Bindung und Sucht
A. & Suzuki, J. (1997): The psychobiology of traumatic memory – clinical implications of neuroimaging studies. In: A. Yehuda & A. C. McFarlane (Hrsg.), Psychobiology of posttraumatic stress disorder. New York (New York Academy of Sciences).
Vogelmann-Sine, S., Sine, L. F., Smyth, N. J. & Popky, A. J. (1998): EMDR chemical dependency treatment manual . Honolulu, Hawaii.
Wilson, S. A., Tinker, R. H. & Becker, L. A. (1997). Phantom limb pain treatment with EMDR. Paper, vorgelegt bei der EMDR International Association Conference, San Francisco.
Wolffgramm, J., Galli, G., Thimm, F. & Heyne, A. (2000): Animal models of addiction: Models for therapeutic strategies? Journal of Neural Transmission, 107 (6), S. 649 – 68.
Zweben, J. & Yeary, J. (2006): EMDR in the treatment of addictions. Journal of Chemical Dependency, 88 (2), S. 115 – 227.
ALEXANDER TROST
Drogenabhängige Mütter und ihre Säuglinge –
Interaktionsverhalten und Einstellungen
Die Bedeutung früher Interaktionsprozesse für die kindliche Entwicklung
Neuere Erkenntnisse aus Säuglingsforschung und Neurobiologie betonen die Bedeutung emotionaler, präverbaler Prozesse für die Entwicklung des Gehirns und damit für sämtliche psycho-somatischen Aspekte des Mensch-Seins. Die Entwicklung des kindlichen Gehirns hängt maßgeblich von der frühen Interaktion des Kindes mit seinen primären Bezugspersonen ab (z. B. Schore 2009). Die frühkindliche Regulation wird danach durch das »Ankoppeln« an das Erwachsenengehirn der primären Bezugsperson, durch affektive Kommunikation ermöglicht. Auf der Basis visueller, insbesondere mimischer, sowie auditiver und taktiler Austauschprozesse entsteht ein Gefüge zunächst synchronisierter, später zunehmend dialogischer Interaktionen, das heute als Grundlage der Entwicklung eines stabilen Bindungsmusters gilt. Am Ende des ersten Lebensjahres kann dieses dann im Test der »Fremden Situation« valide erfasst werden.
Eine sichere Bindung gilt heute als entscheidender Resilienzfaktor im Hinblick auf ein gesundes Aufwachsen. Die Ausformung und Stabilisierung sicherer Bindungsmuster hängt davon ab, ob das Kind im frühesten Lebensalter die wiederholte Erfahrung machen kann, dass es in der Lage ist, mit Unterstützung einer primären Bezugsperson neue Anforderungen zu bewältigen, die zu einer Störung seines emotionalen Gleichgewichtes führen. Eine »sichere Basis«, die für die Ausbildung von Urvertrauen notwendig ist, entsteht demnach auf der Grundlage von Resonanzprozessen zwischen Mutter/Vater und Kind. Elterliche Feinfühligkeit, also die Fähigkeit, die kindlichen Signale wahrzunehmen, zu verstehen und prompt wie auch angemessen zu beantworten, ist dabei die Grundlage gelingender Gegenseitigkeit. Die dazu notwendigen »intuitiven elterlichen Kompetenzen« (Papoušek 2009) sind in unserem Verhaltensrepertoire angelegt. Sie sind in der vorsprachlichen Kommunikation zwischen einem Säugling mit einigermaßen guten selbstregulatorischen Fähigkeiten und seiner »hinreichend guten Mutter« (Winnicott 1953) in der Regel gut verfügbar.
Wenn die primäre Bezugsperson sich dem Kind zuwenden kann, hilft sie ihmdurch feinfühliges »Containment« (Bion 1963) über schmerzliche oder frustrierende Erfahrungen hinweg: Sie nimmt die Äußerung des Kindes auf, verarbeitet sie und gibt sie dem Kind in Form leicht verständlicher, prosodisch angemessener Worte und mit emotionaler Unterstützung so zurück, dass das Kind sich in seiner Welt als glaubhaft geschützt erleben kann. Dadurch kann es im explorativen Kontakt mit der Umwelt bleiben. Bei stärkeren Regulationsproblemen auf Seiten des Kindes, z. B. in Bezug auf die Nahrungsaufnahme, den Schlaf-Wach-Rhythmus, die Reizverarbeitung, oder bei manifesten somatischen, neurologischen oder seelischen Störungen misslingt die Kommunikation häufiger. Dies wird durch die primäre Bezugsperson in der Regel mittels »Reparaturepisoden« im Kontakt mit dem Kind kompensiert.
Wenn die Mutter selbst durch psychosoziale Probleme oder eine Erkrankung – vor allem eine psychische oder Suchterkrankung – belastet ist, kommt es immer wieder zu Missverständnissen und Konflikten zwischen ihr und dem Säugling, mit der Gefahr einer negativen »Tönung« der Beziehung, was bis hin zur Misshandlung führen kann. Die Zahl der Reparaturepisoden sinkt drastisch und die Interaktionspartner zeigen mehr depressiv-resignatives oder ärgerlichreizbares Verhalten mit den entsprechenden Auswirkungen
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