Bianca exklusiv 0177
wieder deine Männlichkeit beweisen willst: Ich stehe gern zurück.“
„Danke, ich bin für Gleichberechtigung. Also, los.“
„Schon gut.“ Sara stellte ihren nackten rechten Fuß in seine Handfläche, griff nach dem Gitter und hoffte, dass es hielt. Ben hob sie hoch und versuchte, sie nach oben zu stemmen. Das Spalier wackelte, hielt aber. Sara kletterte weiter und gewann bei jedem Schritt mehr Sicherheit. Als ihr plötzlich die Situation bewusst wurde, wurden ihr die Knie weich, und sie kam ins Zittern.
„Vorsicht“, raunte er.
Das war ein guter Rat. Ben Northcross passte nicht in ihre Pläne, auch wenn er attraktiv war … Wie eine langbeinige Spinne schwang sie sich nach oben. Gerade wollte sie sich über die Balkonbrüstung schwingen, als es nicht weiterging. Sie hing fest!
„Ich glaube, dein Hemd hat sich irgendwo verhakt, aber im Dunkeln ist es schwer zu erkennen.“
„Na großartig, dann muss ich wohl wieder herunterklettern.“ Sie versuchte mit der Zehenspitze Halt zu finden, aber das Hemd wurde am Hals so stramm, dass es sie fast erstickte. So hing sie in der Schwebe. „Was nun?“, fragte sie ratlos.
„Bleib da, ich komme ’rauf.“
Immer spielt er den Rettungsengel, dachte sie wütend, obwohl sie in diesem Augenblick dafür dankbar war. Es wäre zu peinlich, wenn West sie am Morgen wie eine Gottesanbeterin im Spalier hängen sähe. Das Holz unter ihr knarrte, als Ben sich hinaufschwang. „Vorsichtig“, warnte sie.
„Bin ich ja.“ Unter seinen Stiefeln knackte ein Brett. Schon hatte er einen Arm um sie gelegt. „Lehn dich gegen mich, und lockere den Griff ums Geländer. Aber noch nicht loslassen.“
„Keine Sorge, im Moment könnte mich kein Erdbeben von der Stelle bringen.“ Sie spürte die Wärme seiner Hand.
„Sara, entspannen, überlass dich meinem Griff.“
Entspannen wäre nur möglich, wenn sie seine Nähe mied, aber um loszukommen, musste sie dichter an ihn heran! Sie atmete tief ein, überließ sich seinen Armen, und ein Schauer kribbelte ihr über den Rücken.
„Ganz ruhig, ich versuche, das Hemd loszubekommen.“
Man hörte, wie der Stoff riss, das Spalierholz knarrte. „Schnell“, warnte Sara und schwang sich zum Balkon hinauf, Ben folgte ihr.
„Zurück müssen wir auf anderem Weg“, sagte er.
Sara schaute hinunter. „Ich schätze, zu den Schadensersatzforderungen kommt noch ein lädiertes Spalier.“
„Und ein Hemd für Arthur.“ Ben hielt die Enden hoch. „Du bekommst eine Lungenentzündung.“
„Das wäre ja nicht so schlimm. Wenn West herausfindet, dass ich für alles hier verantwortlich bin …“
„Du heiratest ihn doch, dann verzeiht er dir.“
„Ich habe nicht mal die Aussicht, dass er mir einen Antrag macht. Er war außer sich.“
„Das verstehe ich nicht. Bis zur Brody-und-Cleo-Show war die Party sturzlangweilig.“ Ben versuchte, das Fenster zu öffnen. „Es ist geschlossen. Ist hier eine Alarmanlage?“
„Nein.“
„Bestimmt nicht?“
„Nein, wieso?“
„Ich muss die Scheibe einschlagen.“
„Bist du verrückt? Das wäre Einbruch, und wir werden verhaftet.“ Sie sah sich nach einer Lösung um.
Ben rüttelte am Fenster. „Du versuchst, nach unten zu kommen, und rettest mich mit einer Leiter.“
„Das hättest du wohl gern. Du steckst hier genauso drin.“
„Es war nicht meine Idee, dass du das Hochzeitskleid anziehst.“
„Meine eigentlich auch nicht …“ Sie verstand noch immer nicht, wieso das Kleid sie so fasziniert hatte. „Wir brauchen auch nicht darüber zu streiten. Du wirst für den Ärger heute Abend bezahlt und noch mal, wenn du das Kleid ablieferst, es gibt also keinen Grund zur Klage.“
„Geld löst nicht unser derzeitiges Problem. Also, was nun, brechen wir ein, oder warten wir, bis jemand das Fenster öffnet?“
Es musste noch eine andere Lösung geben. Sara schaute nach rechts und links und entdeckte im Dunkeln einen weiteren, größeren Balkon. Außerdem sah sie, dass das Dach in einer steilen Schrägung bis zur Küche verlief. Über ihnen bog es sich in einem scharfen Winkel zum zweiten Stock hinauf, unter ihnen … Nun, ein Sprung war wohl keine gute Idee. Sie schwang sich aufs Balkongeländer und balancierte wie ein Seiltänzer darauf. „Bleib du hier, ich werde versuchen, den Tag zu retten.“
Bevor Ben sich von seiner Überraschung erholen konnte, kletterte Sara schon an der Wand hinauf. „Komm zurück, Sara“, flüsterte er, „du bist wohl wahnsinnig geworden!“
„Schhhh!
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