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Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Titel: Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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die Farang. Jeder Tag bringt neue Nachrichten darüber, wie die Weißhemden gedemütigt werden. Der Tiger von Bangkok ist jetzt ein Mönch mit rasiertem Kopf und ohne Familie oder Besitz.
    Was wäre, wenn Mr Lake ganz verschwinden würde? Ein anonymes Messer in den Bauch, während er die Straße entlangschlendert vielleicht? Das wäre ein Leichtes. Billig, sogar. Für fünfzehn Baht würde sich Lachender Chan dazu gerne bereiterklären, und der fremde Teufel würde Hock Seng keinen Ärger mehr machen.
    Es klopft an der Tür, und er blickt erschrocken auf. Rasch lässt er das Kontobuch unter dem Schreibtisch verschwinden. »Ja?«
    Mai, das magere Mädchen von der Fertigungsstraße, steht auf der Türschwelle. Sie verneigt sich, und Hock Seng entspannt sich ein wenig. »Khun. Es gibt Probleme.«
    Mit einem Lappen wischt er sich den Schweiß von den Händen. »Ja? Was denn?«
    Ihr Blick schweift unruhig durch das Büro. »Es wäre besser, wenn Sie sich das selbst anschauen.«
    Sie riecht geradezu nach Angst. Die Härchen in Hock Sengs Nacken richten sich auf. Sie ist kaum mehr als ein Kind. Er hat ihr hin und wieder einen Gefallen getan. Sie ist sogar in die engen Schächte unter der Spindel gekrochen, um die Kettenglieder zu untersuchen, bevor sie die Fertigungsstraße wieder in Betrieb nahmen, und hat sich damit wiederholt einen Bonus verdient … und trotzdem, etwas an ihrem Gebaren erinnert ihn an die Malaysier, die über sein Volk hergefallen sind. Damals konnten ihm auch seine Arbeiter, die so loyal und dankbar waren, plötzlich nicht mehr in die
Augen schauen. Wenn er wirklich schlau gewesen wäre, hätte er vorausgesehen, dass das Blatt sich wendete. Hätte begriffen, dass die Tage der malaiischen Chinesen gezählt waren. Dass sogar ein Mann von seinem Format – der freigebig für wohltätige Zwecke spendete und sich um die Kinder seiner Angestellten kümmerte, als wären es seine eigenen – mit einem Bein im Grab stand.
    Und jetzt steht Mai vor ihm und weicht seinem Blick aus. Sind sie gekommen, um ihn zu holen? Heimlich, still und leise? Mit einem harmlos wirkenden Mädchen als Köder? Steht das Ende der Yellow Cards bevor? Geht der Kadaverkönig zum Angriff über? Hock Seng tut so, als ließe ihn das alles kalt, und lehnt sich auf seinem Stuhl zurück. »Wenn du etwas zu sagen hast«, murmelt er, »dann sag es.«
    Sie zögert. Ihre Angst ist unübersehbar. »Ist der Farang hier?«
    Hock Seng wirft einen Blick auf die Uhr an der Wand. Sechs Uhr. »Nein. Der kommt erst in ein oder zwei Stunden. Früher ist er selten da.«
    »Bitte, kommen Sie doch!«
    Es hat ihn also wieder eingeholt. Er nickt. »Ja, natürlich.«
    Er steht auf und geht zu ihr hinüber. Sie ist wirklich hübsch. Natürlich schicken sie ein hübsches Mädchen. Wie harmlos sie wirkt! Er kratzt sich den Rücken, hebt dabei den Saum seines Hemdes an und zieht das Messer hervor. Während er sich ihr nähert, hält er es noch verborgen. Wartet bis zum letzten Augenblick …
    Er packt sie an den Haaren und zieht sie mit einem Ruck zu sich heran. Drückt ihr das Messer an die Kehle.
    »Wer hat dich geschickt? Der Kadaverkönig? Die Weißhemden? Wer?«
    Sie keucht auf, kann sich jedoch nicht befreien, ohne dass er ihr die Gurgel durchschneidet. »Niemand!«

    »Hältst du mich für einen Narren?« Er drückt etwas fester zu, und die Klinge schneidet ihr in die Haut. »Wer ist es?«
    »Niemand! Ich schwöre es!« Sie zittert vor Angst, aber Hock Seng lässt sie nicht los.
    »Möchtest du mir etwas sagen? Oder möchtest du dein Geheimnis für dich behalten? Komm schon, raus damit.«
    Sie ringt verzweifelt nach Luft. »Nein! Khun! Ich schwöre es! Ich habe nichts zu verbergen! Aber … Aber …«
    »Ja?«
    Sie sinkt kraftlos gegen ihn. »Die Weißhemden«, flüstert sie. »Wenn die Weißhemden herausfinden, dass …«
    »Ich gehöre nicht zu den Weißhemden.«
    »Es geht um Kit. Kit ist krank. Und Srimuang. Beide sind krank. Bitte. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Bitte sagen Sie dem Farang nichts. Alle wissen, dass der Farang damit droht, die Fabrik zu schließen. Bitte. Meine Familie braucht … Bitte. Bitte.« Inzwischen schluchzt sie hemmungslos, fleht ihn an, sie zu retten, als wäre das Messer gar nicht da.
    Hock zieht eine Grimasse und zieht das Messer weg. Er fühlt sich plötzlich alt. Was die Angst aus ihm gemacht hat! Jetzt verdächtigt er schon dreizehnjährige Mädchen, dass sie ihn umbringen wollen. Ihm ist übel. Er kann ihr nicht in die

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