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Big Daddy

Big Daddy

Titel: Big Daddy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Schauer
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sich nichts anmerken. Die Narben auf ihrer Stirn und auf dem Dekolletee versteckte sie nicht. Sollten ruhig alle sehen, was sie aushielt! Keiner konnte ihr das Wasser reichen. Ihre blonden Haare trug sie hochgesteckt. Sie war sich darüber im Klaren, dass sie gut aussah. Nicht schön, sondern sexy, müde zwar, aber durchaus attraktiv. Einige Männer im Team hatten es in ihr Bett geschafft, doch das war nun für immer vorbei. Das würde sie nie wieder zulassen können. So sehr ihr früher der Sex Spaß gemacht hatte, desto größer war nun ihre Angst davor. Ein Schalter hatte sich umgelegt. Sie war verletzbar, doch sie zeigte es nicht. Sie versuchte sogar, vor sich selbst stark zu sein. Sie wollte es nicht wahrhaben, dass ihr etwas Schreckliches passiert war. Sie legte es als ihren Gewinn aus. Sie war eine gute Polizistin, besser als alle anderen.
    „Hey Angel, schön, dass du zu uns gew echselt hast! Bob wartet bereits auf dich. Du wirst es nicht glauben…“.
    Angel verdrehte die Augen. Wenn sie heute eins nicht ertragen konnte, dann Alans Geschwätz. Sie an twortete nicht und ging weiter.
    „Angel , wo bleibst du denn?“
    Bob rannte ihr entgegen. Was ziemlich ungewöhnlich war, da er sich innerhalb weniger Jahre auf stattliche zweihundert Pfund hochgefressen hatte. Seit seiner Hochzeit mit einer zwölf Jahre älteren Österreicherin nahm er immer weiter zu. Aber irgendwie fand sie es süß, dass ein Cop auch mal Glück in der Liebe hatte. Sie kannte viele Cops, die mindestens schon einmal geschieden waren. Viele gingen an ihrem Job selbst kaputt und rissen ihre Familien mit sich. Depressionen, Alkohol und Drogensucht standen an erster Stelle bei vielen Kollegen. So war es auch bei Bob gewesen – bevor er Andrea kennengelernt hatte. Alle hatten ihn belächelt, doch er war glücklich und Angel gönnte es ihm von Herzen.
    „Mach nicht so einen Wirbel. Was ist denn los? Du weißt, es ist mein erster Tag!“ 
    Angel war genervt, doch der Anblick von Bob machte sie immer wieder für einen kurzen Augenblick glücklich. Er war in den letzten fünfzehn Jahren nicht nur ein Kollege, sondern ein sehr guter Freund geworden -- Angels einzig wahrer Freund. Zu Weihnachten war sie immer bei ihm und Andrea eingeladen, ansonsten hätte sie allein zuhause gesessen und wäre vor dem Fernseher eingeschlafen.
    „Es ist der Hammer, ehrlich. Du solltest dich hinsetzen.“
    „Ich muss mich nicht hinsetzen, ok? Rück schon raus!“
    „Hast du schon mal von Big Daddy gehört?“
    „Meinst du den Mörder Big Daddy? Wer hat noch nicht von ihm gehört?“
    Bob nickte. Sie wusste also ungefähr um wen es sich handelte. „Es gab die letzten Jahre keine Morde, die ihm angelastet wurden, doch jetzt kommt der Clou der Geschichte. Big Daddys Tochter sitzt beim Boss im Büro!“
    Angel sah Bob entgeistert an.
    „Was meinst du damit? Du musst mich aufklären. Ich bin nicht drin in der Story.“
    „Erst einmal brauch ich einen Donut und einen Kaffee und dann erzähl e ich dir alles.“
    Bob zwinkerte ihr zu und war voll bei der Sache, ganz im Gegensatz zu Angel. Sie hatte nicht damit gerechnet, gleich am ersten Tag mit so einem Schlag konfrontiert zu werden. Angel beschlich eine dunkle Vorahnung. Dann dachte sie an ihre Schwangerschaft. Eigentlich hatte sie vorgehabt, am Nachmittag zu einer Beratung zu gehen, doch das konnte sie sich nun abschminken.
    Angel und Bob verließen das Bürogebäude und warme Luft schlug ihnen entgegen, obwohl es erst neun Uhr morgens war. Angel hasste dieses heiße Wetter, doch Bob schien es nichts auszumachen. Angel lief der Schweiß von der Stirn. Sie spürte ihre Narben und wischte sich mit der Hand darüber. Die Narben schmerzten nicht mehr, doch sie hasste das Gefühl, mit der Hand darüber zu streichen. Sie setzte sich ans Fenster, während Bob sich sein Frühstück holte – zwei Donuts und Eier mit Speck. Angel schüttelte es bei diesem Anblick. Er stellte ihr auch einen Kaffee hin und fing an zu erzählen. Das Koffein tat Angel gut, sie fühlte sich wieder munterer.
     
    „Also, ein junges Mädchen kam vorgestern in die Polizeiwache von Carson City, total heruntergekommen. Zerrissene Klamotten, blutig zerkratzte Haut, völlig paralysiert. Und das Einzige, was sie sagte, war:
    „Mein Vater ist ein Serienmörder.“
    „Und wie kommt ihr auf Big Daddy?“
    „Sie hatte Bilder der Opfer dabei, alles genau datiert. Es ist einfach unglaublich! Sag mir, dass es das nicht gibt! In welcher Welt leben wir?

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