BIANCA SPEZIAL Band 04
Wenn ein Vaterschaftstest ergäbe, dass das Baby ein Coleman war, dann würde er Abbie heiraten. Bei der Verwendung dieses wissenschaftlichen Beweises würde er jedoch wissen, dass er Abbies Respekt, ihr Vertrauen und ihre Liebe für immer verloren hätte.
Mac war auf dem Weg in die Küche, weil er dachte, dass Abbie nach dem Essen dorthin verschwunden war. Fast angekommen, hörte er das Lachen seiner Mutter und ihre Stimme. „Als ich mit den Zwillingen schwanger war, habe ich einige Monate lang beim geringsten Anlass geweint. Einmal hat Ibrahim mir alles angeboten, was ich wollte – Schmuck, Kleidung, einen Affen als Haustier, ein Besuch bei Randy, egal was, nur damit ich nicht mehr weinte.“
Abbie lachte laut mit Tante Vi und Hannah. „Er hat dir einen Affen angeboten?“, fragte Tante Vi. „Als hättest du dich damit besser gefühlt. Männer sind so ungeschickt, wenn es darum geht, mit einer schwangeren Frau umzugehen.“
Mac wollte schon gehen, als Abbie eine Frage stellte. „Glaubst du, dass es die Tränen sind oder der Gedanke, dass sie dafür verantwortlich gemacht werden könnten, was die Männer aufregt?“, fragte sie.
„Die Tränen“, entgegnete Rose bestimmt. „Ibrahim war der König von Sorajhee, aber er konnte überhaupt nichts dagegen tun, dass seine Frau ständig in Tränen ausbrach.“
„Männer wollen immer alles regeln“, bestätigte Tante Vi. „Wenn eine Frau jedoch weint, dann sind Männer ratlos, und sie wollen versuchen, das zu verhindern.“
„Wahrscheinlich befürchten sie, dass das Weinen nicht mehr aufhört und sie immer hilfloser werden“, fügte Hannah hinzu. „Der Arzt hat mir heute gesagt, dass ich mit Stimmungsschwankungen rechnen muss, aber ich bin über meine Schwangerschaft so glücklich, dass ich mir nicht vorstellen kann, deswegen zu weinen.“
„Weinen bedeutet nicht, dass du unglücklich bist“, versicherte Vi. „Es liegt an den Hormonen, und die kannst du nicht steuern.“
„Es ist komisch“, sagte Abbie, und Mac hörte noch genauer hin. „Die letzten fünf Monate waren nicht leicht für mich, aber Stimmungsschwankungen habe ich kaum gehabt. Selbst als man mich gefeuert hat, habe ich keine Träne vergossen.“
„Du bist gefeuert worden?“, fragte Hannah. „Warum das? Jessie sagt, du arbeitest besser als jeder andere.“
„Es lag nicht daran, dass ich nicht gut gearbeitet habe“, erklärte Abbie. „Der Grund war, dass ich unverheiratet und schwanger bin.“
„Was?“
„Das können sie doch nicht machen!“
„Das ist illegal.“
„Es ist eine exklusive Privatschule für Mädchen, und in meinem Vertrag musste ich unterschreiben, dass mein Verhalten als Vorbild für meine Schülerinnen dienen sollte. Der Schulleitung kann ich keinen Vorwurf machen, aber sie hätten schon etwas netter sein können. Aber ich habe damals nicht geweint und wollte es auch nicht. An dem Tag, bevor ich herkam, sah ich einen alten Liebesfilm im Fernsehen, und plötzlich musste ich weinen und konnte nicht mehr aufhören. Genauso plötzlich war es dann vorbei.“
„Daran kann ich mich auch erinnern“, meinte Tante Vi. „Erst geht es einem wunderbar, und dann könnte man ein Zimmer unter Wasser setzen.“
Hannah lachte. „Ich kann gar nicht abwarten, Alex zu berichten, was ihm noch bevorsteht.“
„Sag es ihm besser nicht“, riet Tante Vi. „Lass ihn sich die gleichen Sorgen machen wie jeder andere Mann.“
„Du kannst ihn ja warnen“, riet Rose. „Aber das macht wahrscheinlich keinen Unterschied. Wenn die Tränen laufen, dann wird er so hilflos sein wie sein Vater bei mir. Mach dir keine Sorgen, Alex wird es überleben.“
„Dessen bin ich mir sicher“, erwiderte Hannah. „Ich möchte aber, dass er die nächsten Monate so genießt wie ich. Wir hoffen, dass nichts Aufregendes geschieht.“
Als ein Stuhl gerückt wurde, entschied Mac, dass er nicht beim Lauschen erwischt werden wollte. Die werdenden Mütter könnten sich dann aufregen, und er wollte nicht für den stärksten Tränenfluss jenseits des Rio Grande verantwortlich sein.
„Möchtest du mit mir zum See gehen?“
Verblüfft schaute Abbie in Macs Gesicht. „Zum See gehen?“, wiederholte sie in dem Glauben, sich verhört zu haben.
„Wenn du es wagst, mit mir zu kommen“, sagte er lächelnd.
Er wollte sie sicher aus dem Haus holen, damit er sie richtig anbrüllen konnte. Seit drei Tagen war er nun schon freundlich zu ihr. Er schenkte ihr mehr Aufmerksamkeit und machte ihr mehr
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