Bibi Blocksberg - 03 - Der Wetterfrosch
Papi ist grantig!
Das gemeinsame Frühstück mit seiner Frau und seiner Tochter gehörte für Bernhard Blocksberg einfach dazu, bevor er ins Büro ging. Er konnte in Ruhe die Morgenzeitung durchblättern, ein krachend-frisches Butterbrötchen essen und dazu ein bis zwei Tassen Kaffee trinken. Das stimmte ihn richtig froh für den langen und anstrengenden Arbeitstag.
Heute jedoch war Herr Blocksberg schon seit dem Aufstehen schlecht gelaunt. Warum nur? Niemand wusste es. Weder Mutter Barbara noch Bibi.
Vielleicht war er ja mit dem linken Bein zuerst aufgestanden oder hatte beim Rasieren ein langes, blondes Haar von Tochter Bibi im Waschbecken entdeckt. So etwas konnte er auf den Tod nicht ausstehen.
Doch Bibi kannte natürlich ein paar kleine, aber wirksame Tricks, wie sie ihren Vater gnädig stimmen konnte.
» Soll ich dir deine Zeitung herbeihexen, Papilein?«, fragte sie ganz lieb. Gerade hatte sie nämlich gehört, dass der Zeitungsjunge ein druckfrisches Exemplar der Neustädter Zeitung in den Briefkasten gesteckt hatte.
» Ja, gern. Danke«, kam mürrisch die Antwort.
» Eene meene Frühstücksei, Tageszeitung flieg herbei! Hex-hex!«, rief Bibi vergnügt und streckte die Arme nach vorne. Das Hexgeräusch ertönte, Sternchen flimmerten und schon kam die Zeitung zum Fenster hereingesegelt und landete neben Herrn Blocksbergs Kaffeetasse.
» Wenn du schon mal am Hexen bist, dann hätte ich gern zwei geschmierte Brötchen!«, brummelte er, nun schon ein klein wenig besser gelaunt.
» Sofort, Papi! Eene meene Hasenpfötchen, hier sind leckre Honigbrötchen! Hex-hex!«
Augenblicklich hüpften zwei knusprige Brötchen aus dem Korb auf den Teller und teilten sich in zwei Hälften. Ein Messer hob sich von der Tischplatte und strich eifrig Butter und dann Honig auf die Brötchenhälften. Fertig! Genüsslich nahm Herr Blocksberg einen großen Bissen und griff dann zur Zeitung. Doch schon beim Überfliegen der ersten Seite verzog er ärgerlich das Gesicht. Zwei tiefe Falten erschienen auf seiner Stirn.
» Ist ja toll! Wieder mal was Neues vom Herrn Bürgermeister, dem gewichtigen Dr. Dr. Bruno Pressak!«, brummelte er. »Lässt der sich doch glatt ein Denkmal von unseren Steuergeldern errichten! Unverschämtheit! Aber Karla Kolumna hat es ihm in ihrem Artikel tüchtig gegeben. Bravo! Gar nicht schlecht, die Frau!«
Dann blätterte er weiter. Als er auf der letzten Seite war, studierte er den Wetterbericht. Was er da aber zu lesen bekam, machte ihn richtig wütend.
» Unglaublich, was hier steht! Das Wetter für heute und morgen: Sonnenschein, nur leicht bewölkt, sommerliche Temperaturen bis 33 Grad im Schatten.«
» Ist doch toll!«, meinte Bibi vergnügt und biss in ihr Brötchen, dass es krachte. »Da kriegen wir bestimmt hitzefrei in der Schule. Bloß mein Papilein wird leider im Büro schwitzen müssen!«
» Dein Papilein muss überhaupt nichts!«, knurrte Herr Blocksberg. Er hatte es gar nicht gern, wenn man ihn daran erinnerte, wie heiß es in seinem Büro werden konnte.
» Außerdem, mein liebes Kind, haben wir Mai und draußen regnet es. Von 33 Grad im Schatten kann keine Rede sein. Ich möchte bloß wissen, wer wieder solchen Unsinn verzapft hat.«
Bibi blickte zum Küchenfenster hinaus. Papi hatte Recht. Es sah nicht nach hitzefrei aus. Im Gegenteil. Es war grau und regnete. Kein Wunder, dass sich Papis Laune nicht besserte.
» So ein Mist aber auch!«, brummelte Bibi. »Sag mal, Mami, kann ich nicht einfach hexen? Ich habe keine Lust durch den Regen in die Schule zu fliegen! Oder noch besser: Papi nimmt mich im Auto mit.«
Sie warf ihm einen bettelnden Blick zu.
» Würdest du das für deine kleine Bibi tun, Papilein?«, säuselte sie.
» Nein, mein Kind!« Bernhard Blocksberg schüttelte energisch den Kopf. »Andere Kinder werden wegen so ein paar kleiner Regentröpfelchen auch nicht von ihren Eltern in die Schule gefahren. Sei nicht so zimperlich! Als ich noch ein kleiner Junge war, bin ich auch bei jedem Wetter zur Schule gelaufen.«
» Meine Güte, Bernhard! Was ist denn mit dir heute los?« Seine Frau schaute ihn fragend an. »Bloß, weil der Bürgermeister ein Denkmal von sich hat aufstellen lassen und der Wetterbericht einmal falsch ist? Deshalb machst du gleich so einen Aufstand?«
» Einmal? Das geht jetzt schon seit sechs Tagen so!«, schimpfte Herr Blocksberg weiter. »Immer heißt es, die Wolken hätten sich verzogen und die Sonne würde vom blauen Himmel strahlen.
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