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Bibbeleskaes

Bibbeleskaes

Titel: Bibbeleskaes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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hindurchsah. Sie war eindeutig der Typ Frau, der dem Gatten einen Seitensprung schwer verzieh. Dabei war es wirklich nur eine harmlose, sentimentale, folgenlose, sehr, sehr kurze Affäre gewesen.
    Â»Komm schon, Fritz-Karl«, drängelte Rita.
    Rita war die Einzige, die ihn mit vollem Namen anredete, den FK hasste, seit er fünfzehn war. Schon das wäre für mich ein Trennungsgrund gewesen, aber nun ja. Wo die Liebe hinfällt oder liegen bleibt …
    Â»Ich habe eine ganze Seite in der Montagsausgabe«, sagte FK . »Schließlich ist Fautenbach die Gemeinde in unserer Region, die sich nach dem Krieg als Erste ein französisches Partnerdorf gesucht hat. Und wehe, ihr gewinnt das Wettkochen nicht.«
    Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche, dachte ich, während FK strahlte, Rita die Lippen zusammenpresste und ich blöd zwischen den beiden stand. Felix Ketterer löste durch sein Auftauchen die missliche Situation auf.
    Â»Grüß dich, Katharina«, sagte er leise und drückte zuerst seine Zigarette aus und dann vorsichtig meine Hand.
    Er besaß immer noch diesen herzerweichenden Hundeblick, der ihm in unserer gemeinsamen Grundschulzeit die Herzen aller Mädchen hatte zufliegen lassen. Beim »schönen Felix«, wie wir Mädchen ihn wegen seiner blonden Locken nannten, standen wir damals Schlange für einen Kuss. In der dritten Klasse gab es keinen besseren Knutscher, und das Leckerste an Felix’ Küssen war, dass sie nach MAOAM schmeckten. Ich hatte keine Ahnung, wie er heute küsste, aber seine Attraktivität war unwiederbringlich dahin. Dabei war er immer noch gut aussehend, aber ein bisschen zu grau und ein bisschen zu schlaff für Mitte vierzig. Er wirkte wie einer, der zu früh verwelkt war.
    Â»Jetzt aber«, drängelte Käshammer und wies auf die Bustür.
    Â»Sophie, meine Frau, kommt noch«, erklärte Felix, deutete mit dem Kopf in Richtung Rathausparkplatz und zündete sich schnell noch eine weitere Zigarette an.
    Â»Die kommt immer auf den letzten Drücker!« Käshammer schnaubte verärgert, stieg nun seinerseits in den Bus, fragte nach, ob noch jemand fehlte, was nicht der Fall war, kam zurück und knurrte: »Zwei Minuten. Dann fahr ich.«
    Die Frau, die da telefonierend auf uns zukam, war keine, die sich hetzen ließ. Klein und drall, mit einem Hintern breiter als mein eigener oder der von Martha, winkte sie schon mal, pausierte dann aber vor der Tankstelle und führte in aller Seelenruhe ihr Gespräch zu Ende.
    Â»Der Fraktionsvorsitzende. Die Sache mit dem Hochregallager, der Teufel steckt wie immer im Detail. Grüß dich, Manfred«, sprudelte sie los, und Käshammer schien tatsächlich zu verstehen, wovon sie redete. Sie bat Felix, im Bus einen Platz für sie beide zu suchen, dann musterte sie mich neugierig. »Das ist also die erfolgreiche Köchin! Sterne, Hauben, Gäbelchen, Lobeshymnen. Chapeau!«
    Die Bewunderung wärmte mir das Herz, auch wenn das mit den Sternen, Hauben und Gäbelchen schwer übertrieben war. Für die Weiße Lilie, mein Kölner Restaurant, hatte ich vor zwei Jahren gerade mal zwei Gäbelchen im Gault Millau bekommen.
    Â»Bist auf Heimaturlaub, hat der Felix erzählt. Recht so. ’s gibt wenig Gegenden, die so schön sind wie die Ortenau.«
    Heimaturlaub, das stimmte irgendwie, aber eher gezwungenermaßen. Ich nickte stumm, während Sophie Ketterers Aufmerksamkeit von mir weiter zu Käshammer wanderte.
    Â»Bin ich wirklich die Letzte?«, fragte sie.
    Â»Fast wären wir ohne dich g’fahre!«
    Â»Bestimmt nicht.« Ein kurzes, knackiges Lachen, dann schlängelte sie ihren gewaltigen Hintern behände ins Businnere. Käshammer zwängte sich nach ihr hinein, ich und mein gewaltiger Hintern mussten warten, bis Käshammer sich hinter das Lenkrad geklemmt hatte.
    Martha winkte aus dem Fond, ich kämpfte mich an Musikinstrumenten und Fußballerbeinen vorbei nach hinten und ließ mich dann neben meine Mutter auf den einzigen noch freien Platz fallen.
    Käshammer lenkte den Bus auf die A 5 in Richtung Basel. Martha nutzte die Zeit für eine Lagebesprechung der Küchencrew. Rezepte wurden memoriert, Aufgaben rekapituliert, Notfallpläne besprochen. Alle, wie sie da saßen, fuhren ihr Adrenalin hoch. Ich hoffte, dass noch etwas davon übrig sein würde, wenn wir es beim Kochen wirklich

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