Bianca Exklusiv Band 0226
Auftreten, das ein weiches Herz verbarg. Er war außerdem ein Freund der Familie.
Nachdem er Drew untersucht hatte, verlangte er sofort, eine Röntgenaufnahme zu machen. Dann wandte er sich an Olivia. „Und nun zu Ihnen.“
„Mir fehlt nichts“, versicherte sie und blickte dabei Drew hinterher, der von einer Schwester zum Röntgen gebracht wurde.
„Das freut mich zu hören. Und sorgen Sie sich nicht um Ihren Mann. Er ist bei uns in guten Händen. Wahrscheinlich hat er sich die Schulter ausgerenkt und dabei ein paar Sehnen gezerrt. Er macht nie halbe Sachen.“
„Wird er wieder gesund?“
„Wir flicken ihn schon zusammen.“ Er blickte auf ihr Krankenblatt, auf dem eine Schwester Notizen gemacht hatte. „Temperatur, Puls und Blutdruck sind normal. Haben Sie irgendwo Schmerzen?“
„Nein.“
„Ich habe gehört, dass Sie geheiratet haben. Es überrascht mich, dass ich nicht eingeladen wurde.“
„Es war eine kurzfristig anberaumte, sehr kleine Feier“, entschuldigte Olivia sich.
„Na ja, Drew hat nie viel auf Zeremonien gegeben.“ Er schüttelte den Kopf. „Junge Leute sind heutzutage so ungeduldig. Die Liebe kann wohl nicht warten.“
„Es gab einige praktische Erwägungen.“
„Wissen Sie, ich habe diesen Jungen zur Welt gebracht. Er ist fünf Wochen zu früh gekommen.“ Dr. Peterson schmunzelte. „Er hatte es immer eilig, alles aufzuholen. Manchmal macht ihn das blind für das, was er direkt vor der Nase hat.“
„Ich kann ihn mir gar nicht als kleinen Jungen vorstellen.“
„Er hat seine Mutter zur Verzweiflung gebracht, weil er ständig in irgendeine Klemme geriet. Er war klein und schmächtig für sein Alter und wollte es immer mit den größeren Jungen aufnehmen. Dann hat er sich gefangen, aber er ist offensichtlich immer noch unfallträchtig. Manche brauchen eben länger als andere, um richtig erwachsen zu werden.“
Mit einem nachdenklichen Lächeln dachte sie über diese Worte nach, als Dr. Peterson davonging. Kurz darauf kam eine Schwester und teilte ihr mit, dass Drew operiert werden musste.
Jack blätterte im Wartezimmer in einer Zeitschrift und blickte erwartungsvoll auf, als Olivia eintrat. „Nun? Wie lautet das Urteil?“
„Seine Schulter muss operiert werden. Es ist nichts Schlimmes, aber er kann erst morgen wieder nach Hause.“ Besorgt runzelte sie die Stirn. „Er wird wütend auf mich sein, weil ich das alles verursacht habe.“
Jack musterte sie lange. Schließlich sagte er: „Er hat verdammtes Glück, dass er Sie gefunden hat. Wenn er das noch nicht weiß, ist er ein Idiot.“
Seine Worte überraschten sie sehr. Obwohl Jacks Anerkennung sie freute, konnte sie nicht umhin, sich zu fragen, wer der Idiot war. Sie hatte sich in ihren eigenen Ehemann verliebt und wusste nicht, wie sie es ihm beibringen sollte.
Am folgenden Nachmittag hatte Drew sich recht gut von dem kleinen Eingriff und der Narkose erholt und konnte es nicht erwarten, entlassen zu werden.
Das Krankenzimmer erinnerte ihn allzu sehr an die Zeit im Gefängnis. Die Wände waren grün, das Bett aus Metall, und ihm war eine Nummer zugeteilt worden.
Die Frist von vierundzwanzig Stunden war verstrichen, und er wollte raus.
Doch Olivia verspätete sich.
Eine flotte Schwester in weißer Uniform kam und maß seinen Blutdruck. Im selben Moment erschien Olivia, und sein Puls stieg.
Die Schwester grinste. „Keine Sorge. Sie werden es überleben.“
„Stimmt was nicht?“, fragte Olivia besorgt.
„Du kommst zu spät.“
„Nur fünf Minuten“, verteidigte sie sich. „Ich kenne mich hier nicht so gut aus und habe mich verfahren.“
„Können wir jetzt gehen, da du nun endlich da bist?“, verlangte er, etwas beschwichtigt.
„Aber wir haben Sie noch nicht entlassen“, wandte die Schwester ein.
Er schnappte sich seine Jacke. „Ich entlasse mich selbst.“ Und damit stürmte er aus dem Zimmer.
Olivia wandte sich an die Schwester. „Sollte ich irgendetwas über eine Nachbehandlung wissen?“
„Der Doktor hat kalte Packungen angeordnet und ein Schmerzmittel verschrieben.“ Die Schwester reichte ihr ein Rezept.
„Danke.“ Olivia eilte hinaus und holte Drew am Fahrstuhl ein. „Bist du sicher, dass es dir gut geht?“
„Sehe ich nicht so aus?“
Sie grinste. „Du siehst aus, als wärst du mit einem Zug zusammengestoßen.“
„Oder mit einem Baum.“ Er zog sie an seine Seite und küsste ihre Stirn. „Es hätte schlimmer kommen können.“
Mehr sagte er nicht. Es war nicht nötig.
Weitere Kostenlose Bücher