BIANCA SPEZIAL Band 04
schien zurückzukehren. Vielleicht sollte er die Taktik ändern und freundlicher werden, damit sie in ihre eigene Falle geriet. Dabei spielte es keine Rolle, dass er den Klang ihrer Stimme genoss und dass die Luft von ihrem Duft erfüllt war. Er hatte überhaupt nicht beabsichtigt, über ihr erstes Treffen zu reden, aber plötzlich kamen die Worte über seine Lippen. „Warum bist du einfach gegangen, ohne dich zu verabschieden?“
Ihr überraschter Blick traf und verletzte ihn. „Ich … musste irgendwohin, und es schien am besten, einfach … zu gehen.“
Mac wollte den Gedankengang nicht fortführen, aber er wollte, dass sie verstand, was sie hätten haben können. „Du weißt gar nicht, wie oft ich gewünscht habe, dass du beim Aufwachen bei mir gewesen wärest.“
Dieses Bedauern und die gleichzeitige Zurechtweisung standen jetzt zwischen ihnen. „Hm“, erwiderte sie endlich. „Da bist du ja gerade noch einmal davongekommen, oder?“
Jetzt lag das Bedauern bei ihm. Sie drehte sich um und ging los. Mac folgte ihr, beobachtete den Schwung ihrer Hüften, das Mondlicht auf ihrem nassen Haar und begehrte sie. Mit jedem Schritt widersprach sie ihm, verfluchte sie ihn und machte ihn zum Lügner. Dieses Gefühl hasste er. Als der Boden uneben wurde, hob er sie hoch.
„Was fällt dir ein?“, fragte sie und strampelte.
„Der Boden ist steinig, und du bist barfuß.“ Die Erklärung reichte jedoch nicht aus. Er wollte sie berühren, das war der Hauptgrund. Mac wollte wissen, ob sie die gleiche Lust verspürte wie er. Das schien jedoch nicht der Fall zu sein, denn sie kreuzte die Arme vor der Brust und starrte vor sich hin. Er wünschte sich, dass sie die Arme um ihn schlang, damit er sie küssen konnte. Als er sie im Haus auf den Fußboden stellte, erwartete er, mit einer Ohrfeige belohnt zu werden. Stattdessen stellte sie sich auf die Zehenspitzen, zog seinen Kopf zu sich herunter und küsste ihn auf den Mund.
Ein Stromschlag hätte ihn nicht stärker treffen können. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn sein Körper gedampft hätte. Seine Knie wurden schwach, und er wusste, dass er nicht reagieren sollte. Das war wieder ein Trick.
Aber er zog sie abrupt in die Arme und küsste sie hart, als begehre er sie und wolle sie gleichzeitig strafen. Sie presste sich eng an ihn und erwiderte seine Küsse mit der gleichen Leidenschaft, bis sie beide außer Atem waren.
„Du solltest vorsichtiger sein, Prinz“, warnte Abbie leise. „Wenn du mich häufiger so rettest, dann könntest du dich in einer sehr verletzlichen Position befinden.“ Mit diesen Worten lief sie zu ihrem Zimmer und ließ Mac im Dunkeln stehen.
4. KAPITEL
Jessica hatte nicht übertrieben, was die Arbeit im Büro anging. Sie hatte Abbie durch das Frühstück getrieben, und ehe sie sich versah, saß sie schon hinter dem Schreibtisch. In weniger als fünfzehn Minuten erklärte Jess das Anmeldeverfahren, die Zucht-, Fütterungs- und Trainingspläne, Pensionskosten, Zuchtgebühren, Verleihen der Stuten, Gehälter, Steuern, Einnahmen, Ausgaben und eine Million anderer Details, die das Geschäftsleben der Desert Rose ausmachten. Über Abbies Besorgnis lachte sie nur und meinte, dass ihr bei der Arbeit alles klar würde und dass sie immer fragen könnte. Das Leben auf einer Ranch war doch komplizierter, als Abbie erwartet hatte. Am Mittag wusste sie nicht mehr, wie viele Stapel Papier sie geordnet und abgelegt hatte, aber wie Jess vorhergesagt hatte, verstand sie schon bald, wie die Büroarbeit zu bewältigen war.
„Ich habe mich entschieden“, sagte Jess, während sie ihre Brote und Chips aßen, die sie bei Jess’ Mutter Vi in der Küche geholt hatten. Abbie hatte die Idee gehabt, am Schreibtisch zu essen, weil sie noch viele Fragen stellen wollte. Außerdem konnte sie so Mac aus dem Weg gehen.
„Wozu? Mich zu feuern?“, fragte Abbie, bevor sie weiteraß. „Nein, ich habe entschieden, dich ewig hier festzuhalten, am besten gefesselt am Schreibtisch.“
Abbie lächelte. „In diesem Büro gibt es so viel Arbeit, dass sie für ein Leben ausreichen könnte.“
„Zwei Leben. Deines und meines. Also vergiss sämtliche Pläne für die nächsten vierzig Jahre, denn ich beabsichtige nicht, dich jemals gehen zu lassen.“
„Ich habe keine Pläne, das ist das Problem. Nun, das Baby in einigen Monaten auf die Welt zu bringen.“ Sie betrachtete kurz ihren Bauch und schaute dann zu Jess. „Kannst du dir vorstellen, dass ich mich fünf Monate an den
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