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Bille und Zottel 14 - Ein Pony auf grosser Wanderung

Bille und Zottel 14 - Ein Pony auf grosser Wanderung

Titel: Bille und Zottel 14 - Ein Pony auf grosser Wanderung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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Lippen. Es hatte keinen Sinn. Nicht nur sie — jeder von ihnen, angefangen bei Frau Körber und Ignaz dem Schrecklichen — hatte Mini immer wieder ermahnt, Luzifer nicht mit Süßigkeiten vollzustopfen. Aber alle Vorhaltungen hatten nichts genützt. Ein paar Tage lang hielt sich Mini an die Gebote, dann wurde sie wieder schwach. Wahrscheinlich glaubte sie, Luzifer würde sie nicht mehr lieben und sich anderen zuwenden, wenn sie ihm die gewohnten Leckereien nicht gab. Wer weiß, was in dem Kopf der Kleinen vorging, so eifersüchtig, wie sie ihren Liebling für sich allein beanspruchte? Nein, es hatte keinen Sinn, ihr wieder und wieder die gleiche Standpauke zu halten. Sie würde mit treuem Augenaufschlag „Ja, du hast ja recht!“ sagen und hinter ihrem Rücken ein weiteres Törtchen aus der Tüte ziehen und Luzifer zwischen die gierig gespitzten Lippen schieben.
    Bille sattelte Dukat und ging mit dem Hengst in die Halle. Sie ließ ihn eine ganze Weile traben, bis er durch und durch gelockert war, dann begann sie mit den Lektionen. Als die Gruppe der Besucher auf die Zuschauertribüne kam — man hatte außen eine Rampe improvisiert, indem man ein paar Bretter über die Treppenstufen gelegt hatte — , war der Hengst in Hochform, und Bille konnte ihn ganz nach Wunsch präsentieren. Ignaz der Schreckliche erklärte seinen Zuhörern die einzelnen Schrittarten und Figuren und die Fachausdrücke, die sie zukünftig im Reitunterricht zu hören bekommen würden.
    Obwohl Bille konzentriert arbeitete, ließ sie der Gedanke an die Szene im Stall nicht los. Es mußte doch möglich sein, Mini klarzumachen, wie gefährlich und unvernünftig ihr Verhalten war. Es war ohnehin ein Wunder, daß Luzifer noch keine Kolik bekommen hatte von all dem, was Mini in ihn hineinstopfte!
    Kolik! Da kam Bille plötzlich ein verwegener Gedanke. Wenn man Mini einmal einen ernsthaften Schrecken verpassen würde, vielleicht würde sie das schlagartig zur Vernunft bringen? Es war allerdings eine harte Kur — eine wahre Roßkur ! Konnte man ihr das zumuten?
    Mini war so ein nettes, gescheites Mädchen. Und es war nicht einzusehen, warum sie nicht endlich begreifen sollte, welchen Fehler sie beging. Wenn es nicht mit gutem Zureden und Ermahnungen zu erreichen war, dann mußte man es auf die harte Tour versuchen, sagte sich Bille. Sie mußten es für Luzifer tun. Bille brachte Dukat in seine Box zurück, sattelte ihn ab, dann ging sie auf die Suche nach Johnny. Sie fand den Indianer in seinem Zimmer.
    „Hast’s wieder gerochen, hm?“ sagte er schmunzelnd. „Der Tee ist gerade fertig.“
    „Gut, beim Tee redet’s sich leichter.“
    Bille holte die Tassen aus dem Schrank und stellte Milch und Zucker auf den Tisch, dunkelbraunen Kandiszucker in groben Stücken, die sich langsam auflösten und damit die Teezeremonie angenehm verlängerten.
    „Du hast was auf dem Herzen?“ fragte der Indianer und schenkte den Tee ein.
    „Mir geht die Sache mit Mini nicht aus dem Kopf“, ging Bille das Problem direkt an. „Hintern versohlen, hast du vorhin gesagt, aber das geht ja nicht.“ Bille lächelte. „Und selbst wenn, es würde wohl kaum etwas nützen. Sie würde höchstens besser aufpassen, daß man sie nicht beobachtet.“
    „Na ja.“
    „Ich habe die ganze Zeit darüber nachdenken müssen, und da ist mir plötzlich eine total verrückte Idee gekommen.“ Der Indianer rührte bedächtig in seiner Tasse.
    „Was für eine Idee?“
    „Hoffentlich hältst du mich nicht für übergeschnappt, aber ich dachte, ehe Luzifer wirklich eine Kolik bekommt und in Gefahr gerät, sollte man Mini vielleicht vormachen, er hätte eine Kolik, damit sie endlich kapiert, was sie mit ihren Süßigkeiten anrichtet.“
    Bille setzte die Tasse hastig an die Lippen und schlürfte einen Schluck. Die heiße, süße Flüssigkeit brannte in der Kehle und tat zugleich wunderbar wohl.
    Der Indianer schwieg verblüfft, dann lachte er leise in sich hinein.
    „Mitten in der Nacht das Pferd drei, vier Stunden im Hof herumführen, damit er sich nicht hinlegt, das nenne ich eine wirksame Strafe! Ich wette, danach wird der Arme vergeblich auf einen Keks oder ein Bonbon warten — für den Rest seinen Lebens!“
    „Du findest die Idee nicht unmöglich?“ fragte Bille erleichtert.
    „Ich finde sie ausgezeichnet! Für Mini wird es eine harte Lektion sein, und den Dicken bringt es nicht um, nachts mal ein paar Stunden auf den Beinen zu sein. Er kann den ganzen nächsten Tag

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