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Bin isch Freak, oda was?!: Geschichten aus einer durchgeknallten Republik (German Edition)

Bin isch Freak, oda was?!: Geschichten aus einer durchgeknallten Republik (German Edition)

Titel: Bin isch Freak, oda was?!: Geschichten aus einer durchgeknallten Republik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Möller
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Oberschule?«, will ich nach einem Moment wissen, woraufhin er strahlend lächelt.
    »Ja, züscho, Herr Mülla! Endlisch weg von diesen Mist hier. Sch’kann sie nisch mehr sehen, ja? Diese Opferkinder, die Lehrer. Sie sind alle kaputt …« Er legt seine Hand aufs Herz und schaut mich von unten an. »Du hast rischtisch gemacht, Herr Mülla, wirklisch, glaub mir! Wie war dein Jahr gewesen? Erzähl mal!«
    »Ach, crazy war’s, Khalim«, antworte ich. »Du glaubst ja gar nicht, was dich da draußen alles erwartet!«
    Dann berichte ich ihm im Schnelldurchlauf von meinem schnöden Job als Callcenterboy, dem Besuch auf der Esoterik-Messe, dem Weihnachtsessen mit den Lehrern, meinem Besuch in der Burschenschaft und dem großen Finale in der ehemaligen Kirche. Gespannt hört er mir zu, saugt jede der Geschichten nickend auf. Als ich schließlich vom Fitnessstudio erzähle und die Pumper imitiere, denen beim Gewichtheben fast die Augen aus dem Kopf treten, unterbricht er mich.
    »Sch’weiß, was du meinst, Herr Mülla! Mein Trainer, er’s auch Psüscho, schwör’ma. Er macht nuuuuur Sport, ja?«
    »Und du? Willste auch mal Boxer werden?«
    Spontan lacht er los, dann tippt er sich mit dem Zeigefinger an die Stirn. »Isch? Boxer?« Er dreht den Kopf zu mir und reißt die dunklen Augen weit auf: »Bin isch Freak, oda was?!«
    »Warum eigentlich nicht?« Ich zucke mit den Schultern und lächele ihn an. »Ich bin auch einer – und das ist auch gut so!«



NACHWORT
    L iebe Leserin, lieber Leser,
    während meiner Zeit als Lehrer habe ich mich oft gefragt, wie die elementare Schulbildung in unserem Land so sträflich vernachlässigt werden kann, dass ganze Kohorten der nächsten Generationen als Verlierer ins Erwachsenenleben starten werden. Und das, obwohl es uns weder an finanziellen Mitteln noch an Know-how für ein funktionierendes und gerechtes Schulsystem mangelt. Je länger ich dabei zusah, desto mehr wuchs in mir der Wunsch, meinen Teil zur Verbesserung dieser Situation beizutragen. Das Ergebnis können Sie in meinem ersten Buch Isch geh Schulhof lesen, das die fortgeschrittene Bildungsmisere in Deutschland ungeschminkt schildert.
    Mein geschätzter Kollege Rolf Geier war es schließlich, der den Zustand dieser Institutionen als systemisch bezeichnete: Schule, sagte er, sei immer ein Abbild der Gesellschaft. Was im ersten Moment nach einer banalen Erkenntnis klingen mag, wurde für mich zum Anstoß für das nun vorliegende Buch. Es handelt von den Marotten und Macken der Menschen außerhalb der Schulmauern – und davon gibt es jede Menge! Ich wollte wissen, was für eine Gesellschaft das ist, aus der ein solches Schulsystem hervorgeht.
    Dabei ist dieser kleine Streifzug durch die Republik der Durchgeknallten entstanden, den Sie gerade gelesen haben. Natürlich ist das Spektrum des Sonderbaren noch viel breiter, doch weil ich mich auf einige beispielhafte Freaks beschränken musste, haben es andere nicht in den Text geschafft: die Autotuner, die Gothics, CB -Funker, Brieftaubenzüchter, Verschwörungstheoretiker, Cosplayer, Urban Gardener, Vereinsmeier, Philatelisten, Gourmets, Modellbauer, Kneipensportler, Gamer, Ornithologen, Sexfreaks jeglicher Spielart, Messies, Traveller, Sommeliers, Ostalgiker, Schrebergärtner, Aquaristen … Die Liste der Paradiesvögel, die durch unsere Lande flattern, ließe sich wahrscheinlich noch lange fortsetzen – und genau dazu möchte ich Sie herzlich einladen! Kommen Sie zu mir in die Freak-Republik: Unter www.freak-republik.de können Sie von Ihrem ganz persönlichen Lieblingsfreak erzählen. (Auf der Seite erwarten Sie übrigens noch ein paar multimediale Schmankerl, ein Fragebogen, mit dem Sie Ihren eigenen Freakfaktor herausfinden können, und natürlich: Quellenangaben zu meinen Statements!)
    Doch woran erkennen wir überhaupt, wer ein Freak ist? Und was soll daran eigentlich so schlimm sein? Warum werden Freaks manchmal als Ärgernis oder als Bedrohung wahrgenommen? Und wann sind sie das wirklich?
    Eins nach dem anderen: Um einen Freak zu erkennen, reicht es, zwei Aspekte zu überprüfen. Einerseits gelten wohl diejenigen als Freaks, die durch ihr Äußeres oder ihr Verhalten aus der Masse hervorstechen. Es ist also eine Frage des Umfeldes, wer als normal und wer als freaky eingestuft wird. Jemanden einen Freak zu nennen ist in diesem Zusammenhang meist kein Kompliment, sondern eher die Möglichkeit, Außenseiter zu belächeln, zu beschimpfen oder gar abzuwerten –

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