Bianca Spezial Band 8
etwas von ihren Sachen herauszusuchen. Also hab ich einfach genommen, was ganz oben auf dem Wäschestapel lag, und das gehörte nun mal ihrer Schwester. Warum ziehen wir sie eigentlich immer noch so an, als kämen sie von zwei unterschiedlichen Planeten, Libby?“
„Ich dachte, du magst kein Rosa.“
„Und du magst ganz offensichtlich weder Rot noch Dunkelblau noch Schottenkaros. Aber es gibt doch immer Kompromisse, und überhaupt … meinst du wirklich, dass die Kleidung das eigentliche Problem ist? Es geht hier doch um die Kinder selbst! Wieso ist Scarlett immer noch meine und Colleen deine Tochter? Du hast mich eben so schockiert angeschaut, als hättest du gedacht, ich würde dir zutrauen, Scarlett zu entführen. Du bist siebenhundert Meilen weiter gezogen, damit die Zwillinge zusammen sein können. Wir haben geheiratet. Können wir die beiden jetzt nicht endlich als unsere Kinder sehen?“
Libby kämpfte mit den Tränen. In diesem Moment machte sich Colleen bemerkbar, sie kam aus dem Wohnzimmer und rief nach Mommy.
„Nein“, sagte Libby. „Das kann ich nicht. Ich dachte, unsere Hochzeit würde etwas daran ändern, aber das ist nicht passiert. Und ich weiß nicht, was ich jetzt noch tun soll.“
„Vielleicht würde es dir ja helfen, dir einzugestehen, dass deine erste Ehe ziemlich unglücklich war. Meine war es jedenfalls! Und wenn du dir das nicht eingestehst, dann wird das Gleiche mit deiner zweiten Ehe passieren. Ich bin nicht Glenn, und du bist nicht Stacey. Aber wir machen uns schon noch auf unsere eigene Art alles kaputt, wenn wir uns weiter so aufführen. Willst du das etwa? Willst du es auf eine Scheidung ankommen lassen und dann das Sorgerecht für meine Tochter und deine beantragen? Oder würdest du Scarlett einfach wie eine heiße Kartoffel fallen lassen und sie nie wiedersehen wollen?“
„Du liebe Güte, Brady!“ Libby war ganz weiß geworden. „Nein! Keins von beiden!“
Er fühlte sich unendlich erleichtert, seine Wut milderte das allerdings nicht. „Das ist ja schon mal etwas“, sagte er kühl. „Aber über alles andere solltest du dir auch mal Gedanken machen. Du hast ja jetzt eine Woche Zeit dafür. Wenn wir das Ganze nicht endlich besser hinkriegen, als es jetzt läuft, können wir bald alles vergessen.“
12. KAPITEL
Ich hatte eine unglückliche erste Ehe .
Diese Worte wiederholte Libby in Gedanken immer wieder, als sie mit der schlafenden Colleen auf dem Schoß im Flugzeug saß. Sie versuchte, den Wahrheitsgehalt dieses Satzes zu überprüfen.
Ja, so war es tatsächlich gewesen. Bis Glenns Krankheit diagnostiziert wurde. Dann hatten sich ihre Verhaltensmuster geändert.
Wirklich? Ganz sicher war sich Libby nicht. War Glenn vielleicht einfach nicht mehr in der Lage gewesen, sie zu bevormunden, als er immer schwächer wurde? Und was wäre dann mit der Zuneigung zu ihm, die sie während dieser Zeit entdeckt zu haben glaubte? Steckte vielleicht nicht mehr dahinter als das Mitgefühl, das sie für jeden Menschen empfunden hätte, der durch eine tödliche Krankheit mitten aus dem Leben gerissen wurde?
„Ich hatte eine unglückliche erste Ehe“, murmelte Libby leise.
Der Mann im Sitz neben ihr wandte sich ihr stirnrunzelnd zu.
„Ich übe bloß Französisch“, sagte sie und setzte ein Lächeln auf.
Okay, also ist es wahr, dachte sie. Die Ehe war unglücklich, und ich habe nichts dafür getan, dass sie besser wird. Aber wie sollte mir dieses Eingeständnis jetzt weiterhelfen?
Brady hatte gesagt, dass sie dadurch weiterkäme, aber sie wusste nicht, wie. Er hatte ihr auch prophezeit, dass ihre Ehe ebenfalls zum Scheitern verurteilt wäre, wenn sich nicht etwas änderte. Dieser Gedanke tat ihr unendlich weh … und nicht nur deswegen, weil Colleens und Scarletts Zukunft auf dem Spiel stand, sondern weil sie selbst dadurch etwas Kostbares verlieren würde.
Ich liebe Brady, dachte sie. Ich will ihn für immer in meinem Leben haben.
Aber diese Liebe allein reichte nicht. Libby musste Fehler wiedergutmachen, innere Blockaden abbauen … ohne dass sie genau wusste, woher diese Blockaden kamen.
Brady hatte sie gebeten, ihre Stelle zu kündigen, und Libby war empört gewesen. Aber er hatte sie nicht weiter dazu gedrängt, sondern ihr bloß gesagt, was er sich wünschte.
Genau das müsste sie eigentlich auch lernen. Doch der Gedanke daran machte ihr schreckliche Angst. So etwas war ihr einfach unmöglich. Bloß … warum?
Wenn ich meine Wünsche äußere, habe ich sofort
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