BIANCA EXKLUSIV Band 0187
Deshalb hat er nach Alisons Geburt meine Mutter geheiratet, die aus einer guten Familie kam.“
„Das heißt, er hat seine erste Familie einfach verlassen?“, fragte Alli bestürzt.
„O nein“, antwortete Marian. Sie wirkte plötzlich müde und sprach nicht sogleich weiter. Stattdessen trank sie noch einen Schluck Wasser, stellte das Glas auf den Tisch und betrachtete die großen Brillanten in ihrem Verlobungsring und dem Ehering, als könnte sie daraus Kraft schöpfen.
Allis innere Spannung wurde unerträglich. Schließlich fuhr Marian beherrscht fort: „Er hat sie in einem schönen Haus in der Stadt untergebracht. Wir wohnten auf dem Land. Ich hatte von der ganzen Sache natürlich keine Ahnung, meine Mutter auch nicht. Mit siebzehn wurde ich zum ersten Mal mit der Wahrheit konfrontiert. Ich hatte gerade die Schule verlassen, als Alison mich aufspürte und mir alles erzählte.“ Wieder machte sie eine Pause. Ihr Blick wirkte seltsam leer.
Bitte, red weiter, forderte Alli sie insgeheim verzweifelt auf. Ihr Mund war ganz trocken, und sie schluckte.
„Erzähl weiter“, bat Slade sie in dem Moment ruhig.
Marian atmete tief ein. „Sie erklärte mir, es gefiele ihr nicht, dass ich sie von ihrem Platz verdrängt hätte. Außerdem gefiel es ihr nicht, dass sie ein uneheliches Kind war. Sie behauptete, sie sei das kleine schmutzige Geheimnis meines Vaters. Es war ganz offensichtlich, dass sie beide Eltern verachtete, doch ganz besonders ihre Mutter. Alles, was ich hatte, eine gute Schulbildung, gesellschaftliche Stellung, eine eheliche Geburt, hätte man ihr weggenommen.“ Sie zögerte, ehe sie fortfuhr: „Sie gab mir deutlich zu verstehen, dass sie sich alles zurückholen würde.“
Als Alli erbebte, nickte die ältere Frau traurig. „Sie meinte es ernst. Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Um ehrlich zu sein, sie hat mich erschreckt. Danach hat sie mich verfolgt. Heute nennt man das stalking, damals gab es diesen Ausdruck noch nicht. Wo immer ich auch hinging, sie war da. Manchmal dauerte es einige Wochen, bis ich sie wiedersah, doch sie kam immer zurück. Sogar zu Weihnachten und zum Geburtstag hat sie mir Karten geschickt.“
„Warum hast du nicht mit deinem Vater darüber geredet?“, fragte Alli entsetzt.
„Dazu konnte ich mich nicht durchringen. Meine Mutter hätte es herausfinden können, und mir war klar, dass es für sie sehr schlimm sein würde. Es war für mich eine Erleichterung, Hugo zu heiraten. Ich habe ihn sehr geliebt, und er lebte sozusagen am anderen Ende der Welt. Aber Alison stand in der Menschenmenge vor der Kirche, in der wir getraut wurden.“ Sie verstummte und nahm das Glas Wasser wieder in die Hand.
Slade runzelte die Stirn und betrachtete das schöne Gesicht seiner Stiefmutter leicht besorgt. „Sprich weiter“, drängte er sie sanft.
„Als wir in Neuseeland eintrafen, hatte ich das Gefühl, ein Stein fiele mir vom Herzen. Ein Jahr lang war ich sehr glücklich. Als mir klar wurde, dass ich schwanger war, haben Hugo und ich uns sehr gefreut. Das Leben war wunderschön – und dann erschien Alison eines Tages bei mir. Um es kurz zu machen: Sie war auch schwanger.“
Alli wurde blass und saß wie erstarrt da. Alle Wärme und alle Freude schienen von ihr zu weichen. Sie hatte das Gefühl, am Rand eines Abgrunds zu stehen und nicht verhindern zu können hineinzustürzen.
„Triumphierend erzählte sie, sie hätte Hugo verführt und das Kind sei von ihm. Sie verkündete, als Nächstes würde sie Anspruch auf mein Erbe erheben. Meine Mutter war kurz nach meiner Hochzeit gestorben. Alison war sich sicher, dass sie meinen Vater überreden könnte, das Testament zu ändern. Sie wollte die alleinige Verfügungsberechtigung über den Treuhandfonds haben, den mein Vater für uns beide einrichten wollte. Davon hatte ich bis dahin gar nichts gewusst, und es bedeutete natürlich, dass er sie offiziell als seine Tochter anerkannte. Dann habe ich Hugo gefragt, ob es wahr sei. Er war sehr verlegen, aber er hat es zugegeben. Alison war zu ihm gegangen und hat ihn verführt. Er hat mir versichert, dass er mich liebt. Doch erst mit ihr hätte er erfahren, was Leidenschaft bedeutet. Ich habe ihn weggeschickt, und dann habe ich das Kind verloren. Es kam viel zu früh zur Welt und ist wenige Minuten nach der Geburt gestorben. Später rief Alison an und behauptete, sie hätte ihr Kind abgetrieben, nachdem sie von dem Tod meines Kindes gehört hätte. Sie hat gesagt …“ Marian
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