BIANCA EXKLUSIV Band 0180
frische mädchenhafte Cologne war.
Hatte sie wirklich in diesem Himmelbett geschlafen? Im Licht dieser Rüschenlampe gelesen? Verflixt, das hier war ein so schöner, friedvoller Raum. Warum konnte sie sich nicht an die Stunden erinnern, die sie hier verbracht hatte?
„Ashley?“
Sie zwang sich, Jarrett anzusehen.
„Lügen wird nichts besser machen.“
„Aber es hat Rick glücklich gemacht.“
„Und du fühlst dich noch schlechter als vorher.“
„Es war doch nur eine klitzekleine Lüge.“ Sie rieb sich die Schläfen. „Sie gibt ihnen die Hoffnung, dass ich eines Tages doch wieder die Person sein werde, an die sie sich erinnern.“
Jarrett wollte etwas erwidern, doch Grays Erscheinen beendete ihre Diskussion. Dass sie dann auch ihrem älteren Bruder gegenüber die kleine Lüge wiederholte, sog den letzten Rest der Kraft aus ihrem Körper.
Sie entschuldigte sich, dass sie müde sei, und ließ sich von Rick in ein Zimmer führen, das in beruhigenden Grün- und Blautönen gehalten war. Kathryn hatte gerade die Decke zurückgeschlagen und ein Nachthemd auf das Kopfkissen gelegt. In einer Kommode lagen Kleidungsstücke für sie bereit. Gleich an das Zimmer angeschlossen befand sich ein Badezimmer.
„Du hast es immer geliebt, ein Vollbad zu nehmen“, erklärte Kathryn. „Wir werden dich jetzt allein lassen, damit du dich ausruhen kannst.“ Sie ergriff Ricks Arm und zog ihn förmlich aus dem Zimmer hinaus.
Ashley atmete erleichtert auf, als sie allein war. Dann duschte sie rasch und zog sich das Nachthemd an.
Bevor sie ins Bett schlüpfte, schloss sie die Jalousien gegen die blendende Texassonne. Im Krankenhaus hatte sie die Nacht gehasst, aber diese Sonne war schon fast wieder zu viel. Sie brannte erbarmungslos heiß vom Himmel und kam ihr genauso fremd wie das Haus hier vor, wie die Leute und wie ihr eigenes Spiegelbild.
Schließlich drehte sie sich auf die Seite und strich sich über den Bauch. Als man ihr im Krankenhaus sagte, dass sie schwanger wäre, hatte sie umsonst nach irgendwelchen äußerlichen Anzeichen gesucht. Aber jetzt begann sich ihr Bauch leicht zu runden, und ihre Brüste wurden voller. Das Kind wuchs.
Das Kind. Ihr Baby. Ein Fremder – wie sein Vater. Sie wünschte inständig zu erfahren, wie dieses Kind gezeugt worden war. Sicherlich war Liebe im Spiel gewesen. Sie musste einfach glauben, dass dieses neue Leben zärtlich und liebevoll entstanden war. Nicht durch Gewalt und unter Tränen.
Aber wo war der Vater? Warum war sie allein in dieser kleinen kanadischen Stadt gewesen? Allein und so schutzlos, dass man sie offensichtlich niedergeschlagen und überfallen hatte. Diese Fragen quälten sie weiterhin.
Schließlich schlief Ashley ein. Sie träumte von einer regennassen einsamen Straße. Eine Straße, die so dunkel war, dass selbst das Licht der Straßenlaternen nicht ausreichte, um den Weg zu beleuchten. Sie war allein und verloren. Angst zerrte an ihr wie ein wildes Tier. Wie jede Nacht wachte sie dadurch auf. Aber dieses Mal saß Jarrett nicht an ihrer Seite und hatte schützend eine Hand auf ihren Arm gelegt.
Seltsam, in diesem sicheren gemütlichen Haus, umgeben von so vielen Menschen, die sie liebten, konnte Ashley nur an einen Menschen denken – an Jarrett.
3. KAPITEL
Am nächsten Morgen wählte Ashley sich von den vorhandenen Kleidungsstücken eine Jeans und ein hellblaues T-Shirt aus und ging entschlossen in die Küche hinunter. Ihre Familie saß um den großen Tisch herum und begrüßte sie herzlich.
Rick musste wieder zurück zur Universität nach Lubbock, aber er blieb noch fast eine Stunde bei ihr und erzählte ihr eine Begebenheit nach der anderen, bis Ashley glaubte, es nicht mehr aushalten zu können und gleich schreien zu müssen.
Gray war aufmerksam, aber sichtlich angespannt. Besorgnis lag auf seinem gut geschnittenen Gesicht, und Ashley hätte ihn am liebsten beruhigt, dass bald wieder alles gut sein würde, aber sie durfte keine Versprechungen machen, die sie vielleicht nicht halten konnte. Außerdem war er ihr so fremd, dass sie kaum wusste, wie sie mit ihm reden sollte.
Nachdem Lily und Whitney zur Schule gegangen waren, sorgte Kathryn dafür, dass auch Rick sich endlich auf den Weg machte. Sie wollte sich gerade erheben, um Gray, der Tierarzt war, in die nahe gelegene Praxis zu fahren, als Jarrett das Esszimmer betrat.
Grays Augen verengten sich leicht bei seinem Anblick, aber Ashley war unglaublich erleichtert, ihn endlich wieder zu sehen. Er
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