Big Daddy
er glaubte ihr. Jedenfalls gab er auf.
„Warum verfolgst du mich seit Tagen? Meinst du, ich hätte dich nicht bemerkt?“
Emilia griff sich mit der Hand an ihren Kopf. Er hatte sie übel erwischt, doch das steckte sie leicht weg.
„Wer bist du?“, fragte der Junge wütend.
Er wusste, dass man auf der Hut sein musste. New York war eine beängstigende Stadt für ein Kind. Auch wenn das Mädchen harmlo s aussah, man wusste nie, wozu eine drogensüchtige oder obdachlose Person im Stande war.
„Ich heiße Emilia und ich bin deine Schwester.“
Er sah sie nun mehr als verblüfft an. Gleich nachdem Emilia die Worte ausgesprochen hatte, bereute sie diese.
„Du bist doch verrückt! Ich habe keine Schwester.“
Elias drehte sich um und stampfte davon.
„Und lass mich endlich in Ruhe.“
Wieder so eine Verrückte, dachte Elias.
Nein, er durfte nicht einfach gehen. Emilia bekam Panik. Was sollte sie ohne ihn tun?
„Kennst du deinen Vater?“
Sie musste nun alles riskieren. Elias blieb abrupt stehen. Nein, er kannte seinen Vater nicht. Lange Zeit hatte er sich einen Vater gewünscht, doch er war tot.
„Mein Vater ist tot.“
„Wer hat dir das gesagt?“
„Meine Mutter.“
„Ich kann dir beweisen, dass er lebt.“
„Du kannst gar nichts. Lass mich in Ruhe!“
„Warte doch mal!“
Emilia lief hinter Elias her und kramte dabei in ihrer Tasche.
„Schau dir das doch mal an. Ist das nicht deine Mutter?“
Elias war zu neugierig, um jetzt einfach nach Hause zu gehen. Emilia hielt ihm ein Foto vor die Nase, das eine Frau mit einem Baby und einen Mann zeigte. Elias stockte der Atem. Das war wirklich seine Mutter!
„Woher hast du dieses Bild?“
„Es gehört meinem Vater, ich habe es ihm gestohlen.“
Emilia blickte schüchtern zu Boden, bevor sie fortfuhr.
„Ich brauche deine Hilfe.“
Elias sah das Mädchen mit den lockigen Haaren an, sie tat ihm leid. Seine Mutter hatte ihn gelehrt, dass man immer helfen sollte, wenn man konnte.
„Wo wohnst du eigentlich?“
„Das kann ich dir nicht sagen. Noch nicht.“
Big Daddy fluchte und war außer sich vor Wut. Emilia war spurlos verschwunden. Tagelang hatte er die Gegend nach ihr abgesucht, doch sie war wie vom Erdboden verschluckt. Aus Elisabeth war nichts herauszubekommen. Sie schwieg auch, als er sie windelweich prügelte. Er hatte sich geschworen, nie die Hand gegen seine Kinder zu erheben, doch sie waren ihm in den Rücken gefallen. Emilia war schon immer ein schwarzes Schaf gewesen. Er hätte sie im Bauch dieser Hure lassen sollen. Drei Kinder hatte diese Crackschlampe schon abgetrieben. Das vierte war Emilia, die sie auch nicht behalten wollte. Big Daddy hatte sie jedoch fünf Monate lang festgehalten. Sie hatte einen erbärmlichen Entzug durchgemacht und um Gnade gefleht, doch letztendlich hatte er ihr bei lebendigem Leib Emilia aus dem Bauch geschnitten. Er hat sie ausbluten lassen und dann vergraben, wie all die anderen Kindsmörder. Doch die größte Angst machte ihm nicht allein das Verschwinden von Emilia, sondern der Alte. Er würde ausflippen! Er würde ihn in Grund und Boden schlagen. Drei Wochen verbrachte er noch in New York, doch er fand sie nicht. Er suchte überall, doch sie war klug und gerissen. Er wusste nicht, was sie vorhatte, doch es konnte nichts Gutes sein. Nach drei Wochen gab er auf und legte bei dem Alten die Beichte ab. Danach konnte er drei Tage lang nicht aufstehen. Anschließend wusste er, was er tun musste.
Heute
Wenige Augenblicke nach dem Gespräch mit Bob stand Angel ihrem neuen Boss gegenüber. Er war ihr nicht unbekannt, denn sie hatten vor einigen Jahren eine Affäre gehabt, obwohl fünfundzwanzig Jahre zwischen John Goodwin und Angel Adams lagen. John war einer ihrer Mentoren gewesen, doch anders als viele Kollegen hatte er von Anfang an nichts gegen Frauen an seinem Arbeitsplatz. Insgeheim war er in Angel verliebt, doch sie wollte sich nicht binden. Zu mehr als einer Affäre hatte es nie gereicht. Nun stand sie ihm also wieder gegenüber. Sie hatte ihn immer nur flüchtig gesehen, da sie vor ihrer Entführung in einem anderen Gebäude gearbeitet hatte. Nur ab und zu auf Weihnachtsfeiern oder durch Zufall waren sie sich begegnet. Er war älter geworden, seine Haare waren weiß und er wirkte gestresst.
„Hallo, John!“
Sie lächelte ihn an und er kam ihr entgegen. Er umarmte sie.
„Angel, schön dich zu sehen! Wie geht es dir?“
Angel nickte.
„Es geht. Alles ok .“
Sie musste
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