Bianca Spezial Band 8
kaum hörbar zurück. „Jedenfalls macht es mir ganz schön Angst, wenn ich ehrlich sein soll. Und ich gebe auch offen zu, dass ich mich dabei oft sehr einsam fühle“, fügte sie hinzu. „Ich bin ja schon viel länger auf mich gestellt als bloß die drei Jahre lang, die seit Michaels Tod vergangen sind. Eigentlich bin ich schon seit der Geburt der Zwillinge allein erziehende Mutter, das weißt du besser als jeder andere auf der Welt.“
Niemand würde jemals erfahren, geschweige denn verstehen, wie fürchterlich einsam sie sich von dem Moment an gefühlt hatte, in dem sie erfahren hatte, dass sie schwanger war. Genau in dem Augenblick nämlich, in dem sie und Michael wussten, dass ihr Traum von einer gemeinsamen Familie endlich wahr werden würde, hatte sich Michael verändert. Er hatte sich immer weiter von ihr zurückgezogen, sie vollkommen sich selbst überlassen. In den folgenden Jahren gab er sich ihr gegenüber nur noch kühl, verdrossen und verbittert. Er war nicht mehr so, wie sie ihn kennen und lieben gelernt hatte. Doch sie hatte Angst gehabt, ihn zu verlassen, während er sich in diesem schlimmen Zustand befand.
„Sophie, entschuldige bitte“, sagte Max nun. „Ich habe mich wirklich sehr ungeschickt angestellt heute. Wahrscheinlich war ich einfach überrumpelt, als ich herausfand, dass du dich mit einem Mann triffst.“
„Max.“ Sophie drückte seine Hand und wünschte sich dabei, sie könnte ihn für immer festhalten, hier an ihrer Seite. „Ich verstehe dich, wirklich“, beteuerte sie und zwang sich zu einem Lächeln. „Ich kann auch nachvollziehen, dass dich das erschreckt hat. Wahrscheinlich hatte ich erst gedacht, dass es dir egal wäre.“
„Sophie.“ Seine ausdrucksvollen, blauen Augen glänzten, und er fuhr ihr mit einem Finger über die Wange. „Wenn es um dich geht, ist mir überhaupt nichts egal. Und das Gleiche gilt auch für die Mädchen“, fügte er schnell hinzu. Auf gar keinen Fall wollte er durchblicken lassen, was wirklich gerade in ihm vorging – ganz besonders jetzt nicht, da Sophie sich mit einem anderen Mann traf.
Als Sophie sich die Tränen aus den Augen wischte, fluchte Max leise, dann zog er sie an sich, so wie er vor ein paar Stunden Carrie an sich gedrückt hatte. „Also gut, ich habe mich wie ein Volltrottel aufgeführt.“ Er schaute zu ihr hinunter. „Das war bestimmt nicht das erste Mal, und es wird auch nicht das letzte Mal sein.“ Sophies dunkles, glänzendes Haar roch nach Wildblumen. Dieser Geruch hatte Max schon immer ganz verrückt gemacht. „Wenn ich gewusst hätte, dass du wieder unter Leute kommen und dich mit einem Mann verabreden willst … dann hätte ich dich selbst um ein Date gebeten!“
Sie hob so schnell den Kopf, dass sie seinem Kinn fast einen Stoß versetzt hätte. „Du?“ Ungläubig blinzelte sie ihn an, dann kicherte sie, um ihre Nervosität zu verbergen. „Warum um alles in der Welt solltest du mich um ein Date bitten wollen?“
Ein wenig beleidigt zog er sich zurück. „Ja, warum um alles in der Welt sollte ich das denn nicht tun?“
„Mal überlegen, Max … also, zunächst mal bist du mein Schwager …“
„Ja – und?“ Er war es schon längst leid, dass sie in ihm immer bloß Michaels großen Bruder sah. Wann würde sie ihn endlich als Mann sehen? Als Mann und als eine eigene Persönlichkeit, völlig unabhängig von Michael. „Lange bevor ich dein Schwager wurde, war ich eine ganze Zeit einfach ein Mann.“
„Das stimmt schon“, räumte sie ein. „Aber warum solltest du Interesse daran haben, dich ausgerechnet mit mir zu verabreden?“ Sie lachte. „Ich meine, na ja, du kennst mich wahrscheinlich sogar noch besser, als Michael mich damals kannte.“ Sie und Max hatten immer wieder stundenlange Gespräche über Gott und die Welt geführt. Mit Michael dagegen hatte sie nach den ersten Jahren, als ihnen klar wurde, dass sie Schwierigkeiten hatten, ein Kind zu zeugen, nicht mehr richtig reden können. Sie hatten kaum noch Gemeinsamkeiten gehabt. Während dieser Zeit hatte Michael sich immer stärker zurückgezogen und erst Sophie und schließlich sich selbst die Schuld an ihrer Unfruchtbarkeit gegeben.
„Denk doch mal daran, wie bequem alles für dich wird, wenn du dich mit mir verabredest“, betonte Max nun. „Du ersparst dir damit unangenehme Überraschungen.“
Da war durchaus etwas dran, das musste Sophie zugeben, trotzdem kam ihr der Gedanke seltsam vor. Sie bemühte sich nun schon so lange darum,
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