BIANCA EXKLUSIV Band 0174
1. KAPITEL
Colby Sinclair hasste Kinder nicht unbedingt, aber sie nervten ihn schnell. Deshalb wohnte er auch in einem Apartmenthaus, in der es kaum welche gab.
Verständlicherweise war er deshalb wenig begeistert davon, dass ausgerechnet seine bei der Wohlfahrt arbeitende Nachbarin dauernd irgendwelche verlorenen Wesen mit nach Hause schleppte, die ihr über den Weg gestolpert waren. Für seinen Geschmack spielten die Kinder zu laut und rannten zu schnell, so dass der ganze Fußboden vibrierte. Er biss die Zähne zusammen und versuchte, sich am Computer auf die Handelsbilanz seiner Firma zu konzentrieren.
Unruhig klopfte er mit dem goldenen Kugelschreiber auf die Schreibtischkante. Eine Umwandlung in eine Aktiengesellschaft war das Letzte, was er wollte. Nörgelnde Anteilseigner und Vorstandsvorsitzende, die sich in alles einmischten, entsprachen nicht gerade seiner Vorstellung. Aber die Zahlen waren derzeit nicht ermutigend.
Der Schrei eines Kindes, gefolgt von einem mächtigen Rums gegen die Nachbarwand, störte erneut seine Konzentration. Entsetzt bemerkte er, dass das Computerkabel durch die Erschütterung aus der Steckdose gerutscht war – wodurch ihm die Arbeit mehrerer Stunden verlorengegangen war!
Fassungslos schaute er auf den leeren Bildschirm. Daran war sie schuld! Diese krankhafte Wohltäterin, die ihre Wohnung in eine Absteige für Obdachlose und Asoziale verwandelt hatte!
Wütend ging Colby durch seine elfenbeinfarben ausgelegten, mit Chrom und Glas eingerichteten Zimmer und riss schließlich die Wohnungstür auf.
Da war sie auch schon. Sie kam mit einer Einkaufstüte den Hausflur herunter und fummelte an einem dicken Schlüsselbund herum.
Colby verschränkte die Arme und versperrte ihr den Weg.
Die junge Frau blieb abrupt stehen. Als ein ohrenbetäubendes Kreischen hinter ihrer Wohnungstür erschall, weiteten sich ihre Augen vor Schreck, aber sie lächelte Colby zu. „Hallo! Schöner Nachmittag, nicht?“ Sie zuckte zusammen, als aus ihrer Wohnung ein dumpfer Laut ertönte. „Aber es soll heute noch regnen.“
„Das Wetter interessiert mich wenig, Ms. McCullough …“
„Nennen Sie mich Dani, das tut hier jeder.“
„Was zum Teufel ist …“ Colby wies auf die Wand. „… das da.“
Ihr Lächeln gefror ein wenig. Sie nickte, wobei ihre dichten blonden Locken heftig mitschwangen. „Oh, hört sich an, als seien meine, äh, Gäste ein wenig unruhig. Tut mir leid, wenn Sie gestört wurden.“ Sie räusperte sich. „Schon wieder.“
„Dieser Wohnkomplex ist für Singles konzipiert!“, erinnerte er sie.
Danielle biss sich auf die Lippen und warf ihm einen bittenden Blick zu. Als er nicht weitersprach und nun das wütende Gebrüll eines Babys zu hören war, seufzte sie. „Ich weiß, Sie mögen keine Kinder, Mr. Sinclair, aber es ist ja nur vorübergehend. Morgen sind sie wieder weg.“
„Ich habe nicht prinzipiell etwas gegen Kinder“, behauptete Colby. Seine junge Nachbarin hatte immer diesen sanften, verständnisvollen Blick … Irgendwie hatte er immer das Gefühl, ihr nicht so ganz gewachsen zu sein, und das fuchste ihn. Schließlich hatte er das Gesetz auf seiner Seite. Er konnte immerhin erwarten, dass seine Nachbarin sich an ihren Mietvertrag hielt!
Wenn sie nur aufhören würde, ihn mit diesen seelenvollen Augen anzuschauen!
Colbys Blick fiel auf ihre Schnürstiefel, die ein Stückchen nackten Beins unter einem bestickten Rüschenrock frei ließen, dazu trug sie ein enges, schwarzes Oberteil. Seltsames Outfit. Er wollte sich davon nicht ablenken lassen, sondern seinem Unmut Luft machen. Aber Ms. McCullough lächelte so freundlich, dass er seine ärgerlichen Worte nicht herausbringen konnte.
„Ich verstehe Ihre Verärgerung“, sagte sie sanft, und ihm fiel auf, wie sinnlich ihre Stimme klang. Heiser und gleichzeitig melodisch. Zum Glück erinnerte ihn das Trampeln kleiner Füße hinter der Wand an sein Anliegen.
„Wie ich schon sagte, ich habe prinzipiell nichts gegen Kinder, aber nur solange sie nicht meine Ruhe stören. Die Wahl Ihrer Freunde geht mich nichts an, Ms. McCullough …“
„Dani.“
„Es sei denn, sie beeinträchtigen meine Lebensqualität. Dieses Chaos …“ Er zuckte zusammen, als das Baby wieder schrie. „… dulde ich nicht.“
„Es tut mir so leid, ich werde mit ihnen reden.“ Ihre goldbraunen Augen verströmten Verständnis.
Kein Zweifel, diese Danielle McCullough war äußerst attraktiv. Deshalb hatte Colby bislang wohl auch nie
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