BIANCA EXKLUSIV Band 0180
reagierte darauf mit sichtbarer Erleichterung.
Nach vierzehn Tagen konnte er endlich einen Flug nach Amarillo nehmen und dann mit einem Mietwagen zu Grays und Kathryns Haus fahren.
Es war bereits siebzehn Uhr, als Jarrett endlich den Wagen vor dem Haus parkte und ausstieg. Ein warmer Oktobertag, doch am Horizont ballten sich dunkle Wolken zusammen. Offensichtlich würde es später am Tag noch regnen oder sogar gewittern. Er zog Jackett und Krawatte aus, ging auf die Hintertür zu und trat ein.
Wie er es erwartet hatte, fand er die Familie in der großen gemütlichen Küche vor. Niemand schien sein Eintreten bemerkt zu haben. Die achtjährige Whitney hatte den Kopf über ein Puzzle gebeugt. Eine halbwüchsige Katze spielte mit dem ausgefransten Schnürsenkel ihrer Tennisschuhe. Gray telefonierte mit dem Rücken zu ihm. Kathryn schnitt Tomaten und Gurken für einen Salat und hörte dabei ihrer älteren Tochter zu, die sich darüber beschwerte, dass sie nicht zu einer Pyjamaparty eingeladen worden war, zu der – ihrer Aussage nach – sonst jedes Mädchen der Schule ging.
Ashley war nirgendwo zu sehen.
Jarrett räusperte sich. „Man könnte euch bestehlen, ohne dass ihr überhaupt Notiz davon nehmen würdet.“
Vier Köpfe drehten sich in seine Richtung. Die Mädchen hießen ihn mit einem freudigen Lächeln willkommen. Gray runzelte die Stirn, beendete aber sein Telefongespräch. Kathryn begrüßte ihn erfreut.
„Wo ist Ashley?“, erkundigte Jarrett sich.
„Irgendwo draußen“, erwiderte Lily.
„Unten beim Bach, glaube ich“, fügte Whitney hinzu, stand auf und winkte ihrer Schwester zu.
Als die Mädchen hinausliefen, sah er Gray und Kathryn an. „Wie läuft es so?“
Gray zuckte die Schultern.
„Dir scheint es nicht sehr gut zu gehen“, erklärte Jarrett.
Bevor Gray etwas erwidern konnte, warf Kathryn ihrem Mann einen warnenden Blick zu.
„Wir sind nur ein wenig enttäuscht“, erklärte sie. „Und Ashley ebenfalls. Sie hatte gehofft, so wie wir es alle getan haben, dass ihre Erinnerung zu Hause wiederkehren würde. Leider hat sich dieser Wunsch bisher nicht erfüllt.“
„Aber es ist erst drei Wochen her, seit wir sie gefunden haben.“
Gray lachte kurz auf. „Wie du weißt, gehörte Geduld noch nie zu den Charakterstärken dieser Familie.“
„Und das ist noch eine Untertreibung“, bestätigte Jarrett lächelnd.
„Ashley will wissen, wer sie ist und was mit ihr geschehen ist.“ Kathryn richtete den Blick auf Jarrett. „Ich weiß nicht, was passieren wird, wenn sie nicht bald einen Durchbruch hat.“
„Es ist unwahrscheinlich, dass sie sich nie erinnern wird.“ Jarrett wollte den beiden keine falsche Hoffnung machen, aber er glaubte nicht, dass man in Panik ausbrechen sollte. „War sie heute bei ihrer Psychotherapeutin?“ Er hatte ihr eine Frau mit einem ausgezeichneten Ruf empfohlen, und Ashley war auch schon des Öfteren bei ihr gewesen. Allerdings sprach sie kaum über ihre Sitzungen, und Jarrett wollte sie nicht bedrängen.
„Ashley hatte heute Nachmittag einen Termin“, sagte Gray mit zusammengezogenen Augenbrauen. „Seit ich sie abgeholt habe, hat sie nicht zehn Worte mit mir gesprochen. Sie behauptete, nicht zu Abend essen zu wollen, und ging allein hinaus. Soweit ich es beurteilen kann, bringt diese Seelenklempnerin Ashley noch mehr durcheinander, als sie es vorher schon war.“
„Oh, Gray“, schalt Kathryn ihn. „Sie hat doch erst einige Sitzungen gehabt. Hast du ein Wunder erwartet?“
„Ich möchte, dass sie sich wohl fühlt. Und ich wünschte mir, all das wäre nie passiert“, erwiderte Gray und warf Jarrett einen finsteren Blick zu.
„Aber es ist nun mal geschehen“, stellte Kathryn sachlich fest. „Und wir müssen ihr helfen. Vor allem müssen wir ihr genügend Raum geben. Sie ist kein Kind mehr. Diese ständige Bevormundung ist nicht gut für sie, auch wenn sie noch so gut gemeint ist.“
„Wir sind ihre Familie“, protestierte Gray.
Kathryns schönes Gesicht nahm einen angespannten Ausdruck an. Jarrett spürte, dass es nicht das erste Mal war, dass die beiden sich über dieses Thema stritten.
Gray schüttelte den Kopf. „Wir versuchen doch nur, ihr zu helfen.“
„Du und Rick …“
„Wo ist Rick?“, warf Jarrett ein und hoffte, damit eine weitere Konfrontation zwischen den beiden zu vermeiden.
„Ashley hat ihm gesagt, er solle dieses Wochenende in Lubbock bleiben.“ Kathryn warf ihrem Mann erneut einen warnenden Blick zu. „Sie
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