Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers
stehen.
Du, mein Sohn Enzio, und Ihr, mein
genero
Ezzelino, ihr solltet zusammen mit mir beim morgigen Ostermahl ermordet werden. Darauf sollte in Sizilien, natürlich durch päpstliche Truppen, ein Aufstand entfacht und alles Staufische von Süd bis Nord ausgetilgt werden. Schön ausgedacht, doch Graf Richard hatte überall seine Spione und die Beweise, mit Dutzenden von Namen, sind eindeutig.“
|409| Ezzelino hob die Hand, worauf Friedrich nickte.
„Ist auf diesen Richard Verlass? Vielleicht steckt er mit drin und will jetzt seine Haut retten?“
Der Kaiser winkte ab.
„Nein, denn der Graf von Caserta wird bald mit mir verschwägert sein, was bisher nur wenige wissen. Meine Tochter Violante ist bereits mit ihm verlobt und wird zu gegebener Zeit seine Gemahlin.“
Da war es wohl undenkbar, dass Richard von Caserta zu den Verschwörern gehörte, das sahen die Herren ein.
Der Drahtzieher schien Orlando di Rossi zu sein, ein Schwager des Papstes und somit für diese Aufgabe prädestiniert. Doch einige Namen der Mitverschwörer trafen den Kaiser im Innersten. Das waren Freunde, Vertraute oder deren Söhne, die am kaiserlichen Hof erzogen worden waren.
Nun war Friedrich wieder ganz der Alte, er handelte schnell und entschlossen. Er eilte nach Apulien, um dem ausgestreuten Gerücht von seinem Tod entgegenzutreten. Doch bald stellte sich heraus, dass die Verschwörung bei Volk und Adel kaum Rückhalt besaß, sondern nur auf wenige kleine Zentren beschränkt war. Die Rädelsführer wurden in kurzer Zeit gefasst und da sie fast alle am kaiserlichen Hof, unter Friedrichs väterlicher Aufsicht, herangewachsen waren, nannte er sie „Vatermörder“ und wandte die strengsten Gesetze gegen sie an. Diese besagten, dass solche Verbrechen durch die „vier Elemente“ gesühnt werden müssten. So wurden die Unglücklichen gehängt, verbrannt, am Boden zu Tode geschleift oder im Meer ertränkt. Der Hauptverschwörer, ein Enkel von Friedrichs verehrtem Lehrer Francisius, wurde geblendet, schwer verstümmelt und dann von Stadt zu Stadt geführt als warnendes Beispiel. An seine Stirn war ein Schreiben des Papstes geheftet, der die Rebellion mit Nachdruck unterstützt hatte.
So war im Königreich Sizilien der ohnehin kaum gestörte Frieden wiederhergestellt und jetzt galt es, den vom Papst finanzierten Gegenkönig, Heinrich Raspe von Thüringen, zu besiegen. Da er nur von den geistlichen Kurfürsten unterstützt wurde, nannte das Volk ihn den „Pfaffenkönig“.
Den ganzen Winter über hatte Friedrich den Feldzug vorbereitet und es war geplant, über Verona und den Brenner ins deutsche Reich zu ziehen. Ohne große Eile, denn unterwegs galt es, da und dort Ordnung zu schaffen und der gefährdeten Macht von König |410| Konrad wieder Ansehen zu verschaffen. Zum Glück war dieser von Jolanda von Jerusalem geborene Sohn jetzt schon fast neunzehn Jahre alt und konnte ohne Vormund regieren.
In der Toskana erreichte den Kaiser die Nachricht vom Tod des „Pfaffenkönigs“, der nirgendwo im Reich Rückhalt gefunden hatte. Friedrich änderte seinen Plan und wollte mit seinen Truppen über Parma, Cremona und Pavia nach Torino ziehen. Von hier aus sollte dem Papst ein Ultimatum gestellt werden, bei dessen Ablehnung Lyon erobert und besetzt werden sollte; König Ludwig von Frankreich erklärte sein Einverständnis.
Seltsam nur: Wenn Friedrich früher so weit reichende Pläne gefasst hatte, dann war er von deren Gelingen felsenfest überzeugt. Freilich, an Sorgfalt und Umsicht ließ er es auch jetzt nicht mangeln, alles wurde mehrmals genau durchdacht. Doch Biancas Stern war erloschen und mit ihm der Glaube an das Gelingen, die feste Zuversicht. Das Schicksal beeilte sich, dem Zweifler Recht zu geben.
Aus Parma kam die Nachricht, dass diese Kommune zu den Kaiserfeinden übergewechselt war. Orlando di Rossi, dem Papstschwager, war es gelungen siebzig als Pilger verkleidete Ritter einzuschleusen und die Stadt im Handstreich zu besetzen. Kaiser Friedrich zog seine Truppen zusammen – die aus den ghibellinischen Städten stießen dazu – und begann im Februar 1248 die Belagerung von Parma. Der Abfall dieser Stadt machte in der Lombardei die Runde und wirkte auf die Kaisergegner mehr als ermunternd, geradezu euphorisierend. Noch vor der Belagerung hatte Parma Hilfstruppen aus Mailand erhalten und so blieb nur eines: Die Stadt musste ausgehungert werden. Friedrich blieb geduldig, ließ rings um Parma eine Lagerstadt errichten, umgeben
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