Bianca Arztroman Band 0011
das der Grund war? Was auch immer, er hätte stundenlang in diese Augen blicken können …
“Und was haben Sie gesagt?”, fragte er schließlich und riss sich von ihren Augen los.
“Ich habe gesagt, dass ich mich zuerst mit Ihnen besprechen muss.”
“Warum?”
Sie sah erstaunt aus. “Das ist normal, nicht wahr? Sie haben mich mitgenommen! Ohne Sie wäre ich nicht hier! Wenn ich mich jetzt den Friseuren als Haarmodel zur Verfügung stelle, dann sind Sie allein! Okay, wahrscheinlich nicht lange. Ich nehme an, dass Sie schon bald Gesellschaft haben werden, aber wir sind zusammen gekommen, und es ist unhöflich, wenn ich einfach verschwinde!”
“Möchten Sie sich gern frisieren lassen?”, fragte er.
Sie senkte die Lider und zuckte leicht mit den Schultern. “Ich hätte nichts dagegen. Es wäre eine Premiere für mich.” Sie sah ihn an. “Ich habe mich nie um meine Frisur gekümmert. Früher hatte ich immer kurze Haare. Eines Tages ließ ich sie einfach wachsen. Aber ich habe keine Ahnung, wie ich sie in Form bringen soll.” Sie lächelte entschuldigend. “Außer einem Haarband oder einem Kamm fällt mir nichts ein. Deshalb gibt es meistens nur einen kräftigen Bürstenstrich!” Sie lachte. “Und seit ein paar Wochen natürlich die rote Farbe, die Jackie und Josh für mich ausgesucht haben!”
Er betrachtete sie genauer. Er fand, dass sie bezaubernd aussah mit den wilden roten Locken! Wie ein junges Mädchen! Dabei hatte sie zwei Ehen hinter sich! Unglaublich!
“Meinetwegen können Sie sich in die Hände der Figaros begeben”, sagte er lächelnd. “Ich hoffe nur, dass Sie nachher nicht am Boden zerstört sind! Meinen Schwestern ist es manchmal so ergangen. Sie betraten hoffnungsvoll einen Friseursalon und verließen ihn in Weltuntergangsstimmung! Zu Hause verbarrikadierten sie sich im Badezimmer und kamen erst wieder zum Vorschein, als die ganze Pracht herausgewaschen war!” Er lachte in Erinnerung. “Gehen Sie nur”, rief er ermunternd, als er ihre Unsicherheit bemerkte. “Mir persönlich gefällt Ihre Frisur, wie sie ist.”
Einen Moment lang sah sie überrascht aus, ehe sie sich umdrehte und davoneilte. Er sah ihr nach. Seufzte auf. Kämpfte einen stillen Kampf, ob er ein drittes Glas Sekt trinken oder den Rest des Abends mit Mineralwasser verbringen sollte. Entschloss sich für den Sekt und für ein Taxi.
Er blieb tatsächlich nicht lange allein. Eine attraktive, selbstbewusste Blondine gesellte sich zu ihm. Nach fünf Minuten wusste er, dass sie genau der Typ Frau war, den er bis jetzt bevorzugt hatte. Hübsch, sexy, und ebenso wenig an einer festen Bindung interessiert wie er.
Vor vielen Jahren war das anders gewesen. Damals kannte er Kate. Er hatte sie heiraten wollen und ihr einen Antrag gemacht, den sie abgelehnt hatte. Nicht aus mangelnder Zuneigung, sondern aus dem sicheren Gefühl heraus, dass er für die Ehe noch nicht reif war. ‘Wenn ich heirate, dann nicht, um mich ein paar Jahre später wieder scheiden zu lassen’, hatte sie erklärt. ‘Für mich heißt Ehe nicht nur Verliebtsein, sondern Treue und Solidarität in allen Lebenslagen! ‘
Damals war er ziemlich sauer gewesen. Auf alle Frauen! Aber irgendwann hatte er zugeben müssen, dass Kate Recht gehabt hatte. Sie hatte seine jugendliche Unrast, seinen Abenteuergeist richtig eingeschätzt! Schon ein Jahr später hatte er Australien verlassen, um in einer einsamen Himalaya-Region zu arbeiten, und noch etwas später war er als medizinischer Betreuer mit einer Antarktis-Expedition monatelang zum Südpol unterwegs. Aber das war noch nicht alles. Schön waren auch die Monate im nordwestlichen China gewesen, bei den Bergvölkern …
“Sie arbeiten regelmäßig in irgendwelchen einsamen Gegenden?”, erkundigte sich die Blondine interessiert, nachdem er ihr von einigen Erlebnissen erzählt hatte. “Das wundert mich! Ein gut aussehender Mann wie Sie … und noch immer ungebunden!”
Er lachte verlegen. “Nein, heutzutage bin ich meistens im Lande! Ich werde älter und bequemer.” Er dachte an Kate und war ihr dankbar, dass sie damals so klug und weitsichtig entschieden hatte. Die Aufenthalte weitab von der gewohnten Zivilisation hatten ihm gut getan. Er hatte die Herausforderung gebraucht und war jedes Mal erfrischt und mit neuem Schwung zurückgekehrt! Nein, mit einer Familie im Hintergrund wäre er unglücklich geworden. Eine Frau, Kinder und ein Heim wären ihm damals wie Fesseln erschienen! Kluges Mädchen, diese
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