Hände gebrauchen könnt, dann komme ich mit.”
“Ja, aber du musst dich beeilen. In einer Stunde fahre ich los.”
Sie lief ins Bad, stellte sich unter die Dusche und zog bequeme Leggings an. Dann lief sie in die Küche, wo Helen das Frühstück fertig hatte. Kevin war auch schon da.
“Hast du Lust, beim Dekorieren mitzumachen?”, fragte Will. “Wir können noch ein paar Leute gebrauchen.”
“Cool! Dürfen Judd und Eric mitkommen?”
Emily lächelte. Kevin hatte große Fortschritte gemacht. Er hatte sich mit seinen Erzfeinden angefreundet und die Prügeleien aufgegeben. Will hatte ihm beigebracht, dass Schlägereien auf Dauer nichts brachten, schon gar keine Freundschaften!
“Wenn ihr euch anständig benehmt”, sagte Will.
“Ehrensache!”, rief Kevin und warf Emily einen triumphierenden Blick zu. “Hilfst du auch?”
“Sie überwacht eure Arbeit”, antwortete Will für sie. Er schenkte ihr einen Kaffee ein. “Bitte versuche nicht, auf eine der Leitern zu steigen”, warnte er.
“Warum nicht? Hast du Angst, dass ich keine gute Figur mache?”
“Nein, Em, das ist es nicht”, warf Kevin ein. “Er sagt es, weil er fürchtet, dass die Leitern unter deinen Gewicht zusammenkrachen! Und wir brauchen die Leitern! Sie sind wichtiger als du!” Er kicherte fröhlich.
“Dir wird das
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