Bianca Arztroman Band 0031
als sie die tiefe Stimme erkannte. Dabei schwenkte sie ihr Glas, sodass ein paar Tropfen über den Rand schwappten. Nervös schaute sie sich nach einem Platz um, an dem sie das Glas hinstellen konnte, um sich die Hand abzuwischen.
“Erlauben Sie, Schwester Harris?” Niall Gillespie lächelte kühl, als er ihr das Glas aus der Hand nahm. Sie murmelte ein Dankeschön und kramte in ihrer Handtasche nach einem Taschentuch. Sie war sich des eisigen Lächelns, das auf ihr ruhte, nur zu sehr bewusst.
Was war bloß los mit ihr? Sie reagierte wie ein … aufgeregter Teenager, dem fast das Glas aus der Hand fiel, nur weil Dr. Eisig sich ihr näherte! Endlich hatte sie ein Taschentuch gefunden und wollte sich die Hand trocknen, aber alles, was sie sehen konnte, waren diese hellgrünen Augen, die sie an Lagunen aus Karibikfilmen erinnerten. Sein Blick ruhte auf ihr.
Sarah hatte das Gefühl, dass sie zu viel getrunken hatte, und auch die Tatsache, dass er ihr in den Sinn kam, als sie über ihren Traummann nachgedacht hatte, schob sie auf den Alkohol. Sie würde gut daran tun, diese Nacht die Finger vom Alkohol zu lassen. Es war nicht vorauszusehen, mit welchen Fantasien sie sonst noch konfrontiert werden würde.
Niall hielt ihr wieder das Glas hin, und sie nahm es dankend entgegen. Sie versuchte das Kribbeln zu ignorieren, das sie bis zum Ellbogen fühlte, als sich ihre Fingerspitzen berührten. Sie setzte ein Lächeln auf und versuchte seine Nähe nicht mehr so wahrzunehmen, aber das käme dem Versuch gleich, an einem schönen Sommertag die Sonne zu ignorieren! Durch den dünnen Stoff ihres grünen Kleides konnte sie seine Wärme auf ihrer Haut spüren. Sie bekam eine Gänsehaut, ihre Brüste zogen sich zusammen …
Als Sarah bemerkte, was mit ihr passierte, konnte sie gerade noch einen Laut des Erschreckens unterdrücken. Es erstaunte sie, schockte sie, entsetzte sie. Was geschah mit ihr? Warum fand sie die Nähe dieses Mannes so atemberaubend?
Sie flüchtete ins Gespräch, damit sie nicht weiter darüber nachdenken musste. “Angeln Sie denn auch, Dr. Gillespie?”
“Früher schon.” Er schenkte ihr ein weiteres von seinen kühlen Lächeln, aber sie hatte das Gefühl, dass dieses sogar schon ein wenig aufgetaut war. Sie konnte ein wenig Spannung um seine Mundwinkel erkennen. Er stand etwas steif herum und schaute auf einen Punkt direkt über ihrem Scheitel. Es war eine Erleichterung, als Dr. Henderson den Gesprächsfaden wieder aufnahm und ihr damit eine Ablenkung verschaffte.
“Es ist nicht besonders leicht, Zeit für die Hobbys zu finden, nicht wahr, Niall? Man wird so in den Beruf eingespannt, dass alles andere an die zweite Stelle tritt.” Dr. Henderson seufzte reumütig. “Jetzt wünsche ich mir, dass ich mir die Zeit ein bisschen besser eingeteilt hätte, dann würde mich die Aussicht auf ein Rentnerdasein nicht so deprimieren. Aber es gibt keinen Grund zurückzuschauen. Nun muss ich an die Zukunft denken. Und falls ich nicht bald wieder zu Hause bin, bekomme ich von Meg etwas zu hören!”
Dr. Henderson drehte sich zu Sarah und lächelte sie an. “Ich habe gehört, dass Sie Schwierigkeiten hatten, hierherzukommen, Sarah. Soll ich Sie mit dem Taxi mitnehmen? Es liegt auf meinem Weg.”
“Oh ja, bitte. Wenn es Ihnen keine Schwierigkeiten bereitet.” Sie freute sich über das Angebot. Es bot ihr nicht nur die perfekte Entschuldigung, damit sie gehen konnte, es bewahrte sie auch davor, ihr Geld für die nächste Woche schon anzubrechen, um das teure Taxi zu bezahlen. “Ich verabschiede mich nur noch von den anderen. Gehen Sie ruhig schon vor, dann treffen wir uns vor der Tür, Dr. Henderson.”
Sie eilte davon und erklärte Irene ihr Vorhaben. Einige versuchten sie zum Bleiben zu überreden, aber sie schob Müdigkeit als Grund vor. Und wahrscheinlich ist das gar nicht so weit hergeholt, dachte Sarah, als sie die Halle verließ. Sie hatte eine anstrengende Schicht hinter sich. Außer den Zwillingen und Holly Louise hatte sie noch drei andere Geburten gehabt. Das war wahrscheinlich auch der Grund, warum sie sich am Abend so komisch gefühlt hatte.
Glücklich, so eine rationale Erklärung für ihre Reaktion auf Dr. Gillespie gefunden zu haben, ging sie zum Foyer, aber sie konnte Dr. Henderson nirgends sehen. Sie ging hinaus und überlegte, ob sie ein Taxi anhalten sollte, falls sie eins sah. Um diese Uhrzeit fuhren nicht viele Taxis, und es wäre schade, eines einfach so vorbeifahren zu lassen, um dann
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