BIANCA EXKLUSIV Band 0180
gehabt.
Ihr Kind war fast ebenso unwirklich wie das Leben, das sie einst geführt hatte und an das sie sich nicht mehr erinnern konnte.
Am Donnerstagabend zog Ashley sich früh auf ihr Zimmer zurück. Sie hatte Kopfschmerzen und war müde, aber sie konnte einfach keine Ruhe finden. Als es im Haus still wurde, zog sie sich den Morgenmantel über und ging ins Wohnzimmer. Sie hoffte, dass ein wenig Fernsehen sie schläfrig machen würde. Im goldenen Licht einer Stehlampe sah sie Kathryn auf der Couch sitzen. Whitney lag schlafend auf ihrem Schoß.
„Das arme Kind konnte einfach nicht schlafen.“ Liebevoll strich sie über das dunkle Haar ihrer jüngsten Tochter. „Sie ist eigentlich schon zu groß für so etwas. Aber manchmal braucht sie ein paar Extra-Streicheleinheiten.“
„Die letzte Woche war ganz schön aufregend für so ein kleines Mädchen.“
„Ich glaube, sie hat vor dem Schlafengehen einfach zu viele Schokoladenkekse gegessen.“
Die beiden Frauen lachten leise, und Whitney schmiegte sich noch enger an ihre Mutter. Kathryn streichelte sie erneut und sprach einige beruhigende Worte.
Ashley wurde von einer tiefen Sehnsucht befallen. Sie wünschte sich, ihre eigenen Sorgen könnten auch durch Streicheln und tröstende Worte aus der Welt geschafft werden. Vielleicht hatte es mal eine Zeit gegeben, in der sie sich neben Kathryn gesetzt und ihr Herz ausgeschüttet hatte. Es war schrecklich für sie, sich nicht selbstverständlich in ihrer Familie bewegen zu können. Eine Familie, von der sie geliebt wurde, doch die für sie nicht viel mehr als Fremde waren.
„Setz dich doch zu uns“, lud Kathrin sie ein, als ob sie Ashleys Gedanken lesen könnte.
„Ich will Whitney mit meinem Gerede nicht wachhalten. Und du brauchst auch noch etwas Schlaf.“
Kathryn schmiegte ihre Wange gegen das Haar ihrer Tochter. „Sie ist zufrieden, und mir geht es gut. Also setz dich, und sag mir, warum du noch wach bist.“
Seufzend nahm Ashley auf der Couch Platz und lächelte verlegen. „Ich könnte dir noch nicht mal sagen, welcher der vielen Gründe meiner Schlaflosigkeit an erster Stelle steht.“
„Stehen Gray und Jarrett auch auf der Liste?“
Ashley musste lachen. „Das ist wohl kein Geheimnis.“
Kathryn seufzte. „Sie sind fest davon überzeugt, zu wissen, was für die Menschen um sie herum das Beste ist.“
„Gray würde es am liebsten sehen, wenn Jarrett ganz aus meinem Leben verschwände.“
„Um ehrlich zu sein, war das bereits so, als du Jarrett mit siebzehn Jahren kennengelernt hast. Aber er hätte sich bei jedem anderen Mann ebenso verhalten. Du weißt doch, dass Gray bereits die Verantwortung für euch übernommen hat, als du erst elf Jahre alt und Rick noch ein Baby war.“
„Als unsere Mutter starb.“ Ashley strich gedankenverloren über das Armband an ihrem Handgelenk. Ihre Mutter war noch ebenso ein Geheimnis wie ihr ganzes übriges Leben.
„Gray musste Verantwortung übernehmen, obwohl er selbst noch so jung war“, fuhr Kathryn fort. „Das ist der Hauptgrund, warum er so überbeschützend ist. Selbst als ihr flügge wurdet, hat er versucht euch in einen goldenen Käfig zu sperren, euch vor Kummer und Schmerz zu bewahren.“
Ashley war überrascht. „Ich dachte, er würde Jarrett Vorwürfe machen.“
„Das hat er auch.“ Kathryn nickte. „Gray hat Jarrett beschuldigt, dir dein Herz gebrochen und dich fortgejagt zu haben. Er machte sich große Vorwürfe, dich nicht von Jarrett ferngehalten zu haben.“
„Hätte er mich denn von Jarrett fernhalten können?“
Kathryn lachte laut. „Liebe Ashley, seit ich dich kenne, hast du stets nur das getan, was du wolltest. Nichts und niemand konnte dich daran hindern. Obwohl Gray es immer wieder versucht hat.“
„Aber als ich euch verließ, war ich bereits eine erwachsene Frau und kein rebellierender Teenager mehr.“
„Ja, du warst gerade nach Dallas gezogen, um mit Jarrett zusammenzuleben. Gray war über diesen Umzug außer sich vor Wut.“
„Weil er Jarrett hasst“, murmelte Ashley.
Kathryn schüttelte den Kopf. „Er hasst ihn nicht. Nicht wirklich. Aber er fand, dass Jarrett der falsche Mann für dich sei, dass er dich unglücklich machen würde.“
„Und das denkt er immer noch.“
Kathryn zuckte die Schultern. „Das Wichtige ist doch – was denkst du über Jarrett?“
Ashley sah sie überrascht an.
Ihre Schwägerin lachte. „Ich nehme an, dass meine Frage dir seltsam erscheinen muss, wenn man in Betracht zieht,
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