Bianca Arztroman Band 0031
kühle Grün wahrnahm, das überhaupt nichts verriet. “So gehe
ich
üblicherweise vor, wenn die Geburt so reibungslos verläuft, Doktor. Dieser Augenblick ist für die Familie wichtiger als jeder andere. Es ist die Gelegenheit zu spüren, dass ihr Baby wirklich da ist.”
“Was für eine mitfühlende Geste, Schwester. Dennoch empfinde ich es als unnötig, die Gesundheit des Kindes oder der Mutter aufs Spiel zu setzen. In Zukunft stellen Sie bitte sicher, dass alles nach Lehrbuch verläuft, das heißt, dass sowohl die Mutter als auch das Kind sofort gründlich untersucht werden, damit jede Art von Komplikation vermieden werden kann.”
Er wollte das Zimmer verlassen, aber Sarah war so aufgebracht, dass sie ihn am Arm festhielt. “Es bestand weder für das Kind noch für die Mutter ein Risiko, das versichere ich Ihnen!”
“Vielleicht kein offensichtliches.” Er schenkte ihr ein eisiges Lächeln und schaute dann auf ihre Hand, die auf seiner Schulter lag.
Sie ließ ihn sofort los und war ganz überrascht über ihre eigene Reaktion. Ihr Kopf lief rot an, ohne dass sie es verhindern konnte. Das war schon immer so gewesen. Immer, wenn sie verärgert oder aufgeregt war, dann konnte man es anhand ihrer Gesichtsfarbe feststellen. Diese Röte verriet nun die Gefühle, die sie für Niall Gillespie hegte!
Sie atmete tief durch und gab sich sichtlich Mühe, ihre Aufregung unter Kontrolle zu halten. Niall sollte sie nicht so leicht durchschauen. “Ich bin mir sicher, Herr Doktor, dass ich schon genug Kindern auf die Welt geholfen habe, um beurteilen zu können, ob ein Risiko für die Mutter oder das Kind besteht.”
“Man muss immer mit dem Unerwarteten rechnen.” Sein Ton war so tief, dass man seinen Akzent plötzlich besser heraushörte. Das verlieh seiner Stimme eine Sinnlichkeit, deren Schwingungen sie bis tief in ihrem Innern spürte. “Wir können es uns nicht leisten, irgendein unnötiges Risiko auf uns zu nehmen.”
Er drehte sich um, ging ein paar Schritte und schaute noch einmal zurück. “Übrigens, was ist es denn?”
“Was es ist?”, wiederholte sie verwirrt und war sich nicht sicher, ob ihre Fantasie mit ihr durchbrannte. Niall Gillespie sah genauso kühl und unnahbar aus, wie sie ihn kannte; nichts an seinem Benehmen erklärte den Schmerz, den seine Stimme verraten hatte.
“Das Kind. Ist es ein Junge oder ein Mädchen?”, unterbrach er ihre Gedanken.
“Oh, ein Mädchen.” Sie warf einen Blick auf die Tafel, wo die Namen draufstanden, die die Eltern ausgesucht hatten. “Holly Louise. Ich glaube, so wird sie heißen.”
“Dann gratulieren Sie bitte den Eltern in meinem Namen.” Er fügte nichts mehr hinzu, er ging einfach nur hinaus und schloss die Tür des Kreißsaals hinter sich.
Sarah sah ihm einen Augenblick gedankenverloren nach, bis Karen sie zu sich rief. Die junge Mutter wollte wissen, was das für eine cremige Substanz war, die die Haut ihres Kindes bedeckte. Während Sarah den faszinierten Eltern die Funktion der Käseschmiere erklärte, kreiste ein Teil ihrer Gedanken um Niall Gillespie.
Während sie das Baby zu der Waage trug, überlegte sie, ob sie sich etwas eingebildet hatte oder ob seine Stimme wirklich einen peinvollen Unterton gehabt hatte?
Sie war sich nicht mehr sicher. Hätte sie das als reine Einbildung abtun können, dann würde sie sich keine Gedanken mehr machen. Aber nun war Sarahs Neugierde geweckt worden … obwohl sie daran zweifelte, dass Niall Gillespie ihr Interesse gutheißen würde.
2. KAPITEL
“Sarah … hier! Wir haben dir einen Platz freigehalten.”
“Danke. Ich habe gedacht, dass ich überhaupt nicht mehr ankommen würde. Nachdem ich vergeblich auf den Bus gewartet habe, bin ich wieder nach Hause gegangen und habe mir ein Taxi bestellt.”
Sarah setzte sich neben Irene und lächelte die Gruppe an. Es waren ganz schön viele, die sich in der Kneipe neben dem Krankenhaus versammelt hatten, um gemeinsam einen Drink einzunehmen, bevor sie zusammen auf Dr. Hendersons Abschiedsparty gingen, die in einem Hotel ganz in der Nähe stattfinden würde. Das Personal von mehreren Abteilungen war erschienen und natürlich auch das Team der Geburtsstation.
“Wow, ich erkenne euch fast nicht wieder. Ihr seht alle so festlich aus, wenn ihr keine Arbeitskleidung anhabt”, witzelte sie.
Alle lachten, dann griff Helen nach ihrem Glas und hob es in die Luft. “Wie wäre es mit einem Toast auf meine allererste Geburt, einen Toast auf Holly Louise, und dass
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