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Bille und Zottel 13 - Das Fest der Pferde

Bille und Zottel 13 - Das Fest der Pferde

Titel: Bille und Zottel 13 - Das Fest der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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einschläfern. Er will nicht einsehen, daß das nicht möglich ist. Du kennst die Vorschriften, da ist nichts zu machen. Im Wald einschläfern und ihm da ein Heldengrab bereiten, so was stellt er sich vor. Aber das ist unmöglich! Versuch du doch mal, mit ihm zu reden. Er kann so eigensinnig sein
    „Ich kann ihn verstehen“, sagte Bille leise.
    „Ja, verstehen kann ich ihn auch! Aber was soll ich denn machen?“
    „Ich werde mich um ihn kümmern“, sagte Bille.
    Sie ließ Moischele und Zottel noch für eine Weile in der Reithalle und ging in den Stall zurück. Aus Maestros Box drang trockenes, dumpfes Schluchzen. Der Indianer hatte seine Arme um den Hals des alten Schimmels gelegt und seinen Kopf tief in der Mähne des Pferdes vergraben.
    Am liebsten wäre Bille umgekehrt und davongelaufen. Sie schämte sich, sich in diesen fremden Kummer einzumischen, den sie zwar nachempfinden konnte und teilte, aber doch nicht in dem Maße, wie er Johnny erschütterte.
    Schließlich zwang sie sich, zu ihm zu gehen. Sie legte ihm sanft die Hand auf die Schulter und rief leise seinen Namen.
    „Ich werde es nicht zulassen“, murmelte der Indianer. „Sie sollen ihn nicht hier wegholen, von seinen Freunden, in einen kahlen gekachelten Raum, der nach Angst und Tod riecht, verstehst du? Er würde es mir nie verzeihen. Ich kann meinem Bruder das nicht an tun ! Er hat ein Recht auf einen guten Tod.“
    „Ja“, sagte Bille schwach. „Ich finde, du hast recht . Aber was können wir tun?“
    Der Indianer drehte sich langsam um und sah sie an. Bille hielt seinem Blick stand, der bis auf den Grund ihrer Seele zu tauchen schien.
    „Wenn ich eure Hilfe brauche, deine und Simons, werdet ihr mir helfen?“ sagte er schließlich.
    „Das weißt du doch, Johnny. Und auf die anderen kannst du genauso zählen.“
    „Gut. Seid heute um Mitternacht hier am Stall. Und hab keine Angst“, fügte er lächelnd hinzu, „ich werde nichts Verbotenes tun.“
    „Alles klar, Johnny, mach dir keine Sorgen. Du kannst dich auf uns verlassen.“
    „Dann gehen wir jetzt erst mal an die Arbeit.“
    Johnny blieb noch einen Augenblick bei Maestro in der Box, während Bille Zottel und Moischele aus der Reithalle holte und anschließend Natascha sattelte.
    Sie arbeitete den ganzen Tag konzentriert, trotzdem lastete eine nervöse Spannung auf ihr, die von Stunde zu Stunde wuchs. Nicht einmal die Freude darüber, daß Simon ohne
    Gips zurückkehrte, konnte den Gedanken an Maestro und Johnny verdrängen.
    Nachmittags auf dem Ausritt erzählte sie Simon von dem, was heute morgen passiert war.
    „Was, glaubst du, hat er vor?“ fragte Simon beunruhigt.
    „Er sagte, es sei auf keinen Fall etwas Ungesetzliches.“
    „Ist ja auch egal. Er braucht unsere Hilfe, und wir werden da sein. Ich werde mit den anderen reden. Daddy Tiedjen sollte wohl besser nichts davon erfahren.“
    „Nein, das ist wohl besser.“
    Gegen Abend ließ der Regen nach, eine glutrote Sonne erschien zwischen den Wolken am Horizont und verschwand bald darauf hinter den Baumwipfeln. Auf dem Hof und in den Ställen lief alles seinen gewohnten Gang. Bille, Simon, Daniel, Joy und Bettina verbrachten den Abend in Peershof . Kurz vor Mitternacht machten sie sich auf den Weg nach Groß- Willmsdorf hinüber und fanden sich vor dem Stall ein.
    „Warten wir hier!“ flüsterte Bille. „Er weiß ja, daß wir da sind.“
    „Vollmond“, murmelte Simon. „Eine Nacht, wie verzaubert!“
    „ Pssst ! Ich glaube, er kommt“, wisperte Joy.
    Neben ihnen wurden die beiden Torflügel zur Stallgasse weit geöffnet. Im Stall war es dunkel, sie hörten das leise Rattern einer Boxentür , die zur Seite geschoben wurde und dann den zögernden, müden Schritt des alten Schimmels. Im Licht des Mondes sahen sie ihn vorübergehen, den majestätischen greisen Zirkusstar, geführt von seinem Freund, dem Indianer.
    Johnny trug etwas auf der Schulter, es sah wie ein zusammengerollter Teppich aus.
    „Wartet hier auf uns“, sagte er ruhig.
    Dann führte er den Schimmel über den Vorplatz auf die Wiese und die kleine Anhöhe hinauf, die auf halbem Wege zum Wald vor ihnen lag.

    Dort breitete er den Teppich aus und führte den Schimmel darauf. Er redete leise mit dem Tier, umarmte Maestro mehrmals und drückte seinen Kopf an sich. Sie erkannten es schwach an seinen Umrissen, fast wie ein Schattenspiel, nur das Fell des Schimmels schimmerte hell im Mondlicht. Es war wie eine Vision, und Bille rieb sich die Augen, sie war

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