Bibi Blocksberg - 03 - Der Wetterfrosch
passierte es dann auch. Frau MüllerRiebensehl wusste nicht mehr, was in den letzten Minuten passiert war. Sie blickte sich für einen Augenblick verwirrt um, zog dann ihr Kleid glatt und rückte ihren Haarknoten zurecht.
» Entschuldigt, Kinder, ich war gerade nicht ganz bei der Sache«, sagte sie. »Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, beim Multiplizieren mit dreistelligen Zahlen. Moni, komm doch gleich mal an die Tafel. Und du, Bibi Blocksberg, setz dich bitte wieder auf deinen Platz. Ich rufe dich auf, wenn du nach vorne kommen sollst.«
Karla mischt sich ein
Herr Bürgermeister Dr. Dr. Bruno Pressak hatte natürlich auch die Morgenzeitung gelesen. Zuerst war er hocherfreut, als er das Foto von sich und seinem Denkmal auf der ersten Seite abgebildet sah, aber dann las er Karla Kolumnas Kommentar – und war höchst empört!
Die Zornesröte stieg ihm ins Gesicht und er läutete energisch nach seinem Sekretär Pichler. Er befahl ihm ihn sofort in die Redaktion der Neustädter Zeitung zu fahren. Dort stürmte der Bürgermeister auf schnellstem Weg in Karlas Büro. Er klopfte nicht einmal an, riss die Tür auf und knallte wütend die Zeitung auf den Schreibtisch der Reporterin. Dann baute er sich drohend vor ihr auf.
» Jetzt reicht es mir, Frau Kolumna! Dieses Geschmiere gegen mich und mein Denkmal wird Folgen für Sie haben. Mich stürzen Sie nicht vom Sockel! Sie nicht! Ich kann dafür sorgen, dass Sie ganz schnell…«
» Nun halten Sie mal die Luft an, Bürgermeisterchen!« Karla Kolumna unterbrach ihn mit einer energischen Handbewegung. »Sie müssen sich gar nicht künstlich aufregen. Die Presse hat die Aufgabe, die öffentliche Verwaltung zu kontrollieren und wenn es sein muss, auch zu kritisieren. Letztes Jahr war der Stadtsäckel angeblich leer und Sie hatten keinen Pfennig übrig für den Kindergarten in der Hochhaussiedlung. Aber für ein Standbild für Ihre Kugeligkeit ist plötzlich Geld vorhanden!«
» Mein Name ist Dr. Pressak!« Der Bürgermeister hatte es gar nicht gern, wenn sich jemand über ihn lustig machte. »Das ist alles erstunken und erlogen, was Sie da sagen. Aber Sie nehmen es in Ihrem Käseblatt ja nie so genau. Da stimmt ja nicht mal der Wetterbericht!«
Frau Kolumna blickte zum Fenster hinaus und schwieg betreten. Herr Pressak hatte leider Recht. Draußen regnete es schon wieder und in der Neustädter Zeitung von heute war schönes Wetter angekündigt worden. Peinlich, peinlich!
» Und außerdem«, der Bürgermeister war jetzt richtig schön in Fahrt, »wurde der Kindergarten von mir mit einer erheblichen privaten Sachspende bedacht!«
» Ja, mit einem gebrauchten ,Mensch, ärgere dich nicht’-Spiel«, murmelte Karla. Aber das hörte der dicke Bürgermeister schon nicht mehr, denn er war bereits beleidigt aus dem Zimmer gestürmt.
Einen Augenblick lang blickte die Reporterin grübelnd aus dem Fenster, dann fasste sie einen Entschluss: Mit dem Wetterbericht ging das wirklich nicht so weiter, es musste etwas geschehen! Sie schloss ihren Schreibtisch ab, hängte sich den Fotoapparat über die Schulter und verließ ihr Büro. Eine Viertelstunde später war sie vor einem großen, leicht verwilderten Grundstück angekommen. An dem Torpfosten war ein Schild mit der Aufschrift WETTERSTATION angebracht. Zwischen hohen Bäumen befand sich ein altes Haus, das auch schon bessere Zeiten gesehen hatte. Die Farbe an den Hauswänden blätterte an einigen Stellen ab, die meisten Fensterscheiben waren grau und blind und eine Scheibe hatte einen großen Sprung. Karla parkte ihren Motorroller vor dem Haus und ging hinein. Im ersten Stock befand sich das Arbeitszimmer von Professor Hagelkorn, dem Leiter der Wetterstation. Der Raum war voll mit alten Möbeln und noch älteren Instrumenten und überall an den Wänden hingen vergilbte Landkarten. Eine richtige Studierstube! Der Professor, ein alter Herr mit weißen Haaren und einem weißen Schnauzbart, saß hinter einem mächtigen Schreibtisch, auf dem sich Berge von Papier türmten und ließ trübsinnig den Kopf hängen.
» Das sind ja katastrophale Zustände hier bei Ihnen in der Wetterstation, Herr Professor«, sagte Karla Kolumna tadelnd und blickte sich kopfschüttelnd in dem Zimmer um. »Mit all diesem Gerümpel arbeiten Sie?«
Sie betrachtete argwöhnisch ein uraltes Barometer an der Wand, mit dem der Luftdruck gemessen wurde. Der Zeiger des Geräts deutete auf ein Sonnensymbol, aber als die Reporterin leicht mit dem Finger
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