Bianca Arztroman Band 0011
vor die Tür.
“Wo soll er hin, Doc?”, fragten sie.
“In mein Büro. Und bleiben Sie da. Ich brauche Zeugen für das Gespräch.” Er ging rasch zu Kelly an die Rezeption und bat sie, die Polizei zu verständigen. Mr. Jennings musste aus dem Verkehr gezogen werden, wenigstens so lange, bis Mrs. und Miss Jennings in Sicherheit waren.
“Er war betrunken”, berichtete Pete später, nachdem die Polizei mit Mr. Jennings verschwunden war. “Er hat nur bis mittags gearbeitet, ist dann in einem Pub hängengeblieben, bis ihm der Wirt nichts mehr eingeschenkt hat und er gehen musste. Das hat ihn wütend gemacht, und als er nach Hause kam, hat er seine Frau verprügelt! Die Tochter war noch bei der Arbeit.”
Anna schüttelte sich, und er berührte leicht ihre Schultern. “Ich bin froh, dass Sie mich angerufen haben”, sagte er. “Aber jetzt sollten Sie nach Hause fahren. Ihre Kinder warten sicher schon!”
“Nein, ich habe sie angerufen und die Situation erklärt. Ich will vorher noch zu Janice und mich überzeugen, dass sie auch wirklich ihr Elternhaus verlässt!”
“Das brauchen Sie nicht, Anna. Die Klinik hat einen Sozialdienst, der sich um solche Dinge kümmert.”
Aber sie schüttelte den Kopf. “Nein. Ich will fahren. Sie kennt mich!”
“Dann begleite ich Sie”, erklärte Pete bestimmt. “Wir nehmen meinen Wagen. Er ist größer. Janice soll ihre persönlichen Sachen zusammenpacken, solange sie dazu Gelegenheit hat. Lange kann die Polizei ihren Vater nicht festhalten. Ich schätze, dass er schon morgen, im Laufe des Tages, wieder auf freien Fuß kommt.”
4. KAPITEL
Er hatte sich überschätzt! Hatte nicht bedacht, wie nah er ihr sein würde, während der Fahrt zu Janice! Wieder war es ihr Parfüm, das ihn benebelte. Ein ganz besonderer Duft! Nichts Schweres, Schwüles, eher ein blumiges, flüchtiges Aroma. Was auch immer, er fuhr voll darauf ab!
“Die nächste Straße links”, sagte sie, ahnungslos, was seine Gefühle betraf. “Das vierte Haus auf der rechten Seite. Sie ist da! Ich sehe Licht brennen!”
Janice Jennings war im Vorgarten. Eine Frau stand neben ihr. Pete sah, dass Janice zusammenzuckte, als er vor dem Gartentor anhielt.
Anna musste es auch gesehen haben. Sie sprang aus dem Wagen. “Hi, Janice”, rief sie, “ich bin es, Anna Crane aus der Klinik!”
Pete sah, dass die junge Frau schwankte und zu Boden sank. Ohnmächtig! Ein schöner Beginn ihrer Rettungsaktion! Vermutlich dachte sie, dass Anna gekommen war, um ihr den Tod ihrer Mutter mitzuteilen!
Anna war schon bei ihr, als er dazukam. Sie hatte Janice aufgesetzt und hielt ihre kalten Hände, während sie ihr in raschen Worten den wahren Sachverhalt erklärte.
Die Frau neben Janice war die Nachbarin, die den Rettungswagen alarmiert hatte.
“Er wurde im Krankenhaus festgenommen”, berichtete Pete, “aber wahrscheinlich wird der Haftrichter ihn morgen mit einer Verwarnung wieder entlassen. Wir wollen nicht riskieren, dass er seine Wut an Janice auslässt!”
“Das tut er bestimmt”, sagte die Nachbarin im Brustton der Überzeugung.
Janice hatte sich wieder erholt. Kraftlos lehnte sie am Gartenzaun.
“Sie müssen hier weg, Janice”, sagte Anna eindringlich. “Es ist Ihre letzte Chance! Hier haben Sie keine Zukunft!”
“Aber es ist mein Haus”, protestierte die junge Frau. “Ich habe es gekauft! Mit meinem Geld! Und jetzt soll er hier wohnen, während Mum und ich uns irgendwo verkriechen müssen? Das ist nicht fair!”
“Er hat wahrscheinlich eine Haftstrafe wegen Körperverletzung zu erwarten”, gab Anna zu bedenken. “Aber bis es zum Prozess kommt, wird eine Zeit vergehen. Der Richter wird ihn morgen mit einer Verwarnung erst einmal entlassen. Es ist jetzt zu gefährlich für Sie, hier zu bleiben. Über die Zukunft des Hauses sollten Sie sich im Augenblick noch keine Sorgen machen.”
“Dr. Crane hat Recht”, bestätigte Pete. “Eins nach dem anderen. Ihre Sicherheit hat Priorität, Janice. Packen Sie Ihre Sachen, auch für Ihre Mutter, und dann bringen wir Sie in die Klinik, damit Sie bei ihr sein können, wenn sie wieder zu sich kommt. Sie können vorübergehend im Huntley-Hospital wohnen.”
Janice fasste neuen Mut, ging ins Haus und packte zwei Koffer. Anna wartete im Garten. Pete fand, dass sie plötzlich sehr zart und hilfsbedürftig aussah. Am liebsten hätte er sie in die Arme genommen!
“Probleme?”, fragte er stattdessen nur.
Sie sah auf und lächelte schwach. “Ja und nein.
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