BIANCA EXKLUSIV Band 0187
vorschlug.
Heutzutage hatten Frauen ganz andere Möglichkeiten. Außerdem war sie zu stolz, um sich für so etwas Fragwürdiges herzugeben. Niemals würde sie das fünfte Rad am Wagen sein. Lieber wollte sie den Rest ihres Lebens allein verbringen.
Deprimiert rief sie in der Lodge an und fragte Tui, wie es ihr gehe.
„Sehr gut“, antwortete Tui fröhlich. „Hier ist alles in Ordnung. Poppy macht die Arbeit Spaß. Sobald Sim nach den Ferien wieder in die Schule geht, kann sie länger arbeiten. Und was machst du?“
„Ich liege in der Sonne und faulenze“, erklärte Alli betont munter.
In dem Moment fing der Vogel, den sie zuvor beobachtet hatte, an zu singen, und sie hielt den Hörer in die Richtung.
„Hast du es gehört? Der Vogel hat dich begrüßt.“
„Es klang sehr schön. Warte einen Augenblick, jemand will etwas von mir.“ Tui hielt offenbar die Hand auf die Sprechmuschel. Dann erklärte sie: „Ich muss Schluss machen, ich werde gebraucht. Es war schön, mit dir zu plaudern, Alli. Besuch uns bald einmal.“
Man kann nie zurückkommen, hatte Allis Vater immer gesagt. Und er hatte es wissen müssen. Für Alli war jetzt kein Platz mehr auf Valanu, und in die Lodge konnte sie auch nicht zurückkehren. Sie hatte sich allzu sehr auf Slade konzentriert und sich von ihm abhängig gemacht, während es ihm wahrscheinlich nur um Sex ging und er seinen Spaß haben wollte.
Sie hatten nichts gemeinsam unternommen, waren in keinem Café oder Restaurant gewesen. Vermutlich hatte er Freunde, doch er hatte ihnen Alli nicht vorgestellt.
Schämte er sich ihrer?
Dieser Gedanke schmerzte so sehr, dass sie sich in die Hausarbeit stürzte. Sie verbrachte den Vormittag damit, das Badezimmer und die Küche zu putzen und die Betten frisch zu beziehen. Dann stellte sie eine Vase mit Rosen auf den Nachttisch und berührte behutsam die samtweichen rötlich gelben Blütenblätter.
Nachdem sie am Mittag eine Kleinigkeit gegessen hatte, wanderte sie zum Strand und setzte sich in den alten Autoreifen der Schaukel. Sie vermisste Slade so sehr, dass es ihr beinah Angst machte.
Als sie hörte, dass ein Auto die Auffahrt heraufkam, drehte sie sich um. Slade würde mit dem Hubschrauber zurückkommen, das wusste sie. Wer sonst mochte in dem blauen Wagen sitzen, der sich langsam näherte? Es konnte eigentlich nur Marian sein.
Alli sprang aus dem Reifen und lief zum Haus zurück. In den vergangenen Tagen hatte sie zweimal mit ihrer Tante am Telefon gesprochen. Sie hatte den Eindruck gewonnen, dass sie sich langsam näherkamen.
Aber nicht Marian stieg aus dem Wagen, sondern Caroline. Ihr Lächeln wirkte selbstgefällig und seltsam aufgesetzt. Alli nahm sich vor, auf der Hut zu sein.
„Hallo“, begrüßte sie die andere Frau und ärgerte sich darüber, dass ihre Stimme etwas unsicher klang.
Caroline lächelte angespannt, während sie Alli musterte.„Hallo, Alli. Sie sehen gut aus. Kann ich ein Glas Wasser haben?“
„Natürlich.“ Alli ging ihr voraus ins Haus. Irgendetwas stimmt hier nicht, überlegte sie unbehaglich. „Ist etwas mit Marian?“
„Nein, es ist alles in Ordnung“, antwortete Caroline kurz angebunden.
Allis Unbehagen wuchs. „Wir können uns auf die Terrasse setzen“, schlug sie vor.
Caroline folgte ihr und ließ sich in einen Sessel sinken. Dann trank sie das Wasser und lächelte immer noch. Schließlich stellte sie das Glas auf den Tisch.
„Es wird Ihnen nicht gefallen, was ich Ihnen sagen möchte“, begann Caroline. „Aber ich finde, Sie sollten es wissen. Hat Slade mit Ihnen über den Treuhandfonds gesprochen?“
„Nein“, erwiderte Alli und kniff die Augen zusammen. Aber dann erinnerte sie sich daran, dass er so etwas erwähnt hatte.
Doch ehe sie sich korrigieren konnte, fuhr Caroline fort: „Das habe ich mir gedacht. Ihr englischer Großvater hat sein Vermögen seinen beiden Töchtern und deren Kindern in Form eines Treuhandfonds hinterlassen“, erzählte sie. „Es handelt sich um ziemlich viel Geld, obwohl er einen Teil seines Vermögens selbst aufgebraucht hat.“ Sie lächelte spöttisch. „Zwei Familien zu unterhalten war sicher ziemlich kostspielig.“
„Woher wissen Sie das alles?“
„Von Marian“, antwortete Caroline.„Nach dem Tod Ihrer Mutter hat niemand etwas von Ihrer Existenz geahnt. Deshalb hielt man Marian für die einzige Erbin. Sie wusste damals schon, dass sie keine Kinder würde haben können. Das hatten ihr die Ärzte nach der Geburt ihres Kindes, das kurz
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