BIANCA EXKLUSIV Band 0193
Shane blickte zu dem fraglichen Fahrzeug auf dem Abschleppwagen. „Das ist ein 68er Shelby.“
Die Miene des Fahrers änderte sich nicht. „Ich bin zu schnell gefahren. Wir haben beide Schuld.“
Shane seufzte. „Ich kann die Bremsspuren vermessen lassen“, sagte er im Plauderton. „Um es zu beweisen. Aber wir wissen beide, was sich herausstellen würde.“ Sein Lächeln wirkte kühl. „Sie sind nicht zu schnell gefahren. Deshalb bin ich ein wenig neugierig, warum Sie es so eilig haben.“
„Ich habe Geschäfte zu erledigen.“
Der Fremde wirkte noch immer ungerührt, und dafür musste Hadley ihm Bewunderung zollen. Nicht viele Leute vermochten sich gegen dieses gewisse Lächeln von Shane Golightly zu behaupten. Selbst Stu, sein Zwillingsbruder, gab gelegentlich klein bei.
Wenn der Mann eine Teilschuld an dem Unfall einräumte, warum sollte sie dann protestieren? Schließlich wollte sie selbst diesen Bericht auch nicht unbedingt ausfüllen.
„Nun, die Papiere bitte“, drängte Shane.
„Die habe ich nicht dabei.“
Oje . Hadley starrte hinab auf ihre Stiefel und scharrte ein wenig im Schnee herum.
„Tja, das ist irgendwie ein Problem, oder?“ Sie schloss die Augen. Shane klang nie so freundlich, wenn er nicht total wütend war.
Der Mann sah nicht wie ein Autodieb aus. Nicht, dass sie wusste, wie Autodiebe aussahen. Aber wenn sie in einer ihrer Geschichten einen hätte mitspielen lassen, hätte sie ihm keine dichten kastanienbraunen Haare, keine leuchtend blauen Augen und keinen knackigen Po gegeben, der Spitzenklasse war. Sie hätte ihn mit Piercings und Tattoos und pomadigen Haaren versehen und ihn bestimmt nicht zum Helden auserkoren.
Hastig verdrängte sie diesen Gedanken. „Shane, du musst ihn nicht so in die Mangel nehmen“, sagte sie mit dieser verhassten zaghaften Stimme. „Mister …“
Sie schaute ihn an und vergaß ihren Gedankengang, als er ihrem Blick begegnete.
„Wood.“
„Wie bitte?“
„Wood Tolliver. Atwood, genau genommen, aber niemand nennt mich so.“ Es zuckte um seine Mundwinkel. „Niemand, der eine Antwort von mir erwartet.“
Seine Stimme klang sonor und wies einen schwachen südlichen Akzent auf. Ihre Haut begann zu prickeln, als sich ihre Blicke gefangen hielten.
„Nun, Atwood Tolliver“, sagte Shane immer noch in diesem gefährlich freundlichen Ton. „Ich fürchte, ich muss Sie mitnehmen. Nur so lange, bis wir überprüft haben, ob Sie wirklich der sind, der Sie zu sein behaupten.“
Der Blick des Fahrers wurde ein wenig kälter, und das heiße Prickeln ihrer Haut verwandelte sich in einen eisigen Schauer.
Natürlich starrte der Mann sie vernichtend an. Zweifellos verfluchte er sein Pech, jemals in die Nähe von Lucius in Montana gekommen zu sein – oder besser gesagt in Hadleys.
Er war mit Abstand der bestaussehende Mann, den sie in ihrem ganzen Leben je gesehen hatte – im Fernsehen, im Kino oder in ihrer Fantasie eingeschlossen – und ihr Bruder plante, ihn festzunehmen.
2. KAPITEL
Es geschah nicht oft, dass Dane Rutherford nicht bekam, was er wollte. Doch momentan versagte er in dieser Hinsicht gleich dreifach. Wider Willen saß er wohl für eine ganze Weile in diesem Kuhdorf fest. Es sollte ihm nicht vergönnt sein, den einzigartigen Shelby zu seinem Freund Wood zu fahren. Und die Frau mochte zwar das hübscheste Wesen sein, das ihm seit langem über den Weg gelaufen war, aber sie schien schon vor Schreck aus der Haut zu fahren, wenn auch nur ein Hase sie anschaute.
Und Dane Rutherford war kein Hasenfuß. Er guckte nicht nur gern, er packte auch gern zu. Aber ihm sollte wohl keines von beiden vergönnt sein.
„Wenn Sie den Wagen beschlagnahmen wollen, kann ich Sie kaum davon abhalten“, sagte er zum Sheriff. Noch nicht . „Aber vermutlich sehen Sie ein, dass es im Interesse Ihrer Schwester liegt, wenn jeder für seinen eigenen Schaden aufkommt.“ Er zog seine Scheinklemme heraus und hörte Hadley nach Luft schnappen.
Die Miene des Sheriffs änderte sich kaum, obwohl er den Blick auf das Geld in Danes Hand heftete. „Hadley? Läuft dein Auto noch?“
Sie ließ den Blick im Dreieck wandern, von den Scheinen zum Gesicht des Sheriffs und zu Dane. „Das weiß ich nicht.“
„Versuch es. Wenn ja, dann fahr in die Stadt. Wir treffen uns in meinem Büro.“
Sie presste die Lippen zusammen. Obwohl ihre Nase rot vor Kälte war, verdiente ihr Gesicht die ausgiebige Aufmerksamkeit eines Mannes. „Shane, komm schon, du willst doch nicht
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