Bianca Exklusiv Band 11
sich mit einem so niedrigen Gehalt zufrieden geben? Und in seiner Freizeit schreibt er an seinem Buch."
„Weißt du, wovon sein Buch handelt?"
„Nein, wo denkst du hin? Wie du ja gemerkt hast, hält Trevor sein Privatleben vollkommen abgeschirmt. Roy hat ein paar Dinge erfahren können. Angeblich hat Trevor ein sehr interessantes Leben geführt. Vielleicht schreibt er darüber."
Die ersten zwei Tage beim „Clarion" verbrachte Linda damit, ihr Büro ein- und aufzuräumen. Roy hatte ein ziemliches Durcheinander hinterlassen. Jedes Mal, wenn ihr Blick auf den alten Schreibtisch und die museumsreife Schreibmaschine fiel, sah sie Eli MacTavish vor sich. An der Wand hingen die Auszeichnungen, die er für seine journalistische Arbeit erhalten hatte. Sie fragte sich, was er wohl zu ihrem Computer gesagt hätte, mit dem sie in New York arbeitete. Schließlich ging sie die Finanzbücher durch. Es stand nicht gut um den Betrieb, Roy hatte es ihr bereits angedeutet. Der Friedensvertrag mit Trevor Messano funktionierte, zumindest in der ersten Woche -wohl hauptsächlich deshalb, weil sie sich aus dem Weg gingen. Linda war der Abstand durchaus nicht unangenehm.
Eines Abends nach der Arbeit, als jeder nach Hause gegangen war, saß sie mit Caleb Stoneman zusammen. Linda hatte eine Flasche Whisky in einem kleinen Schrank gefunden und ihnen beiden eingeschenkt. In ihrer Unterhaltung ließen sie die Erinnerungen der Vergangenheit wieder aufleben.
„Cheers." Caleb grinste anerkennend, als Linda ihr Glas in einem Zug leerte. „Sie sind wirklich Eli MacTavish' Enkelin. Er hatte auch immer eine Flasche bereitstehen. Mir gefallen Frauen, die mit Alkohol umzugehen wissen."
Sie unterhielten sich über Probleme, die in der Stadt aufgetaucht waren, und die erbitterten Konfrontationen zwischen den beiden Parteien. Und irgendwie kamen sie auf Trevor Messano.
„Dieser Trevor ist schon seltsam. Ein hervorragender Zeitungsmann, aber irgendetwas stimmt mit ihm nicht. Wie er hier in der Stadt aufgetaucht ist ... Sie müssen doch zugeben, dass das schwer zu verstehen ist - er hatte einen guten Job bei einer großen Zeitung, und dann akzeptiert er diese Stellung hier. Ein solcher Mann hat entweder Ärger mit einer Frau oder mit dem Gesetz."
Linda füllte die Gläser nach. Die Richtung, die das Gespräch einschlug, behagte ihr nicht. Sie schwankte zwischen Neugier und Ablehnung...
Aber Caleb war in seinem Element. „Es gehen viele Gerüchte über ihn um. Er soll bei den Seminolen groß geworden sein. Vielleicht hat er sogar Verwandte bei dem Stamm. Er spricht ihre Sprache perfekt. Ich hab' ihn einmal in der Bar mit Dan Cloudweather, einem Indianer, reden hören. Und an manchen Wochenenden verschwindet er in den Everglades. Nur Indianer kennen das Gebiet gut genug, um da wieder lebend 'rauszukommen. Wissen Sie, diese Seminolen sind ein stolzes Volk. Die US-Regierung hat damals im Krieg Hunderte von ihnen getötet. 1842 wurde dann der Friedensvertrag unterschrieben und die Seminolen nach Westen umgesiedelt. Aber ein paar Hundert von ihnen haben sich nie ergeben und sind tiefer in den Sumpf gezogen. Die haben bis heute noch keinen Vertrag mit der Regierung unterschrieben.
Sie haben ihr eigenes Reservat und ihre eigenen Gesetze." Caleb hielt inne. „Haben Sie noch einen Schluck Whisky? Nur einen Tropfen." Dann fuhr er fort: „Manchmal verschwindet Trevor für eine ganze Woche, sagt keinem, wo er hingeht oder wann er zurückkommt. Er lebt auf einem Hausboot, wissen Sie. Hat's für ein paar Dollar gekauft und bewohnbar gemacht. Und wenn's hart auf hart kommt, hat er immer noch seine Freundin, wissen Sie, Shodra Nichols, die Witwe. Ist eine knallharte Geschäftsfrau, keiner weiß genau, wie viel Eigentum sie eigentlich hat. Wenn er mal Geld braucht, dann ..."
Linda verspürte plötzlich das Bedürfnis, das Thema zu wechseln. Sie unterbrach den alten Mann. „Mr. Stoneman, Sie sind doch über alles informiert, was in dieser Stadt vorgeht. Er-zählen Sie mir von den Leuten, die an diesem Bauprojekt beteiligt sind. Ich möchte alle Namen wissen, vor allem, wer im Gemeinderat sitzt. Und die Namen von den Werbekunden, die bei uns abgesprungen sind."
Der Alte berichtete bereitwillig, und Linda machte sich Notizen. Es war bereits dunkel, als das Thema ausgeschöpft und die Flasche Whisky leer war. Er wünschte ihr galant gute Nacht und ging mit würdevollen Schritten zur Tür hinaus.
Linda war aufgedreht. Sie setzte sich an den Schreibtisch und
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