BIANCA SPEZIAL Band 06
schnupperte. „Ich rieche Rauch.“
„Was ist los, Dugg? Ist Ihre Quote auf mindestens drei Strafzettel pro Tag erhöht worden?“ Glen schmunzelte. „Wahrscheinlich verbrennt Ihre Freundin Mrs. Turner nur Gartenabfall.“
„Das glaube ich nicht“, entgegnete April. „Sie lässt ihn immer abfahren, wegen ihres Asthmas.“
Alle drei drehten sich zu Mrs. Turners Anwesen um. Dicke Rauchschwaden stiegen an der Grenze zum Campingplatz empor.
„Oh nein“, murmelte April erschrocken. „Das ist kein Lagerfeuer.“
„Das ist wieder dieser kleine Ganove“, erklärte der Deputy. „Ich weiß, dass er dahintersteckt.“
Er stürmte zu seinem Streifenwagen und meldete der Zentrale einen unkontrollierten Brandherd. Dann fuhr er über den Kiesweg davon. April fragte sich, ob er sich wie Superman in Cape und Trikot mit einem roten S auf der Brust vorkam.
Sobald sie in den Pick-up gestiegen waren, folgte Glen dem Deputy. Auf der Ladefläche befand sich zum Glück ein großer Wasserkanister zum Löschen von Lagerfeuern.
Sie nahm das Handy aus der Tasche und rief im Campingladen an. Clyde meldete sich und bestätigte, dass Steven bei ihm war.
Erleichtert wandte sie sich an Glen. „Steven ist im Laden.
Er hat also ein Alibi.“
„Du kannst mächtig stolz auf den Jungen sein. Er hat hart gearbeitet und die ganze Wiese gemäht“, erklärte Clyde.
Plötzlich fiel ihr wieder ein, dass Steven erst auf den Campingplatz zurückgekehrt war, nachdem sie das Eichhörnchen ausgesetzt hatten. Sein Rückweg hatte ihn genau an Mrs. Turners Grundstück vorbeigeführt.
Sie beendete das Telefonat und teilte Glen die Befürchtung mit, dass Steven den Brand aus Rache an Mrs. Turner gelegt haben könnte. Er sagte nichts und biss die Zähne zusammen. Sie spürte, dass seine Sorge ebenso groß war wie ihre.
Sechs große Heuballen standen an dem Zaun, der Mrs. Turners Grundstück vom Campingplatz trennte. Vier der Ballen brannten lichterloh und sandten schwarzen Rauch gen Himmel.
Dugg hatte einen kleinen Feuerlöscher aus dem Streifenwagen geholt und sprühte vergeblich in die züngelnden Flammen. Mrs. Turner hatte mehr Erfolg mit ihrem Gartenschlauch, aber das Feuer schwelte tief in den Ballen.
Glen machte sich gar nicht erst die Mühe, den Wasserkanister von der Ladefläche zu holen. „Wir können das Feuer nur löschen, wenn wir die Ballen abrollen.“ Und schon attackierte er den ersten mit einem Rechen.
Mrs. Turner focht einen hoffnungslosen Kampf, sowohl mit dem Gartenschlauch wie mit sich selbst. Tränen rannen über ihre runzeligen Wangen. „Meine Kletterrosen verbrennen!“, rief sie hustend.
Die zarten, rosa Blumen, die am Zaun emporrankten, kräuselten sich bereits unter der Hitze.
„Mrs. Turner, Ihre Gesundheit ist wichtiger als alle Blumen“, entgegnete April und nahm ihr den Plastikschlauch aus den knorrigen Händen. „Kommen Sie mit mir ins Haus, damit Sie wieder zu Atem kommen.“
Dugg setzte die Arbeit mit dem Schlauch fort, während Mrs. Turner sich zum Haus führen ließ. Sie weigerte sich jedoch, hineinzugehen, sondern setzte sich auf die Veranda, von der sie die Löscharbeiten beobachten konnte.
April holte ihr das Inhaliergerät aus der Küche, und schon bald atmete Mrs. Turner freier.
Wenige Minuten später traf die Feuerwehr ein, pumpte Wasser aus dem Bach und löschte den Brand.
„Das war dieser Junge“, behauptete Mrs. Turner, als April sich zum Gehen wandte. „Er ist wütend auf mich und wollte sich auf diese Weise rächen.“
Steven mochte zwar wütend sein, aber April glaubte nicht, dass er vorsätzlich Mrs. Turner oder andere Camper in Lebensgefahr bringen würde, um sich zu rächen.
„Ich kann nur hoffen, dass Sie sich irren“, entgegnete sie.
„Wir werden ja sehen, wer sich irrt. Ich werde eine Untersuchung veranlassen.“
Zuvor hatte Glen sich bemüht, ein Feuer zu löschen. Nun versuchte er, eines zu entfachen. Bei April.
Doch leider war sie momentan mit der Frage beschäftigt, ob Steven den Brand gestiftet hatte und was mit ihm geschehen würde, wenn es der Fall war. Sie ging nicht auf seine Anspielungen ein. Also beschloss er einen direkten Annäherungsversuch.
Sie war bereits für die Nacht gekleidet und wanderte vor der Couch auf und ab, auf der er saß. Sie trug die Sachen, die ihre Schwester aus dem Gepäck für die Hochzeitsreise entfernt hatte – lockere, braune Shorts und ein großes grünes T-Shirt. Überraschenderweise war der Anblick keineswegs unangenehm. Das
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