Bianca Arztroman Band 0011
sich schon zurückgezogen.
“Danke für die Heimfahrt”, sagte Anna und stand auf. “Ich begleite Sie noch zur Tür.”
“Keine Ursache”, erwiderte Pete. “Ich finde allein nach draußen.”
Aber sie schüttelte den Kopf. “Nein, das wäre unhöflich. Außerdem bin ich Ihnen wirklich dankbar, dass Sie mich nach Hause gefahren haben und zum Essen geblieben sind. Es hat mir gut getan, und ich fühle mich viel besser als vor zwei Stunden!”
Er wusste nicht, was er sagen sollte, ausgerechnet er, der selten um eine Bemerkung verlegen war! Er hätte gern noch mehr über die Kids gewusst. Ihm hatte imponiert, wie ruhig und fröhlich sie über die Vergangenheit gesprochen hatten. Er bewunderte, wie sie mit den Verlusten fertig geworden waren. Erst die Mutter, dann der Großvater, dann der Vater … Geblieben war ihnen Anna und das Haus … Welche Rolle hatte Anna tatsächlich im Leben dieser Familie gespielt?
Natürlich stellte er keine einzige Frage, sondern bedankte sich höflich für das Essen und verabschiedete sich rasch. Er sah sich nicht um, obwohl er wusste, dass sie auf der Veranda stand und ihm nachsah.
Er hatte nicht die leiseste Ahnung, was sie von ihm hielt. Weder als Arzt noch als Mensch. Er wusste nur, dass er sie als Mann nicht interessierte. Wäre es anders gewesen, er hätte es sofort gespürt. Dafür hatte er eine Antenne!
Vernünftiges Mädchen, dachte er halb anerkennend, halb ärgerlich. Schließlich hatte er ihr gleich am ersten Tag klargemacht, dass er nicht zu haben war!
Warum dann seine gemischten Gefühle? So, wie die Dinge lagen, spielte es keine Rolle, ob sie ihn mochte oder nicht. Sie waren ein Arbeitsteam, und wenn es weiter so gut lief, dann hatte er mit ihr das große Los gezogen!
Trotzdem hätte er gern gewusst, ob es einen anderen Mann gab, für den sie sich interessierte!
Er stellte sich dieselbe Frage auch am nächsten Abend auf der Party, als er sie lachend und gelöst im Gespräch mit Ken Riddell und Bill Finch sah. Bill war Ingenieur, ein alter Freund aus seiner Studentenzeit. Auch sein Kollege und Freund David Johnson, der Chef der Allgemeinambulanz am Huntley Hospital, schien von Anna sehr beeindruckt zu sein und wich kaum von ihrer Seite! Er hoffte nur, dass Sally Johnson, seine Frau, sich nicht darüber aufregte. Sally war eine großzügige, tolerante Person, aber man konnte nie wissen …
Anna war ziemlich spät gekommen und hatte sich ausgiebig entschuldigt, als er sie an der Tür begrüßte. Sie war in der Klinik aufgehalten worden. Janice hatte sie angerufen und panisch mitgeteilt, dass ihr Vater, der gegen Kaution entlassen worden war, unterwegs in die Klinik war, um Randale zu machen! Ihre Mutter, Mrs. Jennings, war wieder bei Bewusstsein, lag aber noch auf Intensiv. Janice hatte die schlechte Nachricht von der Nachbarin bekommen. Die Frau hatte sofort angerufen, als Mr. Jennings fluchend und drohend das leere Haus in Richtung Klinik verlassen hatte.
“Waren die Ordnungshüter rechtzeitig zur Stelle?”, hatte Pete gefragt.
Anna grinste. “Nein, mein Tattoo-Mann, Tim Fisher, hat das erledigt. Er war gerade in der Notfallambulanz, als Mr. Jennings hereinstürmte. Tim musste nicht viel tun. Er stand nur auf, erhob sich zu seiner vollen Größe und erklärte ihm, dass er hier unerwünscht sei! Janice war dabei. Sie saß in der Ambulanz und wartete auf die Schwester, die ihren Nasenverband erneuern wollte. Auch Tim saß im Wartezimmer, und die beiden kamen miteinander ins Gespräch.”
“Ein ungleiches Paar”, hatte er noch bemerkt, ehe Liz auftauchte und zum Essen bat.
Er hatte sie in aller Ruhe beobachten können. Ihre widerspenstigen roten Locken hatte sie auf dem Kopf zusammengesteckt, aber nicht verhindern können, dass sich einzelne Strähnen aus dem lockeren Knoten gelöst hatten und sich spielerisch ihren schlanken Hals herabkringelten.
Sie hatte ein schönes Profil mit vornehmer, klassischer Nase und dem charmanten Grübchen in der Wange. Ihr weißer Hals bog sich elegant, wenn sie sich zu Ken Riddell, ihrem Tischnachbarn drehte, um ihn besser verstehen zu können.
Er fand, dass Ken Riddell ein ganz netter Typ war. Und das musste auch Linda, die neue Assistenzärztin von der Radiologie, bemerkt haben. Jedenfalls sprach ihr Lächeln Bände, wenn sie Ken ansah!
“Alles klappt wie am Schnürchen”, flüsterte Liz ihm zu. “Die Stimmung könnte nicht besser sein. Du hast einen guten Riecher gehabt bei der Auswahl der Gäste.”
“Und du
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