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Bienensterben: Roman (German Edition)

Bienensterben: Roman (German Edition)

Titel: Bienensterben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa O'Donnell
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durchzieht.
    Es gibt keinen Moment des Abschieds, keinen Schlusspunkt, an dem er in eine friedlichere Welt hinübergleitet, er verlässt uns einfach, und auch wenn ich Mut zu fassen versuche, überwältigen mich die Tränen, als er geht, doch ich muss sie verbergen, denn er hinterlässt uns eine Lüge, die wir aufrechterhalten müssen, eine Lüge, die er uns zugeworfen hat wie einen Rettungsring.

Marnie
    Ihre Beerdigung war echt der Oberwitz, alles vom Feinsten. Zwei Kirschbaumsärge hatte er ausgesucht, mit goldenen Kreuzen auf dem Deckel, und es gab ein gemeinsames Grab für sie beide, wo dann später so ein verschnörkelter Grabstein mit Wörtern wie geliebt und liebste hinsollte, eingraviert in Marmor. Normal hätte ich mich kaputtgelacht, aber dafür war es zu traurig, nicht wegen Izzy und Gene, sondern wegen Lennie. Seine Beerdigung war einen Tag vorher gewesen. Kim ist hingegangen, weil, ich hatte sie darum gebeten. Zuerst hat sie nicht kapiert, warum ich wollte, dass sie zur Beerdigung von dem Mann geht, der meine Eltern umgebracht hat, aber als ich ihr erzählt hab, ich bräuchte das, um damit abschließen zu können, hat sie es mir abgekauft und ist gegangen. Sie hat gesagt, der Priester hätte vor einem leeren Grab eine kurze Messe gelesen. Ein einziger Kranz aus Rosen wäre auf seinem Sarg gewesen. Nelly und ich hatten ihn anonym geschickt. Sargträger gab es keine, hat Kim gesagt, Fremde haben ihn ins Grab hinabgelassen. Sie hat sich nicht ans Grab gestellt, hat sie gesagt, sondern hinter Bäumen versteckt. Sie wollte nicht, dass irgendjemand sie sieht.
    Es war so ungerecht, dass wir nicht zu Lennies Grab konnten, aber es ging nicht anders, und Lennie selbst hätte es sich so gewünscht. Vielleicht können wir uns ja eines Tages, wenn niemand guckt, an sein Grab stellen und ihm dafür danken, was er alles Wunderbares für uns getan hat, aber an diesem Tag mussten wir den Gottesdienst für zwei Eltern absitzen, die uns vernachlässigt und missbraucht hatten. Es war so krank.
    Robert T. Macdonald hat eine kurze Rede gehalten, aber hauptsächlich über sich selbst und das, was er als Vater versäumt hat. Dann weiter, wie sehr er sich wünschen würde, er wäre für seine Tochter da gewesen, und wie gern er Eugene gekannt hätte. Da musste ich echt lachen. Robert T. Macdonald hätte einen Rappel gekriegt, wenn er Gene gekannt hätte. Susie war natürlich total hysterisch, es war einfach nur widerlich. Sie wollte ein Lied singen, und Robert T. Macdonald hat es ihr erlaubt. Es war ein schönes Lied. Mir wurde schlecht. Dann hat er ein Gedicht vorgelesen über den Tod, dass er im Nebenzimmer wartet, aber weiter hab ich nicht zugehört, weil ich das kalte Kotzen gekriegt hab von diesem Mann.
    Als wir dann zu ihm umziehen müssen, riecht es in seinem Haus nach Bleiche und das erinnert mich an den Tod. Er freut sich, Nelly zu sehen, und trägt ihr den Geigenkoffer. Ich krieg bloß ein falsches Lächeln und muss mein Zeug selber tragen. Er begrüßt total überschwänglich den Hund, wirft sich auf die Knie und knutscht ihn halb ab. Bobby wedelt mit dem Schwanz und springt an ihm hoch. Sie sind sofort die dicksten Freunde. Loyalität? Fehlanzeige bei diesem Hund. Robert T. Macdonald macht uns was zu essen, Nelly hat zwar Hunger, aber ich nicht. Dann gibt er uns eine Liste mit den Aufgaben, die wir jeden Tag zu erledigen haben, unter anderem Wäsche waschen, staubsaugen und den Hund ausführen. Nelly sagt nichts und nimmt sich noch was von seiner klumpigen Vanillesauce. Ich schieb meine Liste neben den Teller, dabei würd ich ihm am liebsten sagen, er soll sie sich sonst wohin schieben. Ich hab solche Sehnsucht nach Kim, aber er sagt, es ist schon spät und wir müssen am Morgen in die Schule, und dann werden wir ins Bett geschickt. Geschickt.

Nelly
    Robert T. Macdonald weint nachts. Er weint um eine Tochter, die er nie kennenlernen wird, und seine Tränen tun mir weh. Marnie ist ohne jedes Mitleid, doch ihre Haltung kümmert mich herzlich wenig. Seine Tochter war ja schließlich unsere Mutter, oder etwa nicht?
    Wir dürfen kein Wort mehr über das Leben auf der Hazelhurst verlieren, aber Marnie sagt immer wieder, wir müssten noch Sachen aus Lennies Haus holen. Robert T. Macdonald ist zornig und verbietet es uns.
    »Ihr werdet keinen Fuß mehr in das Haus von diesem Monster setzen. Habt ihr verstanden?«
    Ich habe verstanden, Marnie nicht. Als sie zu einem »Aber …« ansetzt, schleudert er ein Glas an die

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