Bianca Exklusiv Band 0226
schlaksig wie ein Teenager, und sein Gesicht war mit Sommersprossen übersät.
„Du bist früh wieder da.“ Sie hatte ihn erst am Abend von einer Fahrt nach Sacramento zurückerwartet. Er bewohnte ein kleines Apartment am anderen Ende der Stadt, aß aber oft mit ihr, wenn er wie nun gerade keine Freundin hatte.
„Wie hätte ich wegbleiben können? Ich bin gespannt auf die neueste Entwicklung in deiner Seifenoper.“ Er trat ein und hob Dana hoch, als sie zu ihm lief. „Wie geht es meiner Lieblingsnichte?“
„Gut!“, krähte sie.
„Sind die Resultate da?“, fragte Tim über die Schulter.
„Ich habe noch nicht angerufen.“
„Tu es, bevor dich der Mut verlässt.“ Mit Dana auf dem Arm spazierte er in die Küche. „Hast du wieder Käse da?“
„Ja, und Brötchen auch.“
Er öffnete den Kühlschrank und holte den Käse heraus. „Ich fühle mich verantwortlich für die ganze Sache, weil ich sein Foto in der Zeitung entdeckt habe. Soll ich ihn anrufen?“
„Das würdest du nicht wagen.“
„Oh doch. Gib mir die Telefonnummer.“
„Ich mache es selbst.“ Sie griff zum Telefon und wählte.
Tim trat zu ihr und presste das Ohr an den Hörer. Einen Moment später meldete sich die Sprechstundenhilfe. Meg nannte ihren Namen und fragte nach Hugh.
„Ich werde nachsehen, ob er verfügbar ist“, sagte die Frau.
Tim zog eine Grimasse und äffte mit Fistelstimme nach: „Ich werde nachsehen, ob seine Lordschaft verfügbar ist.“
„Die Sprechstundenhilfe ist sehr nett“, schalt Meg, „und Hugh benimmt sich nicht wie …“
„Meg?“ Seine warme Stimme drang an ihr Ohr. „Es tut mir leid. Ich wollte anrufen, aber mir ist einfach die Zeit davongelaufen.“
„Ja, sicherlich“, murmelte Tim.
„Sei still“, zischte Meg. In den Hörer sagte sie: „Entschuldigung. Mein Bruder ist bei mir und benimmt sich kindisch.“
„Hallo, Tim“, sagte Hugh.
„Hi“, murmelte Tim verlegen. „Wie geht es?“
„Gut. Könnte ich bitte allein mit Meg reden?“
„Sicher.“ Tim zog sich mit Dana zurück.
Megs Hände wurden feucht. „Haben Sie …?“
„Das Ergebnis ist positiv. Ich bin Joe.“ Sein Ton verriet weder Freude noch Bestürzung.
Ihr Herz pochte heftig. Sie wusste nicht, wie sie die Neuigkeit auffassen sollte. Einerseits bedeutete es natürlich eine Rechtfertigung ihrer Behauptungen. Nicht einmal Andrew konnte sie nun noch der Lüge oder des Betrugs bezichtigen.
Doch es war schwer, den einfachen Kellner Joe mit dem studierten Hugh in Einklang zu bringen. Miguel hatte per Computer in Erfahrung gebracht, dass Hugh Menton aus einer vornehmen Familie stammte, einem riesigen Krankenhaus angegliedert war, und zusammen mit Andrew die Kinder von Filmstars und anderen wichtigen Persönlichkeiten behandelte.
Er war außerdem der Mann, der mit ihr leidenschaftlich geschlafen und ihr ewige Liebe geschworen hatte – und dann verschwunden war. „Wie soll es also weitergehen?“
„Zunächst einmal schlage ich vor, dass wir uns duzen. Dann möchte ich, dass du mit Dana ein Wochenende im Kreis meiner Familie verbringst, sobald du die Zeit erübrigen kannst. Ich möchte, dass du uns kennenlernst.“
Das höfliche Angebot war nicht das, was sie sich erhofft hatte. Sie hatte sich erträumt, dass es ihn überglücklich machte, Danas Vater zu sein, und dass er ihre Liebe wieder aufleben lassen wollte. „Ich kann nicht.“
„Warum nicht?“
Ein Wochenende bei seiner vornehmen Familie zu verbringen, erschien ihr wie das unbewaffnete Betreten der Höhle des Löwen. „Ich würde nicht zu euch passen.“
„Das brauchst du auch nicht. Sei einfach du selbst. Das Mädchen, das ich geheiratet habe.“
„Dein Bruder sagt, dass wir gar nicht verheiratet sind.“
„Rechtmäßig vielleicht nicht, aber wir haben ein Kind zusammen. Das bindet uns, ob es dir gefällt oder nicht.“
„Das klingt nicht besonders ermutigend.“
„Ich habe es nicht so gemeint. Es ist eine verrückte Situation, auf die niemand vorbereitet war. Wir müssen unseren eigenen Weg finden.“
„Unseren eigenen Weg wohin?“
„Wir müssen entscheiden, wie wir Dana erziehen und dafür sorgen können, dass sie beide Elternteile hat. Aber das ist nicht alles, Meg. Ich bin fünfunddreißig Jahre alt und war nie versucht zu heiraten, bevor ich dich kennenlernte oder seitdem. Es muss etwas Besonderes zwischen uns sein.“
„Also gewinne ich durch Versäumnis?“
„Unterschätz dich nicht. Du bist etwas Besonderes.“
Sie wollte
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