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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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von hohen Mauern und Tortürmen. Eine Kirche wurde gebaut, Läden, Schenken, Märkte und viele Holzhäuser entstanden. Und nicht nur das: Friedrich richtete sich in der „Victoria“ genannten Stadt so ein, als plane er hier eine ständige Residenz.
    In Parma dagegen wütete der Hunger und Seuchen brachen aus. Katzen, Hunde, Ratten und Mäuse kamen auf den Tisch, das Brot musste durch Sägemehl, der Wein durch brackiges Wasser gestreckt werden.
    Wieder erschien es Friedrich wie ein Schachspiel. Wer hatte den längeren Atem, wer dachte am weitesten voraus? War Friedrich sorglos geworden oder begann er den Gegner zu unterschätzen? |411| Eine gewisse Gleichgültigkeit würde seinen Gemütszustand wohl am besten beschreiben, auch wenn er sich eine solche Regung niemals eingestand.
    Am Morgen des achtzehnten Februar – es war ein klarer, kalter und sonniger Tag – wagten die halb verhungerten Parmesen einen verzweifelten, doch wohlüberlegten Ausfall. An diesem Morgen machte der Kaiser mit Manfred, einigen Freunden und Falknern einen Jagdausflug in die sumpfigen Auen des Taro. Durch geschickte Spitzel war Parma über jeden Schritt des Kaisers auf dem Laufenden. Die mit den Ausbrechern beschäftigten kaiserlichen Truppen wurden abgelenkt und päpstliche Boten hetzten unterdessen die verbitterten Parmesen zum Sturm auf Friedrichs Lagerstadt, die schnell erobert und geplündert war. Sie brannte noch am selben Tag völlig nieder und so wurde Victoria zum Ort nicht des Sieges, sondern der
sconfitta
, der Niederlage. Der Kaiser entkam nur mit Mühe, verkleidet und in nächtlichen Ritten in das ihm treu gebliebene Cremona. Sein Lieblingssohn Manfred hatte inzwischen Beatrix von Savoyen geheiratet und wurde dort jubelnd empfangen. Wem ging nicht das Herz auf beim Anblick dieses Kaisersohnes, in dem der alternde Friedrich sich wunderbar verjüngt fühlte?
    Der Kaiser nutzte den gespannten Frieden, um noch einmal bei Papst Innozenz Verhandlungen anzuregen, mit dem Ziel einer Versöhnung und der Aufhebung des Bannes. Seine Niederlage bei Parma aber hatte auch in den kaiserfreundlichen Städten Norditaliens zu einem Umdenken geführt. Sie wollten nicht auf einen Verlierer setzen und fielen, zur Freude des Papstes, in großer Zahl vom Kaiser ab. So fühlte sich Innozenz wieder als der Stärkere, lehnte Verhandlungen ab und kannte nur noch ein Ziel: die Vernichtung der Staufer.

14
    Petrus de Vinea, seit jeher ein blendender, fast unschlagbarer Schachspieler, wandte seine herausragenden analytischen Fähigkeiten auch im täglichen Leben und besonders in der Politik an. Mochte die Lage in diesem scheinbar so friedlichen Jahr in Cremona auch zu einiger Hoffnung Anlass geben – der fast siebzigjährige Papst konnte jederzeit sterben –, so sah de Vinea den Kaiser doch |412| auf der Verliererseite und gelangte zu der Ansicht, es gäbe nicht den geringsten Grund, sich beim bevorstehenden Sturz mit in den Abgrund reißen zu lassen. Freundschaft? Die gab es wohl auch, doch sie hatte darunter gelitten, dass der Kaiser sich in den letzten Jahren jedem vernünftigen Rat verschlossen hatte. Hätte er auf ihn gehört, so wären die Katastrophen in der Lombardei und in Viterbo, das der Kaiser aus blinder Rache verwüstete, vermeidbar gewesen und hätten letztlich den Papst zum Einlenken zwingen müssen.
    So begann de Vinea sich langsam vom Kaiser zu lösen und nahm mit dem Papst Geheimverhandlungen auf. Es bleibt unklar, wer als Erster auf den Gedanken kam, diesen insgesamt doch vom Glück begünstigten Menschen physisch zu vernichten, da es politisch, zumindest was das deutsche Reich betraf, offenbar nicht möglich war. Der Papst hatte nach Heinrich Raspes Tod einen neuen Gegenkönig unterstützt, dem es aber nicht gelang, sich gegen Konrad durchzusetzen. Wilhelm von Holland gab den Kampf bald auf und zog sich in seine niederländische Grafschaft zurück. So entstand bei Friedrichs Gegnern der perfide Plan, ihn durch seinen eigenen Leibarzt töten zu lassen. Petrus de Vinea hatte kaum mit einem Misslingen gerechnet, dabei aber vergessen, dass das von ihm selber mit aufgebaute Netz von Spionen und Zuträgern nach wie vor tadellos funktionierte. So war Friedrich gewarnt und achtete genau auf seine Umgebung.
    An diesem kühlen, verhangenen Februartag verlangte es den Kaiser nach einem Bad und danach sollte ihm der Medicus Tibaldo einen Heiltrank gegen seine seit Tagen anhaltenden Magenschmerzen bereiten. Nach dem Bad sagte der Kaiser lächelnd,

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