BIANCA EXKLUSIV Band 0180
dass du kaum weißt, was du überhaupt über irgendetwas denken sollst.“
„Nun …“ Ashley fuhr sich mit der Hand durch das lange blonde Haar. „Ich weiß nicht genau, wie du deine Frage meinst. Ich finde ihn sehr … zuvorkommend und hilfsbereit. Er scheint mich zu verstehen und ist so geduldig. Ich denke, er ist … ist okay.“ Ihre Wortwahl kam ihr ziemlich albern vor. Sie drückte in keinster Weise das aus, was sie für diesen Mann empfand.
„Ja, das ist er“, stimmte Kathryn ihr zu, während sie Ashley prüfend betrachtete. „Und du hast ihn geliebt.“
Eine fast unerträgliche Sehnsucht breitete sich in Ashleys Brust aus. „Hat er meine Liebe erwidert?“, fragte sie.
Kathryn nickte.
„Dann ist es sehr schade, dass wir diese Liebe nicht festgehalten haben.“
„Vielleicht ist sie ja noch da. Du hast dich an seinen Namen erinnert, als er das Krankenhauszimmer betrat, und er kümmert sich wirklich rührend um dich.“
Bevor dieser verlockende Gedanke von ihr Besitz ergreifen konnte, schüttelte Ashley rasch den Kopf. „Jarrett ist einfach nur nett zu mir. Es wäre lächerlich, zu denken, dass mehr dahinterstecken könnte. Ich leide unter einer totalen Amnesie und bin mit dem Kind eines anderen Mannes schwanger. Vielleicht wartet dieser Mann ja sogar irgendwo auf mich.“
„Glaubst du das wirklich?“, fragte Kathryn und gab sich keine Mühe, ihre Zweifel zu verbergen.
Da Kathryn ihre tiefsten Ängste aussprach, ignorierte Ashley ihre Frage und erhob sich rasch. „Ich werde wieder ins Bett gehen. Gute Nacht.“
Obwohl sie sich Mühe gab, nicht mehr an das Gespräch mit Kathryn zu denken, musste Ashley am nächsten Morgen nach dem Frühstück immer wieder an die Worte ihrer Schwägerin denken. Die Mädchen waren bereits zur Schule gegangen, und Gray war in die Klinik gefahren. Kathryn, die freitagmorgens nicht in die Boutique ging, hantierte in der Küche, während Ashley in ihrem Zimmer ihr Bett machte.
Ashley erwartete Jarrett an diesem Vormittag, aber sie wäre ganz froh, wenn sie noch einige Stunden für sich allein hätte. Sie wusste, dass sie langsam abhängig von ihm wurde. Das war weder richtig, noch gesund. Bald würde er nach Dallas abreisen, und sie würde hier bleiben. Ihr Leben hatte mit seinem nicht das Geringste gemein.
„Hör auf“, sagte sie laut in die Stille des Zimmers hinein. Um sich abzulenken, öffnete sie die Tür des Kleiderschrankes. Kathryn hatte ihr bereits vor einigen Tagen gesagt, dass noch Kartons mit ihren Sachen darin stehen würden. Jeden Tag hatte Ashley sich aufs Neue versprochen, dass sie sich die Sachen aus ihrer Vergangenheit ansehen würde. Doch jeden Tag hatte sie eine neue Entschuldigung gefunden, es nicht zu tun. Nun, heute nicht.
Entschlossen zog sie die sauber beschrifteten Kartons aus dem Schrank. Im ersten fand sie Erinnerungen an ihrer Schulzeit. Darunter auch viele Fotos, auf denen Jarrett zu sehen war.
In einem anderen Karton entdeckte sie viele Briefe, die Jarretts Absender trugen. Und auch Gedichte, die sie selbst über ihn und ihre Liebe geschrieben hatte. Die Beweise ihrer jugendlichen Leidenschaft brachten ein Lächeln auf ihr Gesicht, und sie griff zum dritten Karton.
In diesem lag ein Kleidersack, auf dem mit goldenen Buchstaben ‚Blue Heaven Wedding‘ stand, der Name von Kathryns Boutique. Am liebsten hätte sie den Plastiksack wieder in den Karton gesteckt und den wieder in den Schrank geschoben, aber ihre Neugierde war zu groß. Also öffnete sie den Reißverschluss und zog ein Kleid aus dem seidenen Schutzpapier.
Es war ein Hochzeitskleid. Ein Kleid mit einer schulterlosen Corsage, die mit edler Spitze besetzt war. Über einer Wolke aus Chiffon befand sich ein bodenlanger Rock, der mit glänzenden Perlen und Pailletten bestickt war. Es war ein Kleid, von dem jedes Mädchen träumen würde.
Ashley wandte sich zum Spiegel, der über der Kommode hing, und hielt das Kleid an ihren Körper. Eine ganze Weile starrte sie einfach nur ihr Spiegelbild an.
Dann entdeckte sie Jarrett im Spiegel, und sie hielt unwillkürlich den Atem an. Was dachte er jetzt? Was empfand er bei ihrem Anblick? Das war das Kleid, das sie für ihre Hochzeit gekauft hatte. Selbst wenn er dieses Kleid noch nie gesehen hatte, wusste er doch, wofür es stand.
Sein Blick ruhte unverwandt auf ihr, doch seine Stimme verriet, dass ihr Anblick ihn nicht kalt ließ. „Du hast dieses Kleid in Dallas zurückgelassen.“
Verwirrt drehte sie sich zu ihm um.
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