Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bienensterben: Roman (German Edition)

Bienensterben: Roman (German Edition)

Titel: Bienensterben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa O'Donnell
Vom Netzwerk:
hinaus in seinen Garten. »Ich bin ein Mörder«, ruft er. »Ich bin ein Mörder!«
    »Er ist betrunken!«, schreie ich.
    »Hast du gehört, was ich gesagt habe, Robert T. Macdonald? Sie ist tot. Deine tolle Izzy. Und Gene Doyle, der größte Widerling von allen, der ist auch tot. Ich habe sie beide umgebracht!«, ruft Lennie. Er wirft sich auf die Knie und wühlt bei seinen Rosensträuchern herum; er gräbt die Hände in die Erde und zerrt an dem Gehölz wie ein Hund.
    »Will mich denn keiner festnehmen?« Er lacht.
    Robert T. Macdonald rennt zu Lennie hin. Er zieht an den dornigen Rosensträuchern, bis seine Hände blutüberströmt und schwarz von Erde sind. Ich stehe da wie versteinert, und Marnie hält den Kopf in den Händen und gibt vor Angst keinen Mucks mehr von sich.
    »Hier ist nichts«, ruft Robert T. Macdonald.
    »Grab tiefer«, schreit Lennie. »Dann findest du sie.« Er lacht und steht auf. Schnell werden ihm Handschellen angelegt.
    »In diesem Garten hier«, verkündet Lennie den Versammelten, »habe ich zwei … zwei … zwei …« Er stolpert über seine Wörter, bis sie ihn vollends zu Fall bringen und er stürzt.
    Nun geht alles drunter und drüber, und wir können nichts tun, um die Situation wieder geradezubiegen. Wir stehen im Schatten, während sich unser Fleisch langsam dem Licht der Wahrheit nähert.
    Irgendjemand ruft nach einem Arzt, ein anderer nach einem Krankenwagen, und dann schreit jemand. Es ist Robert T. Macdonald, er hält einen Schädel in der Hand. Welchen, wissen wir nicht.

Marnie
    Robert T. Macdonald rennt wie ein Tiger im Käfig durch die Polizeiflure und ringt die Hände.
    Die Polizei sagt, Lennie hat einen Hirntumor und wird sterben. Sie befragen uns wegen unseren Eltern und wollen wissen, wie lange sie schon weg sind. Sie versuchen sich zusammenzureimen, was in den letzten neun Monaten passiert ist, aber wir können ihnen nicht helfen. Das Lügen geht weiter. Lennie hätte es so gewollt.
    »Dieser wirre Alte«, sagt Nelly.
    »Uns war schon klar, dass er sie nicht leiden kann, aber wir hatten keine Ahnung, wie weit das geht. Zu uns war er immer sehr nett«, sag ich.
    »Er hat gesagt, er will uns helfen«, sagt Nelly.
    »Lennie hat für uns gekocht«, sag ich.
    »Wir dachten, sie wären in der Türkei. Oder vielleicht in Spanien«, sagt Nelly.
    »Wir hatten ja keine Ahnung«, sag ich.
    »Sie haben uns immer allein gelassen. So waren sie einfach«, sagt Nelly.
    »Wir wussten von nichts.«
    »Ich weiß nicht genau.«
    »Wir wussten von nichts.«
    »Ich weiß nicht genau.«
    »Ich wusste von nichts.«
    »Menschenskind, wir wussten von nichts.«
    Irgendwann kaufen sie es uns dann ab, und wir werden in die Obhut von Robert T. Macdonald entlassen. Was für ein Scheißtag.

Nelly
    Ich fürchte den Tod, habe ihn immer gefürchtet. Er kommt so unvermittelt, wie ein Sturm heraufzieht, und nie mit Erlaubnis. Ich sollte ihm heute noch einmal begegnen.
    Die Flucht war ein Kinderspiel. Ich sagte, ich müsse zur Toilette, doch das war bloß ein Ablenkungsmanöver, und kurze Zeit später war ich zur Tür hinaus und saß in einem Bus zum Western Hospital. Ich fühlte mich schuldig, weil ich Marnie zurückgelassen hatte, doch mir blieb keine andere Wahl. Ich musste zu meinem Freund. Er ist mein Zuhause.

Marnie
    Sie wussten nicht genau, was mit Gene und Izzy passiert war. Ich meine, uns war ja klar, dass sie nicht natürlich gestorben waren. Gene war von Izzy umgebracht worden und Izzy hatte Selbstmord begangen, aber ich nehm mal an, dass man das an einer verwesten Leiche nach einer Weile nicht mehr erkennen kann. Ich hab mich gefragt, ob Vlado wohl auch die Finger im Spiel hatte, weil, allein hätte Lennie die Leichen keinen Meter bewegen können. Ich hoffe es. Auf irgendeine komische Art hat es mich getröstet, mir vorzustellen, dass Vlado die Wahrheit gekannt hat. Ich fand es furchtbar, ihn anzulügen.
    Sie haben sich zusammengereimt, dass Genes Leiche durch unser Haus und unseren Garten in Lennies Garten gezerrt worden ist. Außerdem haben sie gesagt, es wäre eine raffinierte Vertuschungsstrategie gewesen, dass Lennie uns Hilfe angeboten hat, solange unsere Eltern nicht da sind, wobei jemand anders meinte, er hätte sich vielleicht schuldig gefühlt. Die Wahrheit kennen nur Nelly und ich. Lennie hat uns gerettet.
    Am Ende hat es dann auch keinen mehr ernsthaft interessiert, warum Lennie Izzy oder Gene umgebracht hat. Lennie lag im Sterben, und man konnte nichts mehr tun. Robert T.

Weitere Kostenlose Bücher