Bille und Zottel 14 - Ein Pony auf grosser Wanderung
um sein Tempo zu drosseln.
Zottel stieg empört auf die Hinterbeine. Die beiden Mädchen, aneinander Halt suchend, rutschten von seinem Rücken wie ein Stück Butter von einer heißen Kartoffel.
Seufzend krochen sie aus dem Sand und sprangen erneut auf Zottels Rücken. Mit Unschuldsengelsmiene stand Zottel still.
„Ich glaube, das hat nicht viel Zweck“, sagte Sonja.
„Du mußt ein bißchen Geduld haben!“ beschwor Mini sie. „Schließlich weiß er noch nicht Bescheid, er macht das doch zum erstenmal !“
„Na schön. Dann laß uns ein paar Einzelübungen machen. Das Aufspringen scheint er nicht sonderlich zu mögen.“ Mini sprang ab, und Anja galoppierte erst einmal zwei Runden, um Zottel Gelegenheit zu geben, sich zu beruhigen. Zottel galoppierte lustlos, aber gleichmäßig.
„Fangen wir mit der Fahne an“, schlug Sonja vor.
Die Fahne war eine Übung, die ein hohes Maß an Balancevermögen erforderte. Anja zog erst das rechte, dann das linke Bein hoch auf den Pferderücken, bis sie kniete. Jetzt mußte sie den linken Unterschenkel schräg über die Wirbelsäule des Pferdes legen und das Gewicht auf den rechten Arm und den linken Unterschenkel verlagern, um das Gleichgewicht zu halten, während sie den linken Arm und das rechte Bein hoch in die Luft streckte, so daß sie von der Hand bis zur Fußspitze eine gebogene Linie bildete. „Den Kopf weiter nach hinten! Gut so! Noch ein bißchen höher das Bein! Ja, schon sehr schön!“
Anja sprang zufrieden ab, und Ulli machte sich bereit, die gleiche Übung auszuführen. Diesmal ertrug Zottel das Aufspringen mit Fassung, zumal Ulli den Schwung vorsorglich mit den Händen abbremste, als sie auf dem Rücken des Ponys landete. Auch daß Ulli da auf seinem Rücken eine Weile herumwackelte, bis sie das Gleichgewicht für die Übung gefunden hatte, ertrug Zottel geduldig; alles deutete darauf hin, daß er sich mit seiner neuen Aufgabe abgefunden hatte.
„Sehr gut, deine Fahne, Ulli!“ lobte Sonja. „Du hast große Fortschritte gemacht!“
Ulli sprang weit nach außen ab, und Christine machte sich bereit, als nächste die Aufgabe zu zeigen. Inzwischen hatten sich einige Zuschauer eingefunden, Schüler, die gerade vom Ausritt zurückgekehrt waren und sich hier die Zeit bis zum Beginn der Studierzeit vertrieben. Der Applaus, den Ulli geerntet hatte, spornte Christine mächtig an. Sie war eine gute Turnerin, und was Ulli konnte, konnte sie schon lange!
Der Aufsprung gelang ausgezeichnet. In aller Ruhe kniete sich Christine auf Zottels Rücken, suchte mit dem linken Bein Halt, verlagerte das Gewicht, bis sie in der Balance war, und streckte Arm und Bein weit in die Höhe. Sie war so konzentriert auf ihre Aufgabe, daß sie nicht bemerkte, wie Bille auf der gegenüberliegenden Seite an die Umzäunung des Platzes trat. Vielleicht hätte es nicht einmal Zottel bemerkt, wenn Bille nicht eine frische Zuckerschnecke in der Hand gehalten hätte, von der sie eben das erste Stück abbiß .
So etwas entging Zottel nicht. Und auch nicht, daß es da keine Zeit zu verlieren galt, wenn er noch ein Stück abbekommen wollte! So beschloß er, den kürzesten Weg einzuschlagen, machte eine scharfe Wendung um neunzig Grad und stürmte an der verdutzten Sonja vorbei geradewegs auf Bille und die Zuckerschnecke zu. Aus Christines perfekt vorgeführter Fahne wurde unversehens ein Knäuel, das sich mehrfach überkugelnd über den Sand hinweg bewegte und vor den Füßen der Zuschauer landete.
„Hast du dir weh getan , Tine?“ Mini lief eilig zu dem Mädchen und klopfte ihr den Sand aus dem Trikot. Dann sah sie strafend zu Zottel hinüber. „Wie konntest du nur, Zottel! Was ist das bloß für ein Benehmen — so was tut man nicht!“
Mini wirkte tatsächlich sehr verärgert, Zottel jedenfalls wurde von Reue gepackt und lief den gleichen Weg zurück, den er gekommen war. Diesmal allerdings drängte er an der anderen Seite von Sonja vorbei, stoppte, kehrte — zwischen Pflicht und Appetit hin und her gerissen — noch mehrfach um und entschloß sich endgültig für die Pflicht, wobei er Sonja mitsamt der Peitsche in die Longe wickelte wie einen zum Grillen vorbereiteten Spießbraten an einem zu dünnen Spieß. Die Zuschauer schrien vor Vergnügen.
Bille lief in die Bahn und kam der unglücklichen Sonja zu Hilfe.
„ Mannomann , sag mal, tut der immer nur, was er will?“ stöhnte das Mädchen und rieb sich Arme und Schultern.
Bille lachte. „Da kann man nichts machen. Clown
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