BIANCA EXKLUSIV Band 0187
Geheimnisse ihrer Beziehung, ihres Betrugs und ihres Verrats mit ins Grab genommen.
Als Alli erbebte, nahm Slade sie in die Arme und zog sie an sich. Sie barg das Gesicht an seiner Schulter und weinte sich aus. Er drückte ihr sogar ein Taschentuch in die Hand, so als wäre sie ein hilfloses Kind. Diese Geste rührte Alli so sehr, dass sie noch heftiger weinte.
Schließlich hörte sie auf zu schluchzen und löste sich von Slade. Dann putzte sie sich die Nase und wischte sich die Tränen aus den Augen.
„Geht es dir besser?“, fragte er.
„Noch nicht“, erwiderte sie leise. „Aber ich habe zumindest keine Kopfschmerzen.“
„Wasch dir das Gesicht, danach trinkst du einen Brandy.“
„Nein, ich brauche keinen Alkohol. Danke.“ Sie eilte ins Badezimmer und betrachtete die verweinten Augen. Nachdem sie das Gesicht mit viel kaltem Wasser gewaschen, sich gut zugeredet und den Lippenstift nachgezogen hatte, sah sie schon wieder besser aus.
Dennoch fiel es ihr nicht leicht, mit hoch erhobenem Kopf in das elegante Wohnzimmer zurückzugehen.
„Hier, der Brandy.“ Slade reichte ihr das nur wenig gefüllte Glas und lächelte rätselhaft. „Trink ihn. Anschließend machen wir einen Spaziergang.“
Sie sah ihn verblüfft an. „Wie bitte? Hier in dieser Gegend?“
„Ganz in der Nähe gibt es viele schöne Plätze. Doch trink erst den Brandy. Er wird dir helfen, auch wenn du ihn nicht magst.“
Wenig später parkte er den Wagen am Fuße eines erloschenen Vulkans. Schweigend wanderten sie den steilen Hang hinauf. Obwohl Alli sehr sportlich und ziemlich fit war, geriet sie schon auf halbem Weg außer Atem. Aber sie war zu stolz, um Slade um eine kurze Rast zu bitten.
Mit großen Schritten lief er weiter. Als sie oben ankamen, blieb er mit vom Wind zerzaustem Haar stehen und blickte Alli prüfend an.
Sie wusste genau, was er sah: Ihre Wangen waren gerötet, und sie rang nach Atem. Doch sein Blick ließ sie die Müdigkeit vergessen. Sie fühlte sich wie verzaubert, als er lächelte.
„Das ist Auckland.“ Er wies auf die Stadt unter ihnen.
Was ist los mit mir, warum reagiere ich so heftig auf diesen Mann?, fragte Alli sich. Du fühlst dich zu ihm hingezogen, antwortete prompt eine kleine innere Stimme.
Rasch nahm sie sich zusammen und konzentrierte sich auf den herrlichen Ausblick auf die Stadt zwischen den beiden Häfen. Die Inseln im Meer schimmerten im Licht der untergehenden Sonne pinkfarben.
Alli gestand sich ein, dass sie Slade verzweifelt begehrte. Ehe sie ihm begegnet war, hatte sie gar nicht gewusst, dass sie zu einer solchen Regung überhaupt fähig war. Diese Sehnsucht und dieses brennende Verlangen erschreckten sie. Sie kamen ihr so grenzenlos vor wie der Ozean, so heftig wie die Wirbelstürme über der unendlichen Weite des Pazifiks und so verführerisch wie eine Mango an einem heißen Sommertag.
Hatten etwa ihre Eltern sich von solchen oder ähnlichen Gefühlen dazu verleiten lassen, Marian zu betrügen?
„Alison …“
„Nenn mich nicht so“, unterbrach sie ihn. „Alli ist mir lieber.“
„Das kann ich verstehen“, erklärte er zu ihrer Überraschung.
„Wenn das stimmt …“
„Natürlich stimmt es“, bekräftigte er. „Was ich dir sagen wollte: Marian hat meines Wissens noch nie gelogen.“
„Dann waren meine Eltern wirklich die gemeinsten, hinterhältigsten Betrüger, die ich mir vorstellen kann. Ich möchte nicht mehr mit ihnen in Verbindung gebracht werden.“
„So eindeutig ist die Wahrheit oft nicht. Auf Valanu hatte man großen Respekt vor deinem Vater.“
Dass Slade es wusste, überraschte sie nicht. Sie nickte. Ian Pierce hatte die Buchführung für den Stammesrat eingeführt und erledigt. Außerdem hatte er den Leuten bei der Abwicklung aller bürokratischen Vorgänge geholfen und neue Technologien eingeführt.
„Du kannst deine Eltern nicht verleugnen, egal, was du von ihnen hältst. Du hast diesen ganzen Prozess in Gang gesetzt. Okay, du hast etwas herausgefunden, was dir nicht gefällt. Trotzdem waren sie deine Eltern. Ich weiß nicht, wie deine Mutter war, aber irgendetwas hast du bestimmt von ihr geerbt. Und deinen Vater hast du geliebt, oder?“
„Das weiß ich nicht so genau“, erwiderte sie. „Er war für mich eine Selbstverständlichkeit. Er hat mich nicht vernachlässigt, war streng und hat dafür gesorgt, dass ich mich gut benahm, das Richtige aß und nichts falsch machte.“
Aber er hatte sie nie in den Arm genommen oder ihr gesagt, dass er
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