Bianca Exklusiv Band 11
schrieb den Leitartikel für diese Woche, in dem sie sich auch als Stellvertreter ihres Bruders vorstellte. Zum Schluss las sie das Geschriebene durch - es war gut, obwohl sie sich nach dem Whiskykonsum ihres Urteils nicht ganz sicher war. Sie sortierte die Seiten und ging hinaus. Als sie den alten Wagen anließ, blitzte eine Idee in ihr auf. Sie fuhr zu der kleinen Bar, bestellte sich als Stärkung für ihr Vorhaben einen weiteren Drink und fragte den Wirt nach Trevor Messanos Adresse.
Linda folgte der Beschreibung bis zu dem nicht weit entfernt gelegenen Hausboot Messanos. Als sie ankam, verließ gerade eine atemberaubende, blonde Frau das Boot. Die Frau starrte Linda neugierig an und fuhr schließlich mit ihrem weißen Cadillac davon.
„Shodra Nichols", sprach Linda laut aus. Das musste sie sein. Sie spürte eine Welle gemischter Gefühle durch ihren Körper jagen, undefinierbar. Ihr Magen verkrampfte sich und die Röte stieg ihr zu Gesicht. Sie war wütend mit sich selbst. Was interessierte es sie, wen Trevor Messano auf sein Hausboot einlud? Alles, was sie wollte, war seine Meinung zu ihrem Artikel.
Sie parkte den Wagen und ging über den Steg. Der Geruch von Salzwasser, Fisch und Teer hing in der Luft. Man hörte das leise Rauschen des Wassers; die Boote schlugen leicht aneinander.
Aus dem Hausboot drang Licht und das tippende Geräusch einer Schreibmaschine. Sie umklammerte ihre beschriebenen Seiten fest und klopfte an die Tür. Erst nach dem zweiten Klopfen hörte das Tippen auf. Schritte näherten sich, die Tür wurde geöffnet.
„Was gibt's?" fragte Trevor barsch. Dann erkannte er sie und seine Stimme nahm einen anderen Ton an. „Wenn das nicht meine Chefin ist!"
Sie war überzeugt, dass er sie nur „Chefin" nannte, um sie zu verunsichern. „Darf ich reinkommen?"
Er trug einen weißen Rollkragenpullover, der die Kontur seiner breiten Schultern betonte, und legere Hosen aus leinenähnlichem Material, mit einem Seil als Gürtel. Seine bloßen Füße steckten in einfachen Strandschuhen. Jetzt fehlt ihm nur noch der goldene Ohrring und die schwarze Augenklappe, und der Pirat wäre perfekt, dachte Linda bei sich.
Innen war das Hausboot gemütlicher und größer, als man von außen vermuten konnte. Außer seinem Schreibtisch, auf dem sich die Papiere stapelten, und einer Stereoanlage beherrschten Rattanmöbel, geflochtene Reedteppiche und volle Bücherregale das Bild. Rechts ging es zur Küche, links stand eine Tür halb offen und ließ den Blick auf ein verwühltes Wasserbett zu. Ihr kam die blonde Frau in den Sinn. Hatten Trevor und sie zusammen hier heute Abend das Bett benutzt?
Sie wandte ihre Augen, ihre Wangen brannten. „Ich war noch nie auf einem Hausboot."
„Und, was halten Sie davon?"
Sie wanderte durch den Raum. Wie zwei Krieger, die sich vorsichtig taxieren, dachte sie. Ob er ihre Gegenwart genauso stark wahrnahm wie sie die seine?
„Sieht ganz gemütlich aus", murmelte sie.
„Ist es auch."
„Ich habe gehört, dass Sie vor einem Jahr nur mit einem Motorrad in die Stadt gekommen sind."
Ein Schatten verdunkelte sein Gesicht. „Sie haben sich über mich erkundigt?"
„Mir wurden lediglich einige Gerüchte gratis geboten. Ich erwähne dies nur, weil es den Anschein hat, als ob Sie sich innerhalb eines Jahres recht gut ausgestattet hier niederlassen konnten. Da mir das Gleiche bevorsteht, interessiert mich, wie."
„Das ist nicht schwer. Was Sie hier sehen, sind Ausverkäufe. Solches Zeug kriegen Sie fast geschenkt, vor allem, wenn man bei der Zeitung arbeitet und die Verkaufs-Angebote eher als jeder andere in der Stadt sieht."
„Das stimmt allerdings."
Sie war vor den Regalen angelangt und studierte die Buchrücken. „Lexika, Nachschlagewerke, Geschichte, Biografien, Psychologie, Romane." Sie nahm eine Anthologie der englischen Literatur aus dem Regal. „Aha, Sir Walter Scott. Daher also. Ich war wirklich beeindruckt, wissen Sie das?"
„Sind Sie hierher gekommen, um eine Auflistung meiner Bücher vorzunehmen?"
„Nein, natürlich nicht, ich wollte nicht neugierig scheinen", entschuldigte sie sich errötend.
Sie hielt ihm ihr Machwerk entgegen. „Ich hatte einige Ideen für meinen ersten Leitartikel. Ich wollte gern Ihre Meinung dazu hören."
Er zog eine Augenbraue in die Höhe. „Sie wollen wirklich meine Meinung hören? Sie sind doch professionelle Autorin. Sie schreiben für die großen Frauenmagazine. Ich bin nur ein Zeitungsmann in einer Kleinstadt."
„Deshalb
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