BIANCA SPEZIAL Band 04
dass die Stücke unterschiedlich lang waren, und legte die Hände hinter den Rücken. Dann streckte er die Hände wieder nach vorn. „Wähle aus.“
„Das ist lächerlich“, meinte Mac, während er die Strohhalme betrachtete.
„Hast du Angst zu verlieren?“
„Über wie viel Zeit reden wir?“
„Wie viel hältst du aus?“
„Vielleicht eine Stunde.“
„Eine Woche“, konterte Cade.
„Einen Tag.“
Cade schüttelte den Kopf. „Heute ist Montag. Du musst mindestens bis zum Wochenende aushalten.“
„Das sind sechs ganze Tage.“
„Ja, und der Rest von heute. Du bist doch nicht feige, Mac.“
Worüber sorgte er sich? Hatte er nicht schon früher gewonnen? „Okay“, stimmte er zu und wählte den Halm. Er hatte verloren.
Abbie rechnete mit dem Schlimmsten, als Mac sich beim Essen neben sie setzte. Seine Nähe machte sie nervös.
Die Bemerkung „Du willst sicher noch etwas von dem Eintopf?“, ließ ihren gesunden Appetit schwinden. Als er wissen wollte, ob Jessie ihr als Entschädigung für das Wochenende einen Tag freigegeben hatte, und seine Cousine daraufhin beschuldigte, dass sie ihre beste Hilfe ausnutzte, konnte Abbie sich nicht vorstellen, was er als Nächstes plante. Als er sie liebevoll anlächelte, wusste sie, dass sie in Schwierigkeiten geraten würde.
Er würde sicher gleich allen erzählen, dass sie sich unter einem Vorwand hier eingeschlichen hatte. Sie sollte sich in Sicherheit wiegen, und dann würde er sie niedermachen. Vor seiner Familie würde er sie erniedrigen.
In Wirklichkeit tat er überhaupt nichts. Er sprach freundlich mit ihr und bezog sie in alle Gespräche mit ein. Als das Dessert verteilt wurde, schlug Alex mit einem Löffel gegen sein Glas. Er räusperte sich und legte eine Hand auf Hannahs Schulter. „Ich muss etwas mitteilen. Hannah und ich sind …“ Er grinste. „Sie ist schwanger, und der Arzt hat uns heute gesagt, dass wir Zwillinge erwarten!“
„Gratuliere!“ Cade war der Erste, der seinem Bruder auf die Schulter klopfte und Hannah auf die Wange küsste. Darauf folgten Mac und Jessica. Rose und Vi bekamen feuchte Augen, und Ella war so aufgeregt, dass sie nicht bemerkte, dass das Vanilleeis vom Portionierer auf den Boden tropfte.
Danach waren alle guter Stimmung. Während des Abends blieb Mac an Abbies Seite. Er erzählte ihr, wie er und Cade Alex dazu gebracht hatten, um Hannah zu werben, und dass er bereit war, ihr noch weitere Informationen über Araber zu geben. Mac bot ihr noch Dessert an, wollte ihr ein Kissen holen und schlug vor, dass sie ein Glas Milch trinken sollte, um besser schlafen zu können. Als sie ihm sagte, dass sie jetzt lieber zu Bett gehen sollte, erwartete sie fast, dass er sie zudecken und eine Gutenachtgeschichte vorlesen wollte. Wahrscheinlich aus Tausendundeiner Nacht.
Völlig verwirrt schlief sie ein. Was hatte er bloß vor?
Mac hatte nicht gedacht, dass es so leicht sein könnte, nett zu Abbie zu sein, und er ließ seinen ganzen Charme spielen. An den nächsten beiden Tagen saß er beim Abendessen neben ihr. Er bezog sie in alle Gespräche mit ein und fragte sie nach ihrer Meinung. Das Einzige, was er nicht tat, war, sie zu berühren. Erstens wollte er nicht, dass sie seine Hand wegschlug, und zweitens hatte er Angst davor, was passieren könnte. Wenn er Abbie berührte, würde er sie vielleicht auch küssen wollen. Dann käme wieder die enorme körperliche Anziehungskraft zu Tage, die von Anfang an zwischen ihnen bestand. Das wäre die größte Katastrophe, denn dann würde er aufwachen und wäre nicht nur verheiratet, sondern auch zukünftiger Vater.
Nicht, dass er auf einmal ihre Geschichte glaubte und Cades Theorie von der Liebe auf den ersten Blick akzeptierte. Aber er wollte eine Grenze festsetzen, die er nicht überschreiten wollte. Abbie war schließlich eine Lügnerin, und das Baby war nicht seines. Er hatte sich bereit erklärt, ein Spiel zu spielen, und es würde ihn nicht umbringen, für den Rest der Woche so zu tun, als habe er seine Meinung geändert. Nur anfassen durfte er Abbie nicht.
Möglicherweise musste er entdecken, dass Cade recht hatte.
Mac wollte diese Möglichkeit gar nicht in Betracht ziehen, aber seitdem er mit seinem Zwillingsbruder geredet hatte, musste er immer wieder daran denken, dass er der Vater von Abbies Baby sein könnte. Selbst wenn die Chancen bei eins zu einer Milliarde lagen, musste er überlegen, was er in dem Fall tun würde. In seinem Herzen kannte er die Antwort schon.
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