BIANCA EXKLUSIV Band 0174
behalten.“ Sie seufzte. „Also gut, ich bringe sie so gegen Mittag bei dir vorbei, wenn es dir recht ist.“
Nancy lachte. „Du hast es ja wirklich eilig.“
„Glaub mir, dass es so schnell gehen muss, liegt bestimmt nicht an mir. Aber manche Mieter beschweren sich schon. Na ja, einer.“
„Aha. Ich habe mich schon gefragt, ob die Kinder normal sind oder wandelnde Katastrophen. Es sind doch normale Kinder, oder? Ich muss sie doch nicht anketten oder so?“
„Sag mal, hast du zufällig eine Katze?“
„Ja.“
„Dann werden sie völlig artig sein.“
„Hm?“
„Das erkläre ich dir, wenn wir uns sehen. Ciao.“ Erleichtert legte Dani auf, nahm einen Spendenquittungsblock und eilte zur nächsten Verabredung.
Wie immer kam Colby erst spätabends nach Hause. Seine Mitarbeiter gingen meist schon zwischen sechs und sieben, aber er blieb, bis ihn der Hunger plagte.
Er hängte sein Jackett auf, legte die Manschettenknöpfe in ein Schälchen und überflog die Post. Dann rollte er die Ärmel hoch, machte sich in der Mikrowelle etwas warm und aß, während er am Computer die neuesten Wirtschaftsmeldungen überflog.
Eine Stunde später – er diktierte gerade eine Reihe von Memos – störte erneut das laute Weinen eines Kindes seine geheiligte Ruhe. Wütend stellte er das Diktaphon aus. Nun reichte es aber! Er würde nicht schon wieder eine schlaflose Nacht verbringen, selbst wenn das hieße, die gesamte Risvold-Familie ins Auto zu packen und sie persönlich im nächsten Hotel abzuliefern.
Er ging zur Wohnungstür, riss sie auf und sah sich einer bildschönen, schmuckbehängten Blondine im Nerz gegenüber, die ein quäkendes Baby auf dem Arm trug.
„Colby, mein Lieber.“ Sie klimperte mit den satt getuschten Wimpern und lächelte schelmisch. „Du magst doch Überraschungen?“
2. KAPITEL
Die Blondine verbreitete beim Hereinkommen eine Wolke von Parfümduft. „Küsschen, Küsschen“, sie hielt ihre geschminkten Wangen in Colbys Richtung, setzte das Baby auf den Boden, strich sich das zerdrückte Nerzrevers glatt und schaute sich in Colbys Wohnung um, als betrachte sie einen Heuschober. „Das ist also dein kleines Nest, ja? Wie rustikal. Mutter wäre entsetzt.“
Colby spürte sogleich wieder den vertrauten Druck im Nacken. „Was machst du hier, Olivia?“
„Seit wann brauche ich einen Grund, um meinen Lieblingsbruder zu besuchen?“
Colby gab sich keine Mühe, zu betonen, dass er ihr einziger Bruder war, schloss die Tür und betrachtete seine Schwester. Zuletzt hatte er sie vor sechs Jahren gesehen, als sie bei der Beerdigung ihres Onkels einen Tobsuchtsanfall bekam, weil der alte Herr sie nicht im Testament bedacht hatte.
„Lass den Quatsch, Olivia, du würdest nicht mal den Papst an seinem Totenbett besuchen, es sei denn, es gibt dort etwas für dich zu holen.“
Sie schürzte die roten Lippen vorwurfsvoll. „Sei nicht so uncharmant, mein Lieber, ich dachte, du würdest deine Nichte gern kennenlernen.“
„Nichte?“ Sein erstaunter Blick ging zu dem blondgelockten Bündel, das gerade auf seinen makellosen weißen Teppich sabberte. „Das ist dein Kind?“
„Süß, nicht?“ Sie machte eine Bewegung mit ihrer manikürten Hand. „Megan, Schatzi, sag deinem Onkel Colby guten Tag.“
Megan blinzelte, stopfte eine Faust in ihren feuchten Mund und stieß einen ärgerlichen Laut aus. Das und der Schleim, der aus dem winzigen Näschen rann, minderten Colbys Begeisterung beträchtlich.
Olivia sah sich genervt um. „Der kleine Vielfraß ist vermutlich wieder hungrig.“
Colby konnte es noch immer nicht fassen, dass seine eitle, gierige Schwester sich nun in eine fürsorgliche Mutter verwandelt haben sollte. „Das Kind ist adoptiert, oder? Du hast es doch nicht geboren?“
„Allerdings habe ich das. Es war die ekelhafteste Erfahrung meines Lebens.“ Olivias Nerzmantel ging auf, sodass ein glänzendes rotes Etuikleid sichtbar wurde, das ihre makellosen Kurven betonte. „Meine Figur ist ruiniert, selbst der beste Schönheitschirurg in Brentwood konnte sie nicht wieder hinkriegen.“ Sie betrachtete sich von oben. „Ich sehe noch immer wie eine Bäuerin aus.“
Da Olivia ohnehin nur die eigene Meinung interessierte, zog Colby es vor, nichts zu sagen.
Inzwischen steigerte sich Megans Greinen in ein unmutiges Geheul, das beinahe den Krach im Hausflur übertönte.
Colby wollte sich gerade dem Geräusch widmen, als Olivia ihn am Arm packte und nervös lachte. „Ach, ich Dumme, ich
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