BIANCA SPEZIAL Band 06
zu und öffnete den Mund, so als suchte er Nahrung.
April hob ihn höher, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass seine Essenszeit gekommen wäre. Sie rieb die Nase an seinen blonden Flaumhaaren und genoss seinen lieblichen, puderigen Duft.
„He, April, du bist eine geborene Mutter.“ Nicole grinste sie an und öffnete eine Schnalle des blauen Tragegurtes. „Jetzt hab ich’s. Dieser Riemen hier war verdreht.“
April wiegte sich sanft hin und her. William verriet ihr durch zufriedene, gurgelnde Laute, dass er sich wohlfühlte. Ich könnte mich leicht daran gewöhnen, dachte sie.
„Ich hätte wissen müssen, dass Bill die Schuld hat“, beklagte sich Teresa. „Er macht schon von Anfang an alles falsch. Anscheinend hat er beim Säuglingskurs überhaupt nicht zugehört.“
„Es gibt Kurse über die Benutzung von Babyausstattung?“, hakte April interessiert nach.
„Das nicht gerade. Aber das Krankenhaus bietet Kurse für Neulinge wie uns an. Sie bringen einem bei, wie man ein Baby badet und wickelt und so weiter.“
Nicole zog den Riemen zurück durch die Lasche und schloss die Schnalle. „Bill wird es schon lernen. Er braucht nur etwas Übung.“
„Dazu war ja der Kursus gedacht. Ich lasse nicht zu, dass er an meinem Kind herumprobiert und ihm womöglich schadet.“ Unvermittelt brach Teresa in Tränen aus. Sie nahm ein Taschentuch aus ihrer riesigen Schultertasche und betupfte sich Augen und Wangen. „Herrje, jetzt bringt er mich schon wieder zum Heulen. Manchmal frage ich mich wirklich, ob er es wert ist, dass ich ihn behalte.“
April und Nicole tauschten einen entsetzten Blick und fragten gleichzeitig: „William?“
„Natürlich nicht!“ Teresa hatte selbst ein Babygesicht mit großen Augen und runden Wangen. Doch leider sah sie nicht so niedlich wie ein Baby aus, wenn sie weinte. Nase und Augen waren gerötet. „Ich rede von Bill. Er ist so ein Tölpel, wenn es um William geht. Gestern Abend hat er ihm Honig auf den Schnuller gegeben!“
Widerstrebend legte April ihr William in die ausgestreckten Arme. „Viele Leute geben ihren Babys Honig. Ein kleines bisschen schadet doch bestimmt nicht.“
„Aber im Kursus hat man uns gesagt, dass Babys ein Enzym fehlt, das man für die Verdauung von Honig braucht. William hätte krank werden oder sogar sterben können!“ Erneut brach sie in Tränen aus.
Nicole legte ihr einen Arm um die Schultern. „Meinst du nicht, dass du ein bisschen übertrieben reagierst?“
Teresa hob den Kopf und wischte eine Träne weg, die auf Williams Arm gefallen war. „Das sagt Bill mir auch ständig. Er meint, ich leide an postnatalen Depressionen. Als ob er ein Experte im Kinderkriegen wäre! Er will nur die Schuld von sich abwenden.“
Nicole tätschelte ihr den Arm. „Ich glaube, er versucht nur, dir zu helfen. Gib ihm eine Chance.“
„Eine Chance wozu? Bleibenden Schaden anzurichten? Wir streiten ständig über dieselben Sachen. Ich habe ihm immer und immer wieder gesagt, dass er William nicht in die Schaukel setzen soll, wenn er nicht müde ist. Und vorgestern hat er es trotzdem getan. Als ich ins Zimmer kam, hatte William die Augen schon ganz verdreht. Wenn er in ein paar Jahren schielt und eine Brille braucht, hat Bill die Schuld.“
„Vielleicht brauchen Sie einfach mal eine Pause“, schlug April vor.
„Da haben Sie recht. Ich brauche eine Pause von Bill. Von mir aus kann er zurück zu seiner Mutter ziehen.“
„Nein, das wollte ich nicht …“
„April wollte sagen, dass du eine Pause von dem Baby brauchst. Ich könnte doch heute Abend zu dir kommen und babysitten, während du mit Bill zum Dinner ausgehst. Ihr beide müsst mal eine Weile allein sein.“
Teresa schüttelte den Kopf. „Das hat keinen Sinn. Seit William da ist, streiten wir nur noch.“
„Wenn eine große Veränderung im Leben eingetreten ist“, sagte April, „ist man manchmal sehr verwirrt. Und dann muss man zurück zur Basis.“
„Sie meinen, dass ich zurück zu meiner Mutter ziehen sollte?“
„Nein“, versicherte April hastig. „Ich meine, dass Sie sich fragen sollten, wie Sie zu Bill stehen.“
„Momentan finde ich, dass er alles nur vermasselt.“
„Aber Sie lieben ihn doch, oder?“
Die Antwort ließ so lange auf sich warten, dass April schon befürchtete, sie könnte Nein lauten. Doch dann nickte Teresa.
„Und er liebt Sie?“
Teresa nickte erneut.
„Und er würde doch bestimmt alles tun, um Sie und das Baby glücklich zu machen?“
Ein erneutes
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