Billionen Boy
»Es gibt so viele Klagen gegen mich, dass die Bank meine sämtlichen Konten eingefroren hat. Ich bin pleite. Wenn du den Scheck eingelöst hättest, als ich ihn dir gegeben habe, dann hätten wir jetzt noch zwei Millionen Pfund.«
Joe befürchtete, dass er etwas falsch gemacht hatte. »Bist du jetzt sauer auf mich, Dad?«
Dad sah Joe an und lächelte. »Nein. Ich bin froh, dass du ihn nicht eingelöst hast. Eigentlich hat uns das viele Geld doch ohnehin nie richtig glücklich gemacht, oder?«
»Nein«, bestätigte Joe. »Es hat uns eher unglücklich gemacht. Außerdem möchte ich mich noch für etwas entschuldigen: Du hast mir meine Hausaufgabe in die Schule gebracht und ich habe dich angeschrien, dass du mich blamiert hast. Bob hatte Recht. Ich habe mich manchmal wie ein Luxussöhnchen aufgeführt.«
Dad kicherte. »Nur ein kleines bisschen.«
Joe hinternhoppelte etwas näher an seinen Dad heran. Er brauchte eine Umarmung.
In diesem Moment kamen zwei kräftige Kerle ins Zimmer. »Wir müssen die Matratze mitnehmen«, verkündete der eine.
Die Spuds leisteten keinen Widerstand. Sie standen auf, damit die Männer den letzten Gegenstand des Raumes hinaustragen konnten.
Dad beugte sich vor, um seinem Sohn etwas ins Ohr zu flüstern: »Wenn es in deinem Zimmer etwas gibt, das du noch haben möchtest, mein Junge, dann solltest du es jetzt holen.«
»Ich brauche nichts, Dad«, antwortete Joe bestimmt.
»Irgendetwas muss es doch geben. Eine Designer-Sonnenbrille, eine goldene Uhr, den iPod …«
Sie sahen zu, wie die beiden Möbelpacker die Matratze hinaustrugen. Jetzt war Mr Spuds Schlafzimmer restlos leer.
Joe dachte kurz nach. »Etwas gibt es vielleicht doch …«, meinte er dann und verschwand.
Mr Spud stellte sich ans Fenster. Hilflos sah er zu, wie die Männer in den Lederjacken alles hinaustrugen, was er besessen hatte: Silberbesteck, Kristallvasen,antike Möbel … einfach alles. Und es auf die Laster luden.
Kurz darauf kam Joe zurück.
»Hast du noch etwas holen können?«, fragte Dad interessiert.
»Nur das hier.«
Joe streckte die Hand vor und zeigte seinem Vater die armselige kleine Klorollen-Rakete.
»Wie kommst du denn darauf?«, fragte Dad. Er konnte gar nicht fassen, dass sein Sohn dieses alte
Ding aufbewahrt hatte. Und dass es das Einzige war, was er aus der Villa behalten wollte, konnte er schon gar nicht verstehen.
»Es ist das schönste Geschenk, das du mir je gemacht hast«, sagte Joe.
Dads Augen verschleierten sich mit Tränen. »Aber es ist doch nur eine Klorolle mit einem anderen Stück Klorolle obendrauf«, stammelte er.
»Ich weiß«, sagte Joe. »Aber es ist mit Liebe gebastelt worden. Und das bedeutet mir mehr als all das teure Zeug, das du mir gekauft hast.«
Dad bebte geradezu vor Ergriffenheit und er schlang seine kurzen, dicken, behaarten Arme um seinen Sohn. Daraufhin schlang Joe seine kurzen, dicken, etwas weniger behaarten Arme um seinen Dad und lehnte den Kopf an seine Brust. Er fühlte, dass sie vor Tränen ganz nass wurde.
»Ich hab dich lieb, Dad.«
»Ebenfalls … ich meine, ich habe dich auch lieb, mein Sohn.«
»Dad?«, fragte Joe vorsichtig.
»Ja?«
»Magst du Hackbraten zum Abendessen?«
»Das ist das Köstlichste, was ich mir vorstellen kann«, antwortete Dad mit einem Lächeln.
Vater und Sohn hielten einander eng umschlungen.
Und endlich, endlich hatte Joe alles, was er sich je in seinem Leben gewünscht hatte.
NACHBEMERKUNG
Wie ging es denn mit den Leuten aus der Geschichte weiter?
Mr Spud schmeckte der Hackbraten von Bobs Mum so gut, dass er sie heiratete. Seitdem gibt es jeden Abend Hackbraten.
Joe und Bob blieben nicht nur beste Freunde. Durch die Heirat ihrer Eltern wurden sie auch noch Stiefbrüder.
Sapphire verlobte sich mit einer ganzen Fußballmannschaft aus der ersten Liga.
Raj und Mr Spud entwickelten miteinander eine ganze Reihe von Ideen, von denen sie hofften, dass sie dadurch Zillionäre würden. Zum Beispiel einen Schokoriegel aus fünf Einzelteilen, einen Schokoriegel im »Queen-Size«-Format (also die Größe zwischen normaler Größe und Riesenriegel) und Pfefferminz mit Curry-Geschmack. Bis zum jetzigen Zeitpunkt haben ihnen diese Erfindungen nicht einen einzigen Penny eingebracht.
Welcher der Grubbs das Mädchen und welcher der Junge war, hat nie jemand herausgefunden. Nicht mal ihre Eltern. Irgendwann hat man sie nach Amerika geschickt, in eine Erziehungsanstalt für junge Straffällige.
Mr Dust, der Schuldirektor, zog
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