BIANCA EXKLUSIV Band 0180
reparieren lassen, als er den Fehler bemerkt hatte? Diese Familie, für die er gearbeitet hatte, war dafür verantwortlich. Er hatte seine ganze Zeit und Kraft aufgewendet, um ihnen ein Weihnachtsfest im neuen Haus zu ermöglichen, und jetzt bezahlte er den Preis für seine Großzügigkeit.
So ein Unsinn, sagte er sich, da fiel ihm auf, dass die Straße, die er entlangfuhr, nicht wie die vertraute Abkürzung aussah. Jedenfalls konnte er sich nicht daran erinnern, dass sie mitten durch den Wald führte.
Er trat ein paar Mal vorsichtig auf die Bremse, um nicht auf dem Eis zu rutschen, das sich auf der Fahrbahn neu gebildet hatte. Der Nebel wurde immer dichter. Äußerste Aufmerksamkeit war nun geboten.
Was würde ich jetzt für eine Tasse heißen Kaffee geben, dachte er, als ihm plötzlich ein Kaninchen vor den Wagen lief. Unwillkürlich trat er heftig auf die Bremse …
Mariel dachte immer noch darüber nach, was sie sich wünschen würde, wenn sie drei Wünsche frei hätte. Jetzt, in diesem Moment, würde sie sich Schnee wünschen, wundervollen tiefen Schnee, und ein Glas heißen Glühwein. Und einen Menschen, mit dem ich das alles teilen kann, dachte sie. Einen ganz besonderen Menschen. Nun, da sie dreißig war, begann sie daran zu zweifeln, dass dieser besondere Mensch überhaupt existierte. Oder, falls es ihn doch gab, ob sie ihn je finden würde. Ihre Freunde waren hingegen der Meinung, dass sie ihre Anforderungen einfach zu hoch schraubte.
Blap, blap machten die Scheibenwischer, blieben kurz stehen und setzten sich dann wieder in Bewegung. Mariel konnte gerade noch erkennen, dass sie an einer Kreuzung angelangt war. Allerdings reichte die Zeit nicht mehr dazu, dem blauen Fahrzeug auszuweichen, das plötzlich aus dem Nebel auf sie zuschoss.
Sie nahm nur ein blechernes Knirschen wahr, dann wurde ihr Wagen herumgeschleudert und schlitterte auf den Graben am Straßenrand zu. Lange graue Äste kratzten über die Windschutzscheibe und das Dach, während Mariel sich krampfhaft am Steuerrad festhielt. Endlich kam der Wagen zum Stehen.
Stille. Doch dann nahm sie wahr, wie der Eisregen auf das Autodach trommelte. Das laute Rauschen in ihren Ohren musste ihr eigenes Blut sein, das heftig in ihren Adern pulsierte.
Nun öffnete sie die Augen. Sie zitterte am ganzen Körper, aber zum Glück konnte sie Arme und Beine noch bewegen. Der Wagen lehnte an einer Baumgruppe, beide Vorderreifen ragten über den Graben hinaus. Sie öffnete den Sicherheitsgurt, und ihr blieb beinahe das Herz stehen: Das hier war kein Graben. Vor ihr lag eine tiefe Schlucht.
Panische Angst überkam sie, sie war wie gelähmt. Vor ihrem geistigen Auge sah sie bereits, wie der Wagen in die Tiefe stürzte und sie mitriss. Noch nie hatte sie sich so verloren gefühlt.
„Bewegen Sie sich nicht!“, rief ihr auf einmal ein Mann zu, der auf der Fahrerseite aufgetaucht war. Sie starrte ihn ungläubig an und fragte sich, ob er eine Erscheinung war, oder – so unwahrscheinlich es sein mochte – ein Mensch aus Fleisch und Blut.
Was auch immer er war, er sah sehr beunruhigt aus. Mariel warf ihm einen Seitenblick zu und erkannte ein markantes Gesicht mit hohen Wangenknochen und einem eigenwilligen Kinn. Eine dunkle Haarsträhne war unter seiner Mütze hervorgekrochen, und seine warmen braunen Augen blickten sie besorgt an. Zweifellos war dieser Mann sehr lebendig und nicht nur eine Vision.
„Sind Sie verletzt?“, fragte er.
„Ich glaube nicht“, erwiderte Mariel, die nur mit Mühe ihre Stimme wiederfand.
„Bleiben Sie ganz ruhig sitzen. Ich werde versuchen, die Lage einzuschätzen.“
Er kletterte über einen Baumstamm und sah sich ihren Wagen eingehend an. Trotz des strömenden Regens konnte Mariel erkennen, dass der Mann groß und breitschultrig war. Er trug eine rot-schwarz karierte Jacke zu eng anliegenden Jeans und schien fit und durchtrainiert zu sein.
Der Fremde kam wieder zu ihr zurück, und Mariel begann, das Fenster herunterzukurbeln. „Tun Sie das nicht“, warnte er sie scharf.
Sie musste ihn bestürzt angesehen haben, denn seine Gesichtszüge entspannten sich wieder.
„Ich werde Sie da herausholen. Aber wir dürfen kein Risiko eingehen. Durch eine hastige Bewegung könnte der Wagen weiterrollen und abstürzen. Verstehen Sie mich?“
Sie nickte.
Er verschwand im Nebel, und Mariel kam plötzlich der Gedanke, dass sie ihn vielleicht nie wiedersehen würde.
Langsam beschlugen die Scheiben, aber sie unterdrückte den Impuls, sie
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