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Bin isch Freak, oda was?!: Geschichten aus einer durchgeknallten Republik (German Edition)

Bin isch Freak, oda was?!: Geschichten aus einer durchgeknallten Republik (German Edition)

Titel: Bin isch Freak, oda was?!: Geschichten aus einer durchgeknallten Republik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Möller
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Problem darstellen, denn es ist schließlich Ihr Leben, aber dennoch erscheint es mir fragwürdig, auf derlei Angebote hereinzufallen. Sind Sie vielleicht ein Freund satter Motorengeräusche und haben den Auspuff Ihres Fahrzeugs entsprechend umgebaut? Auch dann ist Freakstufe gelb erreicht: Sie schaden zwar noch niemandem massiv, aber gehen Ihrer Umwelt – je nach Umgebung und Uhrzeit – schon mächtig auf den Keks. Oder sind Sie vielleicht Raucher? Auch dann fallen Sie in diese Kategorie, denn solange Sie Ihre Glimmstängel nur in gekennzeichneten Raucherbars oder im Freien genießen, schaden Sie damit lediglich sich selbst, nicht aber Unbeteiligten.
    Spätestens aber, wenn Freakstufe rot erreicht ist, ist Schluss mit lustig. Dazu zählen alle freakigen Überzeugung oder Verhaltensweisen, die massiv in das Leben anderer eingreifen oder deren Interessen und Rechte verletzen . Rauchen Sie beispielsweise regelmäßig in Wohnräumen und zwingen andere damit zum Passivrauchen? Mutieren Sie hinterm Steuer Ihres Autos vielleicht zum aggressiven Hobby-Rennfahrer? Dann gefährden Sie das Leben anderer und sollten Ihr Verhalten gründlich überdenken.
    Freaks auf diese Weise einzugruppieren, soll also nicht ermitteln, wer aus der Reihe tanzt (denn ein bisschen freaky sind wir schließlich alle), sondern was er mit seinem Verhalten anrichtet . Die Antwort auf die Frage, wann ein Freak zum Problem wird, richtet sich also danach, in welchem Bereich dieser Ampelskala er sich befindet. Natürlich hat unser Verhalten immer Einfluss auf andere, aber es schränkt nicht notwendigerweise deren Rechte oder Freiheiten ein. Und auch, wenn wir damit zunächst einmal nicht rechnen: Es gibt leider zahlreiche Fälle, in denen das Einschränken der Freiheit eines anderen gesellschaftlich vollkommen akzeptiert ist – und in Gesetzen ausdrücklich erlaubt oder eben nicht verboten wird. Schauen wir uns doch am besten drei Beispiele an, die uns alle betreffen: Ernährung, Fortbewegung und Weltanschauung.
    Nach der klassischen Definition gilt ein Veganer ganz klar als Freak: Er unterscheidet sich mit seinen Ernährungsgewohnheiten eindeutig vom Mainstream, und weil diese einer Überzeugung entspringen, beschäftigen sich die meisten Veganer sehr intensiv damit. Im Ampelsystem wären solche Foodfreaks ganz klar im grünen Bereich zu verorten: Mit ihrem Verhalten schränken sie an keiner Stelle die Rechte oder Interessen anderer ein, daher gibt es auch keinen Interessenkonflikt, der zu lösen wäre. Bei Fleischkonsum dagegen, also dem gesellschaftlich mehrheitlich akzeptierten Verhalten, gibt es diesen Konflikt sehr wohl. Mit ihren Ernährungsgewohnheiten greifen Fleischesser massiv in das Leben anderer ein; für sie werden Lebewesen getötet, und als Folge der Nutztierhaltung entsteht eine massive Umweltverschmutzung, die letztlich unser aller Lebensraum zerstört. Auf der Freakampel würde hier also das rote Licht aufleuchten – klingt vielleicht komisch, ist aber so.
    Ich bin mir natürlich darüber im Klaren, dass auf diese Weise ein Großteil unserer Bevölkerung (bis vor Kurzem auch ich und unter Umständen auch Sie!) als Problemfreaks gelten würden. Und genau das ist auch Sinn und Zweck dieses Ampelsystems: Es soll, wie in dem Zitat von Georg Bernard Shaw, das ich diesem Buch vorangestellt habe, die Einordnung in normal und verrückt hinterfragen. Es soll den gewohnten Blick verändern, soll neue Perspektiven schaffen und zum Nachdenken darüber anregen, wessen Verhalten – ganz unabhängig von Gewohnheiten oder Traditionen – einen Interessenkonflikt erzeugt und somit ein Problem darstellt. Beim Fleischkonsum liegt dieser Interessenkonflikt auf der Hand: Der Konsument hat ein Interesse daran, das Fleisch zu genießen, das Tier dagegen hat ein Interesse daran, nicht getötet zu werden. Fragen Sie sich selbst, welches Interesse höher bewertet werden sollte: Das Interesse am Genuss oder das Interesse des Tieres am Leben? Was ist von außen betrachtet gewichtiger: Die Lust auf Milchprodukte oder die Gesundheit und Lebenserwartung einer Hochleistungsmilchkuh? Die Freude am Steak oder die Rettung des tropischen Regenwalds, der täglich für neue Weideflächen oder Nutztierfutteranbau gerodet wird? Und mal ganz ehrlich: Wer von Ihnen bezeichnet sich als Tierfreund, verspeist seine Freunde aber trotzdem regelmäßig? Und mit welcher Begründung sprechen wir »Nutztieren«, die wie wir ein Interesse am (Über)Leben haben, das Recht auf ein

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